Der leere Raum zwischen den Trilogien

Vor zwei Wochen habe ich die letzte Szene von „Das Heiligtum von Yukai“ geschrieben, am vergangenen Wochenende habe ich eine Liste mit kleineren ToDos abgearbeitet und gestern Abend habe ich noch zwei Szenen zusammengeführt. Damit ist die Rohfassung des dritten Bandes meiner Trilogie „Die Bürde der schwarzen Magier“ komplett.

Das Ende kam langsam und schleichend. Nicht in einem tagelangen Rausch, als ich den „Spion“ zu Ende schrieb und sofort mit dem zweiten Teil fortfuhr. Und auch nicht so gemächlich wie bei den „zwei Königen“. Dieses Mal zog es sich über Monate. Dies lag einerseits daran, dass ich viele Szenen der letzten Kapitel im NaNoWriMo letzten November und danach geschrieben hatte, aber auch daran, dass diese Kapitel nötig sind, um nach der großen Endschlacht all die vielen offenen Handlungsfäden zu beenden und die Saat für die zweite Trilogie zu legen. Nach drei Bänden mit jeweils ca. 700000 Wörtern braucht es ein angemessenes Ende, wobei ich davon ausgehe, in der Korrektur einiges davon kürzen zu können. Und ich persönlich finde, in den meisten Geschichten von epischer Länge kommt das Ende viel zu abrupt. Spontan fällt mir nur Der Herr der Ringe ein, wo Tolkien seinen Lesern mehrere Kapitel vergönnt, in denen er über die Zeit nach Saurons Sturz berichtet.

Die Ära der Bürde der schwarzen Magier

Als ich vor knapp sechs Jahren im Oktober 2009 mit den ersten Szenen des „Spions“ anfing, hätte ich mir nicht träumen lassen, ein solches Epos zu schreiben. Damals ging es mir nur um ein alternatives Ende und eine Zukunft für Sonea und Akkarin. Die Idee für ihre Entführung durch Marika kam mir in jener Zeit, doch sonst existierte nichts außer Kitsch, Schmalz und Fluff. Zum Glück habe ich das nicht lange ausgehalten und daher nutzte ich das erste Jahr, um eine Hintergrundgeschichte für Band 1 zu entwickeln. Die Ideen für die beiden Fortsetzungsteile kamen mit der Zeit hinzu. Auch hätte ich mir damals nie träumen lassen, eigene Charaktere zu entwerfen. Danyara war mein erster OC, weil sie etwas Besonderes ist. Alle anderen OCs kamen später hinzu und sind mir ebenso ans Herz gewachsen.

In dieser ganzen Zeit habe ich im schriftstellerischen Sinne eine gewaltige Entwicklung durchlebt. Wenn ich mir heute die ersten Szenen des „Spions“ durchlese (ihr könnt einige ausgewählte Szenen in den beiden Bonuskapiteln dieses Bandes auf FF.de lesen) oder noch ältere Geschichten, dann überrasche ich mich selbst. Meine Ausdrucksweise, die Figuren, das Geflecht der Handlungsstränge, die logischen Zusammenhänge und das Worldbuilding auf den blinden Flecken der Welt – dagegen lesen sich meine älteren Geschichten wie die schriftstellerischen Ergüsse eines Grundschülers.

Und das alles, weil ich so sehr für diese Bücher, ihre Charaktere und ihre Welt brenne. Ohne das hätte ich nie diesen Ehrgeiz entwickelt.

Vor zwei Jahren, als ich gerade angefangen hatte, „Yukai“ zu schreiben, fing ich an, den „Spion“ auf Fanfiktion.de zu veröffentlichen. Ich hatte große Angst runtergemacht zu werden und meine Furcht und meine Selbstzweifel haben erst mit Veröffentlichung des zweiten Bandes allmählich nachgelassen. Weil ich dort gemerkt habe, dass ich auch in der Lage bin, etwas „Eigenes“ zu schreiben. Denn die komplette Kultur der Sachakaner und all die sachakanischen OCs kommen dem Worldbuilding für eine eigene Welt schon ziemlich nahe. Mit „Yukai“ habe ich dieses Worldbuilding weitergeführt, indem ich das Land und die Kultur der Lan und der Duna ausgearbeitet habe. Besonders die Duna spielen in jenem dritten Band eine große Rolle und ihr könnt euch auf eine interessante Begegnung mit ihnen freuen.

Alles in allem hätte ich nicht damit gerechnet, dass meine alternative Fortsetzung gemocht wird. Und auch wenn meine Leserschaft klein ist, ist es zugleich auch überwältigend, dass es Menschen gibt, die eine solche Begeisterung für mein Geschreibsel aufbringen können.

Damals vor sechs Jahren hätte ich mir auch niemals erträumt, mit meinen Geschichten einen Award zu gewinnen (oder besser gesagt gleich drei). Natürlich weiß ich, dass es dabei auch um Beliebtheit geht und Qualität nicht immer zählt, aber wenn meine Geschichten bei einem Award mit Fandoms mithalten können, die Geschichten im fünfstelligen Bereich (und dementsprechend mehr Leser) haben, während „Die Gilde der schwarzen Magier“ auf knapp 300 kommt, muss das etwas bedeuten.

Ich kann kaum glauben, dass ich all das nur durch meine Leidenschaft vollbracht habe*

Nach sechs Jahren ein solches Werk zu beenden hinterlässt nichtsdestotrotz ein Gefühl von Leere. So, als wäre ich irgendwo im weiten und leeren Raum zwischen zwei Galaxien gestrandet. Ich vermisse die Charaktere, die in dieser Zeit zu ’meinen’ Charakteren geworden sind, und ich vermisse es, über sie zu schreiben. In all der Zeit sind sie zu so etwas wie treuen Begleitern geworden und haben mit mir selbst die schwersten Zeiten überdauert. Manchmal haben sie gelitten, manchmal ich und manchmal haben wir gemeinsam gelitten. Einige habe ich zwischenzeitlich getötet – auch in „Yukai“ wird wieder einmal gestorben und dieses Mal sogar mehr als in den beiden Vorgängerbänden.

Wie geht es jetzt weiter?

Am liebsten würde ich sofort mit der zweiten Trilogie „Das Erbe der schwarzen Magier“ anfangen, aber momentan ist einiges liegengeblieben, was ich erst erledigen will, um das Projekt mit freiem Kopf anzugehen. Außerdem tut es gut, einmal nicht zu schreiben, auch wenn es schwerfällt und zugleich irgendwie schmerzhaft ist. Ich brauche diese Zeit, um meine Gedanken zu sortieren und um neue Ideen reifen zu lassen und um zur Ruhe zu kommen.

Zunächst einmal kümmere ich mich um einige Artikel für diesen Blog und für meine neue Tätigkeit im Schreibmeer-Magazin. Außerdem habe ich einige kleinere Nebenprojekte, die erledigt oder weitergeführt werden wollen. Meine Märchensammlung soll fortgesetzt werden und für Halloween schwebt mir wieder schaurig-schlechte Badfic vor – und mit Badfic meine ich eine Geschichte, die absichtlich schlecht geschrieben ist, und nicht eine Satire, wie die über Fergun (obwohl Badfics bei mir durchaus auch satirischen Charakter annehmen können). Außerdem plane ich für die Adventszeit eine kleine Überraschung. Allerdings kann ich nicht sagen, wie viel ich davon wirklich umsetzen werde, da ich meine Gesundheit in den letzten Monaten zu sehr vernachlässigt habe und Prioritäten setzen muss.

Ab Oktober beginne ich mit der Planung für „Das Erbe der schwarzen Magier“. Einige kurze Szenen und Ideen existieren schon fast so lange, wie die erste Trilogie alt ist. Jetzt, wo die erste beendet ist, füllt sich mein Kopf nach und nach mit Szenen, Dialogen und Ideen für die verschiedenen Handlungsstränge. Auch denke ich darüber nach, welche Charaktere es wohl wann treffen wird, wobei der Tod eines Canon-Charakters schon seit langem fest eingeplant ist.

Mit der Planung beginnen bedeutet zugleich auch, mit dem Schreiben zu beginnen. Spätestens zum NaNoWriMo im November werde ich richtig in das neue Projekt einsteigen. Ab Dezember werde ich zudem die letzten 13 Kapitel von „Die zwei Könige“ ein vorletztes Mal Korrektur lesen (das letzte Mal findet statt, kurz bevor ein Kapitel hochgeladen wird), anschließend beginnt das große Korrekturlesen von „Yukai“. Und natürlich werde ich in dieser Zeit weiter am „Erbe der schwarzen Magier“ arbeiten.

Der Release des dritten Bandes ist für Sommer 2016 vorgesehen. Einige Wochen vorher werde ich euch eine kleine Leseprobe geben. Ein paar Informationen, worauf ihr euch freuen könnt (oder auch nicht), habe ich hier zusammengestellt.

Mit dem Ende von „Yukai“ geht für mich eine Ära zu Ende. Eine Ära, die im Sommer 2009 mit einem neuen Lebensabschnitt begann, und mit diesem endete. Momentan stehe ich irgendwo zwischen etwas Altem und etwas Neuem, von dem ich noch nicht weiß was es ist, so wie ich zwischen den beiden Trilogien vor mich hindrifte. Meine Ideen zu The Black Magician sind noch lange nicht am Ende, sie werden mich noch viele Jahre begleiten, auch dann noch, wenn ich mit dieser zweiten Trilogie fertig bin. Denn ich habe noch viele Ideen für die Zeit vor den Büchern und für ein ganz spezielles Was-wäre-wenn-Szenario.

Ich weiß, vor mir wartet etwas Neues auf mich, auch wenn ich es noch nicht greifen kann. Ich hoffe, es wird so wunderbar, wie das, was ich mir für meine zweite Trilogie ausmale.

* An dieser Stelle sollte ich Canavan wohl dankbar sein, weil sie Akkarin getötet hat, aber das kann ich nicht. Auch wenn ich ohne seinen Tod das alles niemals geschrieben hätte, so hat sie damit etwas auf immer zerstört.