Die Muse ist eine Bitch

… und das ist auch gut so

Nach dem NaNoWriMo im November war ich so im dritten Teil meiner Trilogie drin, dass ich sicher war, die Rohfassung in den nächsten zwei Monaten fertigzustellen. Doch während ich nach dem Juli-Camp an akuter kreativer Erschöpfung litt und einer ungeahnten Form von Abschiedsschmerz, weil ich fünf grauenhafte Jahre aus der Vergangenheit meines Lieblingscharakters in einen Monat voll intensiver Erfahrungen zusammengepresst hatte, machte mir dieses Mal die Weihnachtszeit einen Strich durch die Rechnung. Nicht, dass ich diesen magischen Monat voll Weihnachtsfeiern, Weihnachtsmärkten, Adventstees sowie dem abendlichen Gammeln auf dem Sofa unseres dekorierten Wohnzimmers und das Plätzchen backen nicht genossen hätte – zum Schreiben blieb dabei nicht viel Zeit, auch wenn es immerhin 40k geworden sind. Und als es endlich Weihnachten wurde und ich mich auf zwei lange Wochenenden zum Schreiben (die Endschlacht!) freute, war ich einfach nur noch müde und meine Muse der Meinung, sie müsse Winterschlaf halten.

Kurz: Ich bin wieder aus dem Heiligtum von Yukai raus.

Der eine oder andere mag sich jetzt fragen: „Wie kann das sein, dass man so schnell wieder aus einer Story raus ist?“

Die Antwort darauf ist so lächerlich einfach, wie das Problem komplex. Die Story ist voll mit Intrigen, Machtwechseln, neuen Bündnissen und anderen großen Veränderungen, denen meine Charaktere unterworfen sind. In dem einen oder anderen Blogartikel hatte ich bereits erwähnt, dass die politische Lage zwischen den Verbündeten Ländern und Sachaka und Duna im dritten Buch der in Westeros gleichkommt. So sehr ich Martin auch bewundere, so wollte ich ihm in dieser Hinsicht nicht nacheifern. Denn seine komplexen Plots sind einer drei Gründe, warum ich keine Fanfictions zu A Song of Ice and Fire schreibe. Vielmehr ist das Chaos in meinem dritten Buch die Folge der Ereignisse der beiden Vorgängerbände und des Krieges, den König Marika so unbedingt wollte. Ja, ich bekenne mich schuldig, die Büchse der Pandora geöffnet zu haben und ich weiß zum Glück, wie ich sie wieder schließen kann. Doch selbst mit einem riesigen Word-Dokument voll mit Notizen ist es schwierig, geistig voll und ganz in der Story zu bleiben, wenn ich mich ihr nicht jeden Tag intensiv widmen kann.

Dazu kommt noch ein weiterer Punkt: Während meiner Planung für den NaNo wurde mir klar, dass ich einen siebten Erzählcharakter brauchte, der ausgerechnet eine sehr wichtige Rolle spielt und damit hilft, die Büchse wieder zu schließen. Für ihn sind eine Reihe von Szenen in bereits geschriebenen Kapiteln geplant. Allerdings existieren diese Szenen nur in grober Skizze, weil ich einige spätere Ereignisse zuerst geschrieben habe, um ein genaueres Bild davon zu bekommen, wie ich dorthin gelange. Diese Vorgehensweise verwende ich nicht nur bei diesem Charakter, sondern bei allen längeren Stories mit mehr als einem Erzählcharakter. Was ich da tue, ist eine Form des Discovery Writings und die Resultate sind immer wieder spannend und ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich mit ihnen irgendwann alles auf eine wunderbare Weise zusammenfügt.

Leider hat diese Methode mich an den Punkt geführt, an dem ich ohne Überarbeitung nicht mit dem Buch weiterkomme. Aber dazu brauche ich viel Zeit und die Möglichkeit, mich ganz darauf zu konzentrieren. Selbst, wenn meine Muse gerade da wäre, würde mir das nicht viel nützen. Dazu gibt es zu viele Lücken zu füllen und mögliche Unstimmigkeiten zu bereinigen. Doch ich sehe darin keinen Nachteil. Kreativität lässt sich nicht erzwingen und ähnlich wie die Entwicklung eines Programms gründliche Tests erfordert, erfordert das Schreiben eines Buches eine gründliche Überarbeitung. Also nutze ich die unkreativen Phasen für den weniger erfreulichen Teil im Leben eines (Fanfiction-)Autors. Die Zeit ist schließlich nicht verschwendet und ich weiß, dass der Abschluss dieser Trilogie ein guter wird.

Bis dahin muss ich jedoch noch an anderer Stelle etwas Vorarbeit leisten. Die Überarbeitung wird mehrere Monate in Anspruch nehmen und das April-Camp wird diese Phase schon unterbrechen. Damit ich mich ganz auf Das Heiligtum von Yukai einlassen kann, schiebe ich die letzten Korrekturen des zweiten Teils der zwei Könige dazwischen. Der Release beginnt im Februar und wird im 2-Wochen-Rhythmus einige Zeit in Anspruch nehmen. Deswegen will ich alle Kapitel vorab noch einmal am Stück durchgehen (was auch meine Beta freuen wird). Zugleich ist dies auf Grund der Entwicklungen der Charaktere und ihrer Beziehungen untereinander sowie der politischen Lage eine gute Auffrischung für das, was folgt.

Sollte mich die Muse zwischendurch wieder packen (lange halte ich es ohne zu schreiben gar nicht aus), so darf sie sich an meinen sachakanischen Märchen oder meiner Fergun-Badfic austoben, die ich noch immer zu Ende schreiben muss. Oder einer anderen meiner zahlreichen durchgeknallten Badfic-Ideen. Oder, wer weiß, vielleicht führt sie mich auch zum Beginn meiner nächsten Trilogie …

Übrigens: Es ist mir trotz allem gelungen, die Endschlacht über Weihnachten frei nach dem Motto Stirb langsam – jetzt erst recht zu planen. Wenn das mal kein Grund ist, mit der Überarbeitung loszulegen!