Klischees im Black Magician Universum (2)

Nr. 2 Die Drama Queen

„Look at them all“, Dannyl said to Tayend quietly. „It’s like a forest of gigantic trees.“ „Or a thousand swords.“ „Or masts of ships waiting to take souls away.“ „Or an enormous bed of nails.“ – Kapitel 12, The Novice

„And what was all that about selling me to slavers – and for only fifty gold! How insulting!“ „I’m sorry. Would a hundred gold have been more appropriate?“ „No! And you don’t sound particularly sorry.“ – Kapitel 15, The Novice.

The scholar stopped in the middle of the room and swayed, clearly a little drunk. „Looks like you’ve been having a good time,“ Dannyl observed. Tayend sighed dramatically. „Ah, yes. There was good wine. There was fine music. There were even a few rather good-looking acrobats to admire … But I dragged myself away, knowing that I could only escape for a few sweet hours from slaving in the library from my relentlessly demanding Guild Ambassador.“ – Kapitel 4, The High Lord

Ich könnte noch ewig weiterzitieren, denn ich finde diese Tayend-Zitate einfach herrlich. Das war jedoch nicht immer so. Als ich die Trilogie zum ersten Mal gelesen habe, hätte ich um ehrlich zu sein nichts dagegen gehabt, wenn Tayend am Ende gestorben wäre. Ich kann nicht sagen, warum – es war nicht so, dass ich ihn nicht mochte – vielmehr hat er mich einfach genervt.

Inzwischen kann ich das nicht mehr nachvollziehen. Tayend ist einer meiner liebsten Nebencharaktere in der Trilogie. Er ist unheimlich cool und seine Figur bringt Leben in die Dannyl-Storyline. Seine Reise durch die Verbündeten Länder, die sich teilweise ziemlich zäh liest, wäre nicht halb so interessant ohne den Gelehrten. Nicht auf Grund des Pairings, sondern weil Tayend ein so bunter und facettenreicher Nebencharakter ist. Tayend besitzt einen unglaublich großen Wissensschatz, verfügt über ein photographisches Gedächtnis und einen scharfen Verstand. Obwohl er außerhalb der Großen Bibliothek und des Hofes zu Capia schon fast verloren wirkt, liebt er Abenteuer und schreckt vor keiner Gefahr zurück (was jedoch zum großen Teil daran liegt, dass er sie überhaupt nicht einschätzen kann).

Darüber hinaus verkörpert Tayend jedoch auch den absoluten Klischeeschwulen. Es tut mir leid, das so freiheraus zu sagen und entschuldige mich für mögliche politische Inkorrektheit, doch genau das sehe ich in ihm. Er kleidet sich bevorzugt überaus modisch, bunt und figurbetont, wodurch er zuweilen wie ein Paradiesvogel wirkt. Er liebt Parties, Wein und attraktive Männer. Er macht keinen Hehl aus seinen sexuellen Neigungen, weil er sie als das ansieht, was sie sind: etwas Natürliches („There is a … a certainty in me about what is natural and right for me.“ Tayend, Kapitel 29, The Novice). Er ist unglaublich anhänglich, weil er keinen Tag ohne Dannyl sein will. Er hat einen unglaublichen Drang zu Dramatik und ist schnell beleidigt, was ihm zuweilen starke, weibliche Charakterzüge verleiht. Selbst die Tatsache, dass er unglaublich schnell seekrank wird, und dann leidet, als würde er jeden Moment abnippeln, passt in dieses Bild.

Aber darüber hinaus ist er auch ein guter Freund und Gefährte.

Ich habe keine Ahnung, ob Canavan all dies bewusst war, als sie Tayends Figur geschaffen hat. Vielleicht wollte sie auch nur einen typischen elynischen Höfling darstellen, der darüber hinaus zu Dannyls Love-Interest wird, und hat sich dieses Klischees unbewusst bedient. Hätte ich The Novice geschrieben, hätte ich es jedenfalls bewusst eingebaut. Nicht nur, weil ich ihn großartig finde, sondern weil durch ihn eine wunderbare Dynamik in seine und Dannyls Beziehung kommt, auf die ich in einem späteren Blog noch eingehen werde.