Von D/s-Beziehungen, BDSM und den schwarzen Magiern (Teil 2)

Teil 2 – Akkarin & Sonea

Nachdem ich mich in Teil 1 mit Sachaka und schwarzer Magie im Kontext von BDSM beschäftigt habe, komme ich nun zu dem etwas ’unbequemeren’ Teil. Also liebe Fangirls, entweder ihr lest diesen Artikel nicht oder seid jetzt ganz tapfer.

Die Beziehung von Akkarin und Sonea in The Black Magician ist von einem Machtgefälle geprägt, das zunächst von beiden Seiten widerwillig ist, mit der Zeit jedoch einvernehmlich wird. Auch ohne sich Gedanken über die Figuren und ihre Hintergründe zu machen, zeigt ’The High Lord’, dass die beiden mit einem einvernehmlichen Machtgefälle am besten harmonieren. Machtgefälle bedeutet jedoch nicht zwingend D/s-Beziehung und BDSM-Praktiken. Dennoch halte ich das Zustandekommen dieser in einer langfristigen Beziehung der beiden für plausibler als die möglichen Alternativen. Warum, erkläre ich in diesem Artikel.

Für alle, die noch nichts oder noch nicht viel von mir gelesen haben, aber mit dem Gedanken spielen: Es ist nicht so schlimm, wie dieser Artikel euch vielleicht glauben lässt. Ich stehe nicht so auf Porno und Sexszenen, die nur zum Löcherfüllen dienen. Der Rest von euch darf sich seinen Teil gerne denken.

Wieso sollten Sonea und Akkarin auf BDSM stehen?

Weil ich eine perverse Fanfiction-Autorin bin, die das so will. Weil ich Spaß daran habe, unschuldige Leser zu verderben. Und weil ich zu faul war, mir einen Self-Insert zu schreiben, der es mit Akkarin irgendwo weit jenseits des P18-AVL-Ratings treibt.

Das versteht ihr doch sicher, oder? Ich meine, es ist Akkarin.

Auch als das gefühlt schlimmste Akkarin-Fangirl unter dem Antlitz Gottes würde ich angesichts meines Beharrens auf Canontreue niemals etwas schreiben, bloß weil ich das so will. Tatsächlich wäre es einfacher, einen Self-Insert zu schreiben, als eine Beziehung mit all ihren Höhen und Tiefen aufzubauen und wachsen zu lassen. Wie sich Akkarin und Sonea nach der Schlacht von Imardin in meinen Fanfictions weiterentwickeln, resultiert aus ihren Charakteren und ihrem Miteinander in den Büchern. Weil die Bücher jedoch nur Indizien als Arbeitsgrundlage bieten, habe ich beim Schreiben wieder und wieder hinterfragt, ob die Interpretation und Weiterentwicklung meines persönlichen OTPs mit ihrer Buchvorlage konsistent ist oder ob mein inneres Fangirl gemäß jeglichen Fanfiction-Klischees mit mir durchgeht. Und ich bin an einer ernsthaften Alternative gescheitert, weil das nicht mehr Akkarin und Sonea wäre. Je mehr ich mich mit den beiden beschäftigt habe, desto mehr wurde meine anfängliche Interpretation bestätigt. Besonders die Auseinandersetzung mit Akkarins Vergangenheit in ’Unter tausend schwarzen Sonnen’ hat viel dazu beigetragen.

Meine Interpretation ist also nicht weit hergeholt, sondern hat ihre Berechtigung in den Büchern.

Schauen wir uns zunächst einmal beide im einzelnen an.

Akkarin und seine ’dunkle Seite’

Vom ersten Lesen der Bücher an habe ich Akkarin auf eine angenehme Weise als dominant empfunden. Und das, obwohl ich ihn bis zum Ende von The Novice für den Bösen hielt. Akkarin ist nicht dominant, weil er etwas kompensieren muss – sein Auftreten und seine ehrfurchtgebietende Ausstrahlung erwecken Loyalität und Ergebenheit, seine ruhige und kontrollierte Art bringt ihm den Respekt seiner Mitmenschen ein. Er ist es gewohnt, die Kontrolle zu haben, ohne ein Kontrollfreak zu sein. Das alles macht Akkarin in meinen Augen zum perfekten Dom (ja, ich weiß liebe Fangirls, das wollt ihr nicht hören, aber das ist mir egal). Interessanterweise machen genau diese Dinge Akkarin zugleich zum Fangirl-Objekt zahlreicher weiblicher Leser.

Männer in Führungspositionen, die Autorität und Macht ausstrahlen, sind jedoch nicht zwingend auch im sexuellen Sinne dominant. Dass Akkarin im Privaten anders ist, lässt sich für mich jedoch weder mit seiner Darstellung noch mit seiner Vergangenheit vereinbaren:

Die Beschreibung des Prä-Sachaka-Akkarins (Anführertyp, abenteuerlustig, experimentierfreudig und für kyralische Verhältnisse vermutlich nicht prüde) lässt latente dominante Tendenzen vermuten. Durch Sachaka verliert er seine Unbedarftheit jedoch und dunklere Seiten kommen hervor. Kontrolle wird zu einem zentralen Element in seinem Leben, nachdem man ihm über fünf Jahre hinweg die Kontrolle über dieses genommen hat. Es ist nur natürlich, dass man die Kontrolle nach einer solchen Erfahrung nicht mehr abgeben will.

Dakova knew it. We dared not touch each other. He would have killed us if we had. As it was, he enjoyed tormenting us any way he could. (Kapitel 29, The High Lord)

Mit Andeutungen wie dieser und der Darstellung der sachakanischen Kultur in ’The High Lord’ und ’The Magician’s Apprentice’ braucht es nicht viel Phantasie, um eine realistische Vorstellung davon zu erhalten, wie Dakova seine Bettsklavin und Akkarin wegen ihrer unangemessenen Gefühle gequält hat. Ich würde mich nicht wundern, wenn nicht-einvernehmliche BDSM-Praktiken* dabei eine Rolle gespielt haben. Auch wenn ich davon ausgehe, dass Akkarin nicht aktiv daran beteiligt war, war diese Erfahrung traumatisch und hat seine latenten Vorlieben zugleich auf eine Weise angesprochen, die ihn fortan quält. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies ein weiterer Grund ist, warum er nach Sachaka Junggeselle bleibt.

Wäre der prä-Sachaka-Akkarin auf eine nicht missbräuchliche und moralisch akzeptierte Weise mit diesen Praktiken in Berührung gekommen, so hätten diese ihn wahrscheinlich gereizt. Vielleicht wäre er aus Langeweile oder Experimentierfreudigkeit irgendwann selbst dorthin gelangt. Vielleicht hätte er wiederholt die Frauen gewechselt, weil ihm etwas gefehlt hätte, ohne es benennen zu können. Spätestens nach Sachaka kann er jedoch mit einer Frau, die mit ihm und seiner ’dunklen Seite’, wie er seine Vorlieben zu nennen pflegt, nicht zurechtkommt, nicht dauerhaft glücklich werden. Denn wenn man in einer Beziehung in den Dingen zurücksteckt, die einen als Individuum ausmachen und durch die man sich erst lebendig fühlt, dann vergiftet man damit auf Dauer seine Beziehung und fügt sich selbst erheblichen Schaden zu.

Akkarin braucht eine Frau, die kein willenloses Spielzeug ist. In Sachaka hat er genug gesehen, um das nicht zu wollen. Er braucht eine Frau, die seine Vorlieben nicht nur ergänzt, sondern die ihm auch die Stirn bieten kann, sollte seine ’dunkle Seite’ mit ihm durchgehen.

Und genau das findet er in Sonea.

Wieso sollte Sonea devot sein?

Ja, ich weiß, liebe Fangirls, auch das wollt ihr nicht wissen. Eure Sonea ist stark, stur und rebellisch und hat ihren eigenen Willen. Und wisst ihr was? Meine auch. Zumal devot und stark sein kein Widerspruch ist, im Gegenteil. Aber dazu hatte ich bereits etwas in Teil 1 geschrieben.

Die Buch-Sonea ist aufgeschlossen, furchtlos, alles andere als das liebe Mädchen von nebenan und auf Grund ihres sozialen Hintergrundes halte ich sie nicht für prüde. Ihre Persönlichkeit und ihr späteres Verhältnis gegenüber Akkarin bietet eine gute Grundlage für meine Interpretation:

Sonea findet ihre große Liebe in dem ehrfurchtgebietendsten, mächtigsten und dominantesten Charakter der Trilogie. Ihre zahlreichen Verehrer interessieren sie nicht. Zumindest nicht genug, um nicht allen Risiken zum Trotz eine Beziehung zu führen, während sie Akkarins Novizin ist.

Bemerkenswerter als ihr Männergeschmack ist jedoch, wie sich ihre Einstellung und ihr Verhalten gegenüber Akkarin ändern, nachdem sie die Wahrheit über ihn erfahren hat. Sonea wird bereitwillig zu seiner Quelle, als die Bedrohung durch die Ichani noch nicht akut ist, und sie lässt ihn zu Unterrichtszwecken in ihren Geist. Ihre Furcht verwandelt sich in Ehrfurcht und Respekt, ihre Abneigung in bedingungsloses Vertrauen und ihr widerwilliger Gehorsam in Loyalität und Ergebenheit. Sie folgt Akkarin ins gefährliche Sachaka, just weil ’they sent him to his death’. Selbst da beweist sie ihm ihre Loyalität beweist, indem sie ihn vor einer Dummheit bewahrt. Sie müsste das nicht tun, um Kyralia zu schützen und ihre Gedankengänge zeigen, dass sie nicht nur aus Verliebtheit handelt.

Neben den charakterlichen Grundvoraussetzungen, erfüllt Sonea hier bereits auf nicht-sexueller Ebene auf zahlreiche Aspekte, die man von einer Sub erwarten würde. Nimmt man ihre Gefühle hinzu, ist der Schritt zu dem Bedürfnis, sich Akkarin eines Tages aus Liebe zu unterwerfen, nicht mehr weit. Ich bezweifle, dass Sonea so auf einen anderen Canoncharakter reagieren würde. Zumal die Bücher einige dezente Hinweise bieten, dass sie es anmacht, dass Akkarin so ehrfurchtgebietend ist.

Würde Sonea in eine komplett andere Richtung tendieren, würde sie sich von Männern wie Akkarin instinktiv fernhalten und Typen wie Dorrien, der in meinen Augen ein absoluter Vanilla und ihrer nicht würdig ist, bevorzugen.

Sonea ist eine starke Persönlichkeit. Wenn jemand mit einem Mann wie Akkarin in all seinen Facetten glücklich werden und in einer Beziehung mit ihm aufblühen kann, dann sie.

Die Beziehung von Akkarin und Sonea

Durch ihr Mentor-Novizin-Verhältnis und Akkarins Position in der Gilde ist dieser Beziehung schon ein Machtgefälle aufgeprägt, bevor sie zusammenkommen. Dieses vertieft sich in der ersten Hälfte von ’The High Lord’ und nimmt mehr und mehr nicht-sexuelle Aspekte einer D/s-Beziehung an. Interessant wird dieses jedoch erst dadurch, dass Akkarin und Sonea sich währenddessen ineinander verlieben. Diese Entwicklung bietet das Potential, ihre Beziehung in dieser Hinsicht auszuarbeiten und den Figuren mehr Komplexität zu verleihen. Damit, dass Sonea ein ehrfurchtgebietender Akkarin anmacht und dass dieser sehr experimentierfreudig ist und es vorzieht, die Kontrolle innezuhaben, ist der erste Schritt in Richtung D/s getan.

Ich bin mir nicht sicher, ob Canavan bewusst war, welche Entwicklung ihr Hauptpair hier nimmt, doch ich finde es bemerkenswert, dass sich das D/s-Thema bei ihr durch die Beziehung von Akkarin und Sonea, schwarze Magie und Sachaka wie ein roter Faden zieht.

Aber als Sonea und Akkarin zusammenkommen, ist ihre Beziehung gleichberechtigt!

Richtig. Denn befinden sie sich in einer Ausnahmesituation: Die Gilde hat sie nach Sachaka verbannt. Sie sind aus ihren Rollen herausgelöst und kämpfen um ihr Überleben, wodurch sich das Machtgefälle verringert. Sie streiten vermehrt und ihrem Miteinander geht etwas Essentielles verloren. Zugleich büßt Akkarin mehr und mehr seiner imposanten Persönlichkeit ein und wird zu etwas, das nicht mehr akkarin ist.

Wahrscheinlich wollte Canavan uns damit sagen, dass Liebe alle Wunden heilt. Aber das tut sie nicht. Und hier liegt der Knackpunkt: Es ist konsequent, dass Akkarin auftaut, weil er nach langer Zeit wieder glücklich ist. Denn schließlich wissen wir alle, wie es ist, in den ersten Wochen einer Beziehung vor lauter Verliebtheit ein wenig gehirnamputiert zu sein. Aber Liebe kann nicht alle Wunden heilen. Was Akkarin in fünf Jahren Sachaka durchgemacht hat, wird nicht wieder gut, bloß weil er sich verliebt hat. Sachaka hat ihn geprägt und seine Erlebnisse unter Dakova werden ihn nie vollständig loslassen und zwangsläufig sein Beziehungsleben beeinflussen. Er kann es nur akzeptieren und einen Weg finden, die Veränderungen in sein Leben zu integrieren und das Beste daraus zu machen.

Zur Endschlacht hin wird das Machtgefälle wieder größer. Die Blutjuwelen sind dabei nicht nur ein Symbol für tiefes, gegenseitiges Vertrauen, sondern auch für das Machtgefälle (Akkarin steckt sein Blutjuwel erst viel später anals Sonea das Ihre). Beide Aspekte werden auch durch die Szene symbolisiert, in der sie die Blutjuwelen machen und Akkarin anschließend in ihrem Geist verweilt.

Da Akkarin in den Büchern stirbt, können wir über die weitere Entwicklung dieser Beziehung nur spekulieren. Doch ich vermute, dass Canavan ihre „Liebe heilt alle Wunden“-Nummer durchgezogen hätte, was mit zu dem Happy End beigetragen hätte, das sie um jeden Preis vermeiden wollte. Insofern bin ich froh, dass sie uns das erspart hat, weil ich einen weichgespülten Akkarin nicht ertragen hätte.

Der Verlauf der Beziehung von Akkarin und Sonea in der zweiten Hälfte von ’The High Lord’ ist möglicherweise der Grund, warum in so vielen Fanfictions ein weichgespülter Akkarin eine Vanilla-Beziehung mit Sonea führt. Akkarins Erlebnisse in Sachaka werden durch diese Weichspülung verharmlost, aber diese Schuld liegt weniger bei den Fans als bei Canavan, die dafür den Grundstein legt.

Ich glaube übrigens, dass Akkarin sich hinter dem Wasserfall bezüglich seiner Vorlieben zurückgehalten hat, auch wenn er selbst hier ein wenig dominant wirkt. Angesichts seiner Bedenken mit Sonea zusammen zu sein wäre es nicht fair gewesen, etwas in ihr zu entfesseln, was sie vielleicht niemals ausleben kann. Zudem halte ich ihn für zu verantwortungsbewusst, um gleich beim ersten Mal mit der Tür ins Haus zu fallen. Vielleicht war er so sehr damit beschäftigt, Sonea zu entdecken, dass ihm seine ’dunkle Seite’ für den Augenblick egal war. Vielleicht hat sie vor lauter Glück geschwiegen. Vielleicht ist es ein bisschen von allem.

Spoilerwarnung:

Ab hier diskutiere ich Inhalte aus sowohl den bereits veröffentlichten Kapiteln meiner Fanfictions als auch den Kapiteln und Geschichten, die noch kommen werden. Überlegt euch also gut, ob ihr weiterlesen wollt.

Sonea und Akkarin in ’Die Bürde der schwarzen Magier’ und ’Das Erbe der schwarzen Magier’

In meiner Fortsetzung erhalten Sonea und Akkarin die Chance, ihre Beziehung zu vertiefen und weiterzuentwickeln und das tendiert angetrieben von Akkarin und angesichts der Entwicklung in ’The High Lord’ schon sehr früh in Richtung D/s.

Ein erfahrener BDSMler würde ihre Beziehung im ’Spion’ vermutlich belächeln, weil hier nicht viel passiert und das D/s allenfalls zu erahnen ist. Doch nur so ist es konsequent. Sonea ist gänzlich unerfahren und muss sich ihrer Vorlieben erst bewusst werden, während Akkarin noch keine Gelegenheit hatte, die seinen auszutesten, und zugleich damit hadert.

Vor längerer Zeit hatte ich eine Diskussion mit einer Leserin, die der Ansicht war, dass Akkarin seinen dominanten Part ’falsch’ bzw. nicht gut spielt. Daher möchte ich an dieser Stelle kurz auf ein paar Dinge hinweisen:

Akkarin hat keine Praxiserfahrung mit dieser Art von Sex. Allein, weil er mit seiner ’dunklen Seite’ hadert und nicht weiß, ob er sie dauerhaft kontrollieren kann, täte er besser daran, Sonea wissen zu lassen, auf was sie sich einlässt. Er lässt sie jedoch im Unklaren, weil er fürchtet, sie andernfalls zu verlieren und hält seine ’dunkle Seite’ dementsprechend unter Kontrolle. Sonea ist derweil wie berauscht, weil Akkarin auch im Bett ehrfurchtgebietend ist. Sie hält das Ganze für ein Spiel, das Akkarin nach seinen eigenen Regeln spielt. Sie beide können nicht verhindern, dass Akkarin ihre Oberflächengedanken lesen kann und diese schreien ihm genug entgegen, dass er sich allmählich vorwagt. Das erspart Sonea die Peinlichkeit, ihm ihre Wünsche und Vorstellungen, die sie nicht einordnen kann, mündlich zu kommunizieren. Zugleich stärkt es ihre emotionale Bindung und das gegenseitige Vertrauen – und damit ihre Dynamik.

Außerdem vermischt sich ihre Mentor-Novizin-Beziehung hin und wieder mit ihrer privaten Beziehung, auch wenn sie versuchen, beides zu trennen. Doch da die Machtverhältnisse in beiden Fällen gleich sind, ist das Risiko gegeben. Sonea macht sich zudem häufig einen Spaß daraus, Akkarin im Privaten mit übertriebener Unterwürfigkeit aufzuziehen.

Auch möchte ich auf Folgendes hinweisen, nachdem ich mich in jenem Review zum ’Spion’, das der Auslöser für diesen Artikel war, so sehr darüber geärgert habe:

Akkarin ’dominiert’ Sonea nicht. Akkarin führt.

Dominieren’ hat den negativen Beigeschmack von Unterdrückung, Freiheitsberaubung (und ggf. auch Missbrauch). ’Führen’ hingegen bedeutet Anleiten und Verantwortung übernehmen, ohne den anderen mit der eigenen Autorität zu erdrücken. Das führt dazu, dass Sonea sich Akkarin bereitwillig fügt, ohne dass er viel dazu beiträgt. Sie tut es, weil sie ihn so sehr liebt, dass sie es will. Und das sogar schon ab ’The High Lord’ auf nicht-sexueller Ebene.

Würde Akkarin Sonea ’dominieren’, so würde er ihr in sämtlichen Lebensbereichen Vorschriften machen, ohne dass sie ihm dafür ihr Einverständnis gegeben hat. Es würde weder ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse noch ihren Willen respektieren. Tatsächlich hat Akkarin ein sehr liberales Frauenbild, was sich unter anderem in seinen Ansichten zu Mädchen und Kriegskunst widerspiegelt. Er lässt Sonea mehr Freiheiten, als er als ihr Mentor müsste, und bezieht sie sogar in Gildenangelegenheiten ein, die sie strenggenommen nichts angehen. Er erkennt ihre Selbstständigkeit an, bevormundet und bedrängt sie nicht und versucht nicht, sie zu kaufen. Schon in den Büchern fördert er ihre Entwicklung in Bezug auf ihr Studium und ihre Persönlichkeit, indem er ihr Schwächen abtrainiert und ihre Stärken fördert. Er ist ihr über ihr Studium hinaus ein Mentor. Und auch, wenn ihr das nicht wissen wollt, so sind dies Aspekte, die einen guten Dom ausmachen.

Sonea lässt Akkarin ziemlich deutlich spüren, wenn er eine Grenze überschreitet oder eine Dummheit plant. Und das ist auch gut so, weil Akkarins Kontrollproblem hin und wieder mit ihm durchgeht. Jemand mit weniger Selbstbewusstsein würde sich nicht gegen ihn auflehnen und die Beziehung würde mit der Zeit ungesunde Ausmaße annehmen. Tatsächlich ist Akkarin für Soneas Rebellion sogar dankbar:

Deine Rebellion ist Ausdruck deines Selbstbewusstseins. Dein Selbstbewusstsein ermöglicht es dir, es mit mir auszuhalten, wo die meisten Frauen längst das Weite gesucht oder vor Unglück eingegangen wären. Dein Selbstbewusstsein sorgt dafür, dass wir wieder und wieder aneinandergeraten und uns an unsere Grenzen und darüber hinaus treiben. Sowohl im positiven als auch in negativem Sinne. Dein Selbstbewusstsein macht mich zu einem besseren Menschen. (unkorrigierter Auszug aus ’Das Erbe der schwarzen Magier I – Die Königsmörderin’)

Das Vertiefen der D/s-Beziehung und damit verbundene Schwierigkeiten

Im Laufe von ’Die Bürde der schwarzen Magier’ werden Soneas Vorstellungen von sexueller Erfüllung konkreter – trotz der Art und Weise, wie sie dazu gelangt. Dadurch wird Akkarins ’dunkle Seite’ erstmals zum Streitthema. Plötzlich ist Sonea die mit der größeren Praxiserfahrung. Akkarin muss widerwillig akzeptieren, dass sie nicht mit ihm und in seinem Tempo dorthin gelangt ist. Nichtsdestotrotz wäre das nun seine Chance, seine ’dunkle Seite’ mit ihr in vollen Zügen auszuleben, doch er muss umso mehr fürchten, die Kontrolle darüber zu verlieren und zum Monster zu werden, weil er sich nicht daran gewöhnen konnte, allmählich mehr davon zuzulassen. Ich bezweifle, dass es ihm langfristig guttun würde, seine ’dunkle Seite’ derart zu unterdrücken, wie er es im ’Spion’ tut. Durch die Ereignisse in ’Die zwei Könige’ müssen er und Sonea sich erst auf einem neuen Niveau einspielen, was sich als Herausforderung erweist, weil Soneas Erlebnisse und Akkarins Einstellung zu seiner ’dunklen Seite’ dies erschweren.

Sonea hat jedoch ein ausgesprochenes Talent, Akkarin solange zu bearbeiten, bis er mit seinen Vorsätzen bricht. Sie kann ihn dazu bringen, seine Grenzen nach und nach abzulegen und seine Furcht vor Kontrollverlust zu überwinden. Das, was er zuvor auf ein Spiel, an dem beide Freude haben, reduzieren konnte, könnte nun zu etwas werden, was sie dauerhaft aufrechterhalten und über den Charakter eines Spiels hinausgeht. Damit würden sie ihre Beziehung auf eine neue, noch erfüllendere Ebene bringen.

– Spoiler Ende –

Zur Leserberuhigung

Solltet ihr noch relativ neue Leser sein und jetzt die schlimmsten Horrorvorstellungen haben, so kann ich euch beruhigen. Explizite bzw. pornographischen Szenen oder Hardcore-BDSM entsprechen nicht meinem Stil und würden in diesem Fall die Würde der Figuren verletzen. Überhaupt setze ich lieber auf Anspielungen, als auf viele erotische Szenen, in denen ich zudem lieber auf Gedanken und Gefühle setze, als alles bis ins kleinste Detail zu beschreiben und häufig auch ausblende. Denn so kann der Leser sich den Rest in seiner Phantasie ausmalen.

Auch für die zweite Trilogie ’Das Erbe der schwarzen Magier’ braucht ihr das nicht fürchten, auch wenn sich mein Hauptpair dorthin weiterentwickelt.

Als ich anfing, den ’Spion’ zu schreiben, konnte ich mir nicht vorstellen, dass Akkarin in einer Fanfiction, die nicht irgendwelchen schmutzigen Fangirl-Phantasien entspringt, die Dinge tun würde, die er in ’Das Erbe der schwarzen Magier’ tut. Weil es im ’Spion’ nicht zu ihm und Sonea gepasst hätte. Aber vielleicht versteht ihr jetzt, warum die unsägliche Blümchensexszene, die ich in meinem Artikel zum NaNoWriMo im letzten November erwähnt habe, so grausam zu schreiben war.

Und guter Letzt: Warum ist es Akkarin unangenehm, dass Takan in ihm seinen Meister sehen will, während er keine Schwierigkeiten damit hat, mit einer Frau eine D/s-Beziehung einzugehen?

Weil es zwei völlig unterschiedliche Dinge sind. Einen anderen Menschen zu versklaven widerspricht Akkarins zivilisierten und für sein kulturelles Umfeld fortschrittlichen Grundsätzen. Er lässt Takan seinen Willen, weil er ihn nicht auf zivilisierte Weise davon abbringen kann, dass dieser sein Sklave sein will.

Sexuelle Vorlieben durchzusetzen, wenn die Frau nicht darauf anspricht, wäre für Akkarin ebenfalls ein Verstoß gegen seine Grundsätze. Ich bezweifle, dass Sonea sich das lange gefallen lassen würde. Akkarin bringt sie auf den Geschmack, weil er gewisse Anzeichen in ihren Gedanken sieht, wobei er jedoch darauf achtet, ihr kein Leid zuzufügen, weil das dazu führen würde, dass er mehr mit seiner ‚dunklen Seite‘ hadert.

Akkarin zwingt anderen Personen nur dann etwas auf, wenn ihm keine Wahl bleibt – etwa, weil die Sicherheit der Gilde auf dem Spiel steht und weil er glaubt, es sei der einzige Weg. Aber niemals aus eigennützigen Gründen.

Sonea und Takan sind sich in ihrer Einstellung zu Akkarin, aber auch in ihrem Charakter sehr ähnlich. Aber dazu mehr in einem anderen Artikel.

Zusammenfassung

Sowohl Sonea als auch Akkarin besitzen eine latente Veranlagung zu Submissivität bzw. Dominanz. Akkarins Vorlieben sind ein Produkt aus seiner Vergangenheit und seinem Charakter. Ein Akkarin, der im Privaten nicht dominant ist, ist für mich auf Grund seiner Geschichte und seiner Darstellung in den Büchern undenkbar. Wie weit seine sexuellen Vorlieben in diese Richtung gehen, hängt unter anderem davon ab, wie man sich die Kultur der Sachakaner vorstellt. Doch hier hat Canavan bereits einen Grundstein gelegt. Soneas Vorlieben werden durch Akkarin hervorgeholt und in ’Die zwei Könige’ durch Marika ausgebaut.

Schon vor ihrer intimen Beziehung existiert ein Machtgefälle, das sich auf bemerkenswerte Weise vertieft, als Sonea sich Akkarin anschließt. Erst dadurch wird ihr Verhältnis harmonisch und erhält diverse nicht-sexuelle Aspekte einer D/s-Beziehung. Diese werden jedoch erst durch die gleichzeitig aufkeimenden Gefühle beider Figuren interessant. Würde ihre Beziehung gemäß der zweiten Hälfte von ’The Hígh Lord’ weiterlaufen, würde ich den beiden langfristig keine Chance geben, sofern die Figuren nicht ooc geraten, da eine solche Entwicklung nicht nur unrealistisch ist, sondern auch Akkarins Vergangenheit verharmlost.

Trotz Machtgefälle begegnen Akkarin und Sonea einander auf Augenhöhe, weil ihre Beziehung auf Respekt und Vertrauen basiert. Dadurch büßt Sonea nichts von ihrer Stärke ein, sondern gewinnt an Selbstbewusstsein, wovon ihre Beziehung profitiert.

Danke, wenn ihr bis hierhin durchgehalten habt! Ich hoffe, die beiden Artikel waren nicht zu abschreckend und haben euch geholfen, mein OTP auch ohne große Vorkenntnisse besser zu verstehen. Meine Interpretation ist sicher nicht der Weisheit letzter Schluss, doch ich halte sie in Anbetracht der Buchvorlage als die realistischste. In jedem Fall bin ich auf eure Meinung gespannt!

Bitte entschuldigt die außergewöhnlich lange Wartezeit. Abgesehen von meinem Perfektionismus sind in den letzten beiden Monaten einige Dinge vorgefallen, weswegen ich mich mit der Veröffentlichung nicht mehr wohl gefühlt habe. Und da dieser Artikel ein absolutes Herzensthema von mir behandelt, wollte ich erst sichergehen, dass ich das vor mir selbst rechtfertigen kann.

Herzlichen Dank auch an Ben Lesser fürs Lecken. Ohne dich wäre der Artikel noch immer nicht fertig, auch wenn ich ihn seitdem gefühlte 100 mal überarbeitet habe  😉

Links zu weiterführenden Blogartikeln:

*ist eigentlich ein Widerspruch in sich, da Einvernehmlichkeit eine der Voraussetzungen für BDSM ist.

(8) Kommentare

  1. Helena sagt:

    Aloha,

    auch wenn ich gerade mal wieder weder zum lesen noch kommentieren auf ff.de komme (hoffe das wird zum Wochenende wieder besser), konnte ich es mir nicht nehmen lassen zumindest den Artikel hier zu lesen 😀

    Dazu:
    „(ja, ich weiß liebe Fangirls, das wollt ihr nicht hören, aber das ist mir egal)“
    also äh … Fangirl hier… und ich will das durchaus hören 😀
    es ist nunmal die wahrheit, wer das nicht hören will ist doch kein wirkliches Akkarin-Fangirl oder? 😀

    Ach ja, Dorrien ist und bleibt viel zu lieb für Sonea. Auch wenn er das erst sehr viel zu spät einsieht.

    „Aber als Sonea und Akkarin zusammenkommen, ist ihre Beziehung gleichberechtigt!“

    Ein weiterer Punkt den man dagegen aufführen könnte wäre ja das man nicht zwingend 24/7 das Machtgefälle aufrecht erhalten muss. Ich finde auch in einer guten BDSM geprägten Beziehung bleiben beide ein Stück weit selbstständig und fallen nur in ihre „Rollen“ wenn es in der Situation angemessen ist

    „Sonea hat jedoch ein ausgesprochenes Talent, Akkarin solange zu bearbeiten, bis er mit seinen Vorsätzen bricht.“
    Oh ja, das ist allerdings auch gut so 🙂
    Die Szenen dazu die wir im Detail lesen durften sind im übrigen immer wieder toll =)

    ganz allgemein:
    Abgeschrckt oder erschreckt hat mich der Artikel mit nichten.
    Meine persönliche Sicht auf Akkarin und mein „Gefühl“ beim lesen deckt sich weitestgehend mit deiner Schilderung.

    Ich muss aber auch gestehen, dass es mir bislang nicht bewusst aufgefallen ist, dass Akkarin gegen Ende des Original Buches zum Softi wird… aber ich neige auch hin und wieder dazu Dinge die nicht in mein Bild von Charakteren passt ein bisschen auszublenden …
    Aber ich werde mal, sofern ich Zeit und lust auf die Bücher habe, mal genauer darauf achten 🙂

    Ich hoffe der Artikel hilft unbedarfteren Fangirls dabei „deinen“ Akkarin und „deine“ Sonea ggf besser zu verstehen,.

    Ich persölich finde beide absolut Perfekt so wie sie sind 🙂

    lieben Gruß
    Helena

    1. sagt:

      Hallo liebe Helena,

      Vielen Dank für deinen Kommentar! Und danke, dass du mir zustimmst <3 Überhaupt bin ich überrascht, wie viele Leser es doch gibt, die das genauso sehen, was mir zeigt, dass es nicht nur an irgendeiner verqueren Denke von mir liegt 😀

      "es ist nunmal die wahrheit, wer das nicht hören will ist doch kein wirkliches Akkarin-Fangirl oder?"
      Prinzipiell gebe ich dir damit recht. Denn diejenigen, die die Wahrheit nicht hören wollen, machen aus Akkarin einen weichgespülten Süßholzraspler, wobei sie wahrscheinlich eher Dorrien im Kopf haben. Und wo wir schon beim Thema sind: Dorrien ist ein Idiot 😀

      Ich sehe das genau wie du. In einer guten, funktionierenden BDSM-Beziehung ist das Machtgefälle nicht immer konstant. Ich denke, dass es das auch bei 24/7 nicht zwingend sein muss, wobei ich mich darauf nicht festnageln lassen will. Denn das bedeutet ja nur, dass sie das Machtgefälle mit allem drum und dran konsequent leben, aber es gibt hier sicher auch Situationen, in denen es weniger stark ist. Bei Akkarin und Sonea ist es auch nicht immer gleich hoch. Doch dieser Teil in 'The High Lord', wo sie in Sachaka sind, sind sie komplett aus ihrem Alltag gerissen. Das lässt sich jetzt nicht mit Alltagssituationen vergleichen, wie wenn er ihr Mentor ist, wenn sie Sex haben oder wenn sie sich beim Essen einfach über ihren Tag unterhalten. Das wären für mich z.B. Situationen, in denen das Machtgefälle unterschiedlich wäre.
      Was ich persönlich wichtig finde, wobei das wahrscheinlich auch von dem jeweiligen Paar abhängt, ist dass man in irgendwelchen großen Beziehungsfragen gleichberechtigt bleibt und sich seine Selbstständigkeit insofern bewahrt, dass man vom anderen nicht abhängig ist. Und dass man natürlich jenseits der Beziehung selbstständig bleibt. Das kann allerdings auch in 'normalen' Beziehungen zu einem Problem werden 🙂

      Also man merkt schon, dass Akkarin sich zum Ende der Trilogie hin verändert, wobei es zur Endschlacht hin wieder etwas besser wird. Aber gerade, als sie in Sachaka sind, ist es mir beim letzten Lesen extrem aufgefallen, wie Sonea da teilweise so aufmüpfig ist, dass es an Respektlosigkeit grenzen würde und ich überrascht bin, dass er ihr das durchgehen lässt. Am besten merkt man es, wenn man das Buch anschließend noch einmal von vorne liest oder meinetwegen schon bei 'The Novice' anfängt. Es ist ja in einem gewissen Rahmen auch ok, weil er verliebt ist und sie so komplett aus ihren Rollen gelöst sind.
      Kannst mir ja deine Erfahrung mitteilen, wenn du die Bücher das nächste Mal gelesen hast 😉

      Dankeschön, das hoffe ich auch. Wobei die wahrscheinlich beim Titel schon laufengegangen sind. Vielleicht hätte ich das böse Wort nicht drin verwenden sollen 😀

      Liebe Grüße,
      Sonea

  2. War mir ein Vergnügen 😀

    1. sagt:

      Und mir war es eine Ehre 😉

  3. Little Snowfall sagt:

    Hallöchen Sonea 🙂

    Hier kommt dann endlich auch mal mein versprochener Kommentar du dem Artikel. Bevor ich im Einzelnen auf unterschiedliche Gedanken eingehe, möchte ich auf jeden Fall aber schon einmal sagen, dass mich der Artikel durchaus zum Nachdenken, über die Bücher, gebracht hat – ebenso wie der erste Teil des Artikels. Und je mehr ich darüber nachgedacht habe, desto klarer wurde mir, dass deine Interpretation aufgrund der Bücher durchaus möglich und nicht „zu weit“ hergeholt oder nur durchgehender Fantasie entsprungen ist.

    So, nun aber erst einmal zu Akkarin: in meinen Gedanken war er noch ein bisschen länger, als bis zum Ende von „The Novice“, der Böse. Vielleicht auch, weil ich es nicht in Frage stellen wollte. Aber, was seine Ausstrahlung und sein Auftreten betrifft, stimme ich dir definitiv zu und auch, dass Sachaka ihn in eine Richtung verändert hat, die einen Kontrollverlust zu etwas Unmöglichem macht, sehe ich und finde ich realistisch. In Akkarin nach seiner Zeit in Sachaka einen romantischen Helden, mit dem Sonea in den Sonnuntergang reitet (ist natürlich übertrieben) zu sehen, passt für mich nicht zu seiner Art. In irgendeinem Zusammenhang mit BDSM habe ich ihn beim Lesen nie gesehen, aber als unpassend, oder OOC könnte ich es jetzt nicht einfach abstempeln.

    Weiter geht es mit Sonea: stark, stur, rebellisch und hat ihren eigenen Willen. Da stimme ich dir voll und ganz zu! Genau das ist meine Vorstellung von Sonea. Eine Person, die weiß, was sie möchte und bereit ist dafür alles zu riskieren. Aber eben auch zu geben. Besonders gut gefällt mir der Absatz in dem du beschreibst, wie sich Soneas Einstellung zu Akkarin ändert, weil es noch einmal deutlich zeigt, dass sie nicht auf einmal ihre Furcht vor Akkarin verliert und ihn, einfach ausgedrückt, plötzlich toll findet, sondern dass es eine Veränderung ist, die auch Auswirkungen auf sie hat.

    Zu den beiden als Paar in den Büchern: wenn man die Bücher bis zum Ende liest, trifft man nicht auf das „Problem“ sich zu überlegen, wie die Beziehung der beiden in einem normalen Gildealltag aussieht. Wenn ich es aber nun doch versuche, wird schnell klar, dass die Art Beziehung wie sie in Sachaka dargestellt ist, nicht wirklich realistisch erscheint. Nicht nur, weil das Verhalten während einer Verbannung grundsätzlich anders ist, als „normal“, sondern auch aus den Gründen, die du beschreibst. An der Stelle finde ich übrigens das Adjektiv „akkarin“ sehr praktisch 🙂
    So ungerne ich das auch zugebe, aber die Tatsache, dass Liebe nicht alle Wunden heilen kann, stimmt. Auch wenn die Vorstellung durchaus etwas für sich hätte. Andererseits wäre es mehr als unlogisch, wenn ein paar Tage der Verbannung auf einmal ändern könnten, was Akkarin jahrelang verfolgt. Von daher finde ich den Gedanken, dass seine Zeit in Sachaka ihn für immer beeinflussen wird, richtig und auch notwendig, um ihm gerecht zu werden. Denn seine Zeit dort einfach damit abzutun, dass er sich verliebt und darüber alles vergisst, wäre zu einfach. (Ist natürlich einmal mehr meinerseits überspitzt geschrieben.)

    Deine Fortsetzungen: auch wenn ich mit dem Lesen noch immer hinterher bin, habe ich den Teil des Artikels schon einmal gelesen und zumindest mit dem in Zusammenhang gebracht, was ich schon gelesen habe. Als ich den Spion zum ersten Mal gelesen habe, war ich von der Beziehung der beiden manches Mal irritiert. Weniger, weil ich dachte, dass es nicht passt, sondern mehr, weil ich nicht genau wusste, wie ich das Ganze einordnen soll und wie es mit der Beziehung in „The High Lord“ zusammenpasst. Mittlerweile passt das allerdings deutlich besser 🙂
    Das Gefühl, dass Akkarin Sonea „dominiert“ hatte ich persönlich nie, weil sie dazu viel zu oft Kontra gibt und durchaus in der Lage ist auch ihren Willen durchzusetzen. Ganz davon abgesehen, dass ich mir einen Akkarin, der Sonea so dominiert, dass sie nicht mehr in der Lage ist ihr Leben ohne seine Zustimmung, zu führen nicht vorstellen kann. Nicht nachdem, was er in Sachaka erlebt hat.

    Takan – ein Charakter, der mich so manche Nerven gekostet hat, einfach, weil ich ihn noch immer nicht ganz durchschaue, oder das Gefühl habe ihn zu „einfach“ zu sehen. Aber in Bezug auf diesen Artikel stimme ich dir zu: es ist etwas ganz anderes und nur logisch, dass es Akkarin unangenehm ist, wenn Takan in ihm seinen Meister sieht. Dann dadurch muss er sich zwangsläufig an die Geschehnisse in Sachaka erinnert fühlen und wenn er eins nicht sein will, dann ist es sicherlich ein solcher Meister. Auch wenn Takan ihn ihm nie einen typischen Ichani-Meister sehen würde.

    So, jetzt habe ich hoffentlich nichts vergessen zu schreiben, was ich unbedingt sagen wollte 😀 Ich werde, wenn ich Zeit habe (hoffentlich im Sommer) die Bücher einmal mehr lesen. Diesmal aber mit einem anderen Blick auf Sonea und Akkarin 🙂
    Ganz liebe Grüße! 🙂
    Little Snowfall

    1. sagt:

      Hallo liebe Little Snowfall,

      Wow vielen lieben Dank für deinen ausführlichen Kommentar zu diesem „unsäglichen Blogartikel“ oder besser gesagt, den beiden unsäglichen Blogartikeln 😀

      Danke, dass du das so siehst <3 Ich denke, es ist sicher auch eine Frage, wie viel man sich selbst mit diesen Themen beschäftigt bzw. darüber weiß, um dafür sensibilisiert zu sein. Am Anfang war es bei mir so, dass ich die Dinge, über die ich in beiden Artikeln schreibe und die daraus folgenden Interpretationen intuitiv wahrgenommen habe. Darüber haben sich unter anderem die Beziehung von Akkarin und Sonea oder die Kultur Sachakas beim Schreiben entwickelt, worüber mir weitere Zusammenhänge klarwurden, je mehr ich selbst hinzu erfand, wo es sich „richtig“ anfühlte.

      So richtig aufgehört, Akkarin als den Bösen zu sehen, habe ich auch erst im 3. Buch, und zwar dort, wo er Sonea seine Geschichte erzählt. Davor wurden die Zweifel an seiner offensichtlichen Rolle jedoch immer größer. Ich glaube, dass man einen möglichen Zusammenhang mit BDSM bei ihm auch eher dann sieht, wenn einem das Thema vertraut ist. Bei mir war es wie gesagt am Anfang auch nur intuitiv, weil ich mich auf dieser Ebene noch nie damit auseinandergesetzt hatte. Doch je mehr ich geschrieben und mich mit ihm und seiner Vergangenheit auseinandergesetzt habe, fand ich Erklärungen für meine Intuition. Da wir nicht viel darüber erfahren, wie er sich in einer Beziehung mit einer Frau im Alltag verhalten würde, könnte es auch anders sein, mir fällt es jedoch schwer, ihn mir ’weicher’ vorzustellen, weil das in meinen Augen nicht konsequent wäre.

      Dankeschön! <3 Als Sonea ihre Einstellung gegenüber Akkarin ändert, verändert sich damit auch ihre ganze Sichtweise und sie muss hinterfragen, was sie bis jetzt für richtig hält. Damit geht ein ziemlicher Reifeprozess vonstatten. Gleichzeitig muss sie (und das wird in den Büchern leider unterschlagen) sich auch damit auseinandersetzen, was es bedeutet, einen Mann wie ihn zu lieben. Allerdings hat sie bei diesem Plot auch kaum eine Chance, das zu durchdenken. Ich glaube, das ist ihr nur unterbewusst klar und sie stellt sich dem einfach furchtlos. Wahrscheinlich ist ihn mit all seinen Kanten und dunklen Seiten zu lieben sogar einfacher, nachdem sie ihn für den Bösen gehalten und bis ins Mark gefürchtet hat. Womit wir wieder bei dem Thema „Personen, die man erst nur in einem negativen Zusammenhang kennenlernt“, wären 😉

      Ja, das ist es eben. Wenn man nur die Bücher liest und nicht durchs Schreiben dazu gezwungen ist, braucht man sich damit nicht auseinanderzusetzen. Dass ich bei einem Buch über eine mögliche Fortsetzung nachgedacht habe, ist mir hier überhaupt zum ersten Mal passiert. Ich gestehe Akkarin ein gewisse off-character-Verhalten zu, wenn er verliebt ist und sich in einer Ausnahmesituation befindet. Zumindest bis zu einem gewissen Grad. Würde er in der Verbannung anfangen, Süßholz zu raspeln, wäre das z.B. definitiv zu viel! 😀 Von daher kann ich ihm sein Verhalten während der Verbannung durchgehen lassen, auch wenn ich es nicht gutheißen kann, weil dank des Endes nicht gezeigt werden kann, dass es nur der Situation zu verschulden ist und der Alltag die alten Probleme (wie z.B. Kontrollzwang, Verschlossenheit, den einsamen Wolf spielen etc.) mit sich bringt und diese auch ein Stück in die Beziehung hineinträgt. Evtl. hätte man das zum Ende von ’The High Lord’ hin auch deutlicher machen können.

      Oh, das wusste ich gar nicht, dass die beiden dich im Spion hier und da irritiert haben. Aber gut, dass die beiden Artikel das aufklären konnten! 🙂 Vielleicht wäre es besser, im Spion etwas dazu zu erklären, aber das ist einfach nicht die richtige Stelle. Akkarin hat gute Gründe, es ihr zu verschweigen (zumindest glaubt er das) und da er sich so stark zurückhält, ist es auch nicht wirklich wichtig. Wäre er ein Erzählcharakter, so wäre es für den Leser vermutlich leichter zu verstehen. Nur, dass das nicht ins Konzept passt.
      Ich denke, dass der Unterschied zu ihrer Beziehung in ’The High Lord’ irritierend wirkt und Akkarins Aussage „wir sind wieder in der Gilde“ vielleicht nicht genug erklärt. Mit diesem Wissen, dass ich durch deinen Kommentar erhalten habe, kann ich an dieser Stelle (irgendwo in Kapitel 3 vom Spion) es vielleicht ein wenig deutlicher machen. Es mag nicht den intimen Teil ihrer Beziehung erklären, aber zumindest, warum er wieder mehr wie früher ist.

      Einen solchen Akkarin, der Sonea dominiert, kann ich mir auch nicht vorstellen, weil er sich das selbst nicht verzeihen könnte. Er zwingt anderen seinen Willen nur auf, wenn es nicht anders geht. Dass Sonea sich ihm in vielen Dingen fügt, basiert wie in ’The High Lord’ auf Freiwilligkeit. Denn, wenn sie etwas nicht will, dann wehrt sie sich auch dagegen.

      Mit Takan hatte ich auch lange Zeit meine Schwierigkeiten, wie ich ihn verstehen soll. So richtig wurde mir sein Verhalten erst durch U1000sS bewusst. Irgendwann schreibe ich vielleicht mal einen Artikel über ihn und Sonea im Vergleich, wo einiges vielleicht auch klarer wird, warum er wie handelt.
      Genau das ist auch Akkarins Problem und das macht es für ihn auch so schwer, Takan diesen Freundschaftsdienst zu erweisen, weil er nicht über seinen Willen bestimmen will. Jemandem wie Akkarin fällt es wahrscheinlich schwer, zwischen Dakova und sich selbst in dieser Position zu differenzieren, auch wenn er es eigentlich besser wissen sollte. Nein, das würde Takan nie. Dass er sich Akkarin freiwillig unterwirft, ist meiner Meinung nach auch ein Ausdruck seiner Freundschaft und weil sie sich so lange kennen, weiß er auch, dass Akkarin niemals wie ein Ichani sein würde und es einfach wert ist 🙂

      Nochmals vielen Dank für deinen Kommentar! Es war sehr schön, deine Gedanken zu diesem Thema zu lesen.

      Liebe Grüße <3
      Sonea

  4. Bialei sagt:

    Hallöle Sonea 🙂

    Erst mal möchte ich sagen, dass mich deine fanfiction an sich total bgeistert. Ich bin noch bei „Der Spion“, deshalb bitte nicht spoilern. 😉 Es ist wahnsinning schwierig eine gute fanfic zu finden, die Canavans Ende umschreibt und den Charakteren treu bleibt. Ich kann mir einen Akkarin als Softi nicht vorstellen…

    Um auf deinen Artikel im Speziellen einzugehen: Soweit ich das im Internet gefunden habe, bist du die Erste, die zwischen Akkarin und Sonea eine Art D/s-Beziehung einbringt. Prinzipiell finde ich es einerseits passend und die Art, wie du die Szenen geschrieben hast und auch dein Verständnis einer D/s-Beziehung finde ich wirklich hervorragend. Dahingehend zeigt SoG eindeutig, wie man es nicht machen soll.

    Um aber auf ein paar Argumente einzugehen, die du aufgeführt hast.
    1. Du vergleichst das Verhältnis der Sklaven in Sachaka mit D/s, weil es deiner Meinung nach am ehesten darauf zutrifft. Wenn man das ergänzt um „völlig kranke, verdrehte Auslegung einer D/s-Beziehung“, stimme ich dir zu. Denn, wie du so gut herausgearbeitet hast, bei echtem BDSM geht es um Führung, nicht darum Willen zu brechen, Freiheit zu rauben oder jemanden zu unterjochen. Genau das geschieht ja in Sachaka.
    2. Akkarin und seine Vorlieben: Akkarin ist ein sehr interessanter, vielschichtiger und, ich würde sagen, ambivalenter Charakter. Du bist darauf eingegangen, dass er vor seiner Versklavung ein Abenteurer, Frauenverführer und Draufgänger war, der sich wenig um Regeln geschert hat. Wenn ich an Lorlerns Erinnerungen oder kleine Geschichten von ihm über sich selbst denke, würde ich sofort zustimmen, dass er unter gewöhnlichen Umständen sicher irgendwann D/s als eine erfüllende Spielart für sich entdeckt hätte.
    Nun ist er aber in Sachaka gewesen und hat sich seitdem eindeutig geändert. Sein größter Wunsch ist eine Kontrolle über sein eigenes Leben, wo er sie doch in Sachaka nicht hatte. So würde ich ihn zumindest einschätzen. Seine Aufgabe als Hoher Lord und das Töten sachakanischer Spione ist ein Full-Time-Job. Das bedeutet weiterhin, dass er Kontrolle, Macht, Führung und eine gewisse Dominanz so ziemlich 24h täglich unweigerlich ausübt bzw. ausüben muss. Das hat sich, obwohl er nun andere Aufgaben hat, auch in „Der Spion“ nicht geändert. Ein Aspekt an BDSM ist in sehr vielen Fällen gleich: Die Menschen, egal ob weiblich oder männlich, die in ihrem Berufsleben (bei Akkarin fast 24h) viel Kontrolle und Macht, womöglich Druck, ausüben, müssen als Ausgleich privat die Kontrolle abgeben. (Jetzt bitte nicht kotzen, weil du dir Akkarin als Subbie vorstellst ;D ) Diese innerliche Spannnung, die unweigerlich entsteht, würde den Menschen zerreißen, wenn er sich keinen Ausgleich suchen würde. Demnach würde Akkarin privat eher die Kontrolle abgeben und sich unterordnen, als auch noch privat in diese dominante Rolle zu schlüpfen.
    Das allerdings halte ich für extrem weit hergeholt, weil ihm in diesem Moment sicher die Erlebnisse in Sachaka vor Augen stehen würden. In dem Fall sähe ich Akkarin als Fall für eine langjährige Therapie, die es in Kyralia so schnell nicht geben wird. 😉 Ich könnte mir also auch denken, dass er diese Rolle nicht einnehmen wollen würde, weil aufgrund seiner Erlebnisse, es ein Grauen für ihn wäre, sich noch einmal zu unterwerfen. Das ganze Thema nun auf eine sexuelle Schiene zu heben, egal ob Akkarin nun der führende oder geführte Teil ist, erachte ich als psychologisch äußerst schwierig. Akkarin hätte ein Trauma zu überwinden.
    Dem ließe sich eines entgegensetzen, worauf Akkarin aufgrund seiner Intelligenz möglicherweise kommen könnte, nämlich: Die Sachakaner haben ihm wehgetan. Sie haben es gemacht, um ihm seine Rechte zu nehmen, seine Individualität, sein Selbst. Dass er sich gegen sie gewehrt hat, ist eine gute Sache, denn sie wollten ihm Böses. BDSM zeichnet aus, dass Partner sich gegenseitig Lust und Erfüllung geben wollen, sich Gutes schenken wollen, auf den Anderen achten, seine Wünsche respektieren und sich gegenseitig in der jeweiligen Entwicklung positiv vorantreiben. Ich denke, Akkarin könnte mit Bedürfnissen, die in die D/s-Richtung gehen, durchaus gut leben, wenn er diesen Gedanken akzeptiert. Würde Akkarin aber nun tatsächlich eine Rolle einnehmen, ob nun D oder s, so müsste er meiner Meinung nach, sein Trauma aus Sachaka vollständig überwunden haben. Ansonsten würde er damit sich und seine Partnerin in Gefahr bringen. Zum Beispiel könnte er die Kontrolle verlieren oder seine Vorlieben zu etwas krankhaftem werden, womit er den Leuten in seiner Umgebung schadet.
    3. Sonea und ihre Vorlieben: Hier kann ich auch nur mein Argument des Ausgleichs wieder hervorkramen. Sonea ist als Novizin ständig Respekt, Leistung und einem eindeutigen Machtgefälle unterworfen. Sie lässt sich führen, nicht nur von Akkarin, sondern auch von den anderen Magiern, die sie ausbilden. Demzufolge könnte es sie reizen, auch mal den Ton anzugeben.

    Da ich aber deine Darstellung durchaus mag und akzeptiert habe und erst die obigen Gedanken aufgekommen sind, als ich deine Argumentation gelesen habe, hier einige andere Gedanken:

    Die Beziehung zwischen Sonea und Akkarin ist stark davon geprägt, dass er ihr Mentor ist. Gleichzeitig liebt sie ihn und sie haben Sex. Ihr gelingt es nicht immer, ihre Gefühle gänzlich abzustellen, während er seine Rolle als Mentor voll ausübt. Dementsprechend denke ich, dass sich bei Sonea etwas vermischt: Liebe und Lust und die Ehrfurcht/Angst und der Respekt. Das Gehirn vereint diese Dinge gerne, bis ein Verhalten herausgebildet ist: Mentor = Furcht führt zu Lust. Gewisse, daraus resultierende, Szenarien können anfangs einfach sein: Schüchtere mich ein und meine Lust steigt, bringe mich in ein Machtverhältnis und lebe es aus, während du mir Lust verschaffst bis hin zu einer Lust auf Bestrafung. Natürlich ist es praktisch, dass Akkarin diese Dinge bemerkt, wenn er ihre Gedanken liest und es umsetzen kann, bevor sie sich darüber bewusst wird oder es laut äußern muss. Bilder und Ideen in gewissen Situationen können sehr mächtig sein und Akkarin versteht es, sie zu nutzen.
    Dahingehend hätte ich es gut gefunden, wenn Akkarin öfter bzw. von Anfang an darauf bestanden hätte, dass Sonea ihre Wünsche auspricht. Das erfordert nicht nur, dass man sich mit dem Thema beschäftigt, sondern fördert auch ein Bewusstwerden über sich selbst. Und so kann sie nie denken, er habe sie zu etwas gebracht oder manipuliert. Aus dem Grund fand ich auch die Szene sehr gelungen, als sie ihm mitgeteilt hat, sie würde ihm immer gehorchen. In dieser Szene hast du alles angesprochen, was ich absolut unerlässlich für eine gesunde D/s-Beziehung halte. Auch möchte ich loben, dass du das Führen sehr gut eingefangen hast und dass nur geschieht, was sich Sonea wünscht und ihr Freude bereitet und Akkarin das respektiert. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass Akkarin gerne führt, weil Sonea es sich wünscht und er ihr gerne Freude bereitet, bzw. es ihn befriedigt, ihr Lust zu bereiten.

    Zusammenfassend: Ich mag das Akkarin-Sonea-D/s-Pairing sehr gerne. Gewisse Argumente von dir, hätte ich nicht genommen, um D/s zu rechtfertigen, sondern andere und vorausgesetzt, dass Akkarin einen starken inneren Einstellungswandel erlebt hat und sein Sachaka-Trauma überwunden hat. Ich hoffe aber, ich konnte deinen Blickwinkel noch etwas erweitern. 🙂

    Liebe Grüße,
    Bialei

    1. sagt:

      Hallo Bialei,

      Vielen Dank für diesen ausführlichen Kommentar! Ich finde es toll, dass der Artikel dich so sehr zum Nachdenken angeregt hat und dass du mich an deinen Gedanken teilhaben lässt. Mit einigen der Punkte, die du aufführst, habe ich mich bereits selbst auseinandergesetzt und in meinen Geschichten bzw. anderen Blogartikeln verarbeitet. Aber dazu weiter unten mehr. Auf andere Aspekte hingegen bin ich in diesem Artikel nicht eingegangen, weil sie entweder Bestandteil eines anderen Artikels sind oder mir zu sehr in die Richtung „Und heute, liebe Kinder, erkläre ich euch, was BDSM ist“ und das hätte den Rahmen völlig gesprengt, zumal es genüg Möglichkeiten gibt, sich zu infomieren.

      Die Kombination von BDSM und Psychologie, in diesem Fall nicht oder nur teilweise aufgearbeiteten Traumata, ist in der Tat ein heikles Thema und ich beschäftige mich besonders in Bezug auf Akkarin damit schon eine ganze Weile, weil mir sehr viel daran gelegen ist, mich der Sache nicht auf unsensible Weise zu nähern. Als Autor hat man gegenüber den Lesen eine gewisse Verantwortung und ich möchte weder mehr Unannehmlichkeiten als nötig triggern, noch möchte ich, dass die Leser auf die Idee kommen, etwas nachzumachen, was nicht NSFW ist.

      Ich gehe einfach mal der Reihe nach auf deine Punkte ein:

      1. Zu diesen Thema empfehle ich dir diesen Artikel. Dort geht es darum, dass Canavans Darstellung der sachakanischen Kultur starke Parallelen zu D/s-Beziehungen aufweist. Und dass ich das für meine Geschichten weiter ausgearbeitet habe. Allerdings (und ich hoffe, dass dies in dem Artikel deutlich wird) fehlt es in diesen Beziehungen an Einvernehmlichkeit, sieht man vielleicht von der einen oder anderen Ausnahme ab, wo tatsächlich Liebe im Spiel ist. Ohne diese Einvernehmlichkeit kann man jedoch nicht wirklich von D/s sprechen, auch wenn gewisse Parallelen bestehen. Nichtsdestotrotz zieht sich dieses ganze Thema wie ein roter Faden durch Canavans Darstellung von schwarzer Magie und der sachakanischen Kultur, was mich dazu gebracht hat, dies in meinen Geschichten entsprechend umzusetzen und auszuarbeiten. Vielleicht trifft „ungewollte Romantisierung von Meister-Sklaven-Beziehungen“ das Thema besser, da echtes D/s wie gesagt auf Einvernehmlichkeit basiert.

      2. BDSM ist ein sehr weites Gebiet. So viele unterschiedliche Ausprägungen es gibt, so unterschiedlich sind die Menschen, die es praktizieren. Ich sträube mich dagegen, alle Subs und Doms über einen Kamm zu scheren und zu sagen, dass sie im Privaten zwingend das Gegenteil ihres Alltags-Ich sind. Tatsächlich finde ich es sogar ein wenig bedenklich, wenn man auf diese Weise sein Verhalten kompensieren muss. Denn das gibt es leider auch. Es gibt Menschen, denen es nicht liegt, die Initiative zu ergreifen und die sich von Natur aus lieber führen lassen. Und es gibt Menschen, die geborene Anführer sind, was sie noch lange nicht zu Kontrollfreaks macht. Beides ist ebenso gültig wie deine Version, und solange darüber kein Leidensdruck entsteht, ist dies auch nicht therapiebedürftig. Manche möge den Ausgleich brauchen, andere wiederum sind ohne das glücklich. Wichtig ist jedoch, dass dabei kein Leidensdruck entsteht, weil der Ausgleich fehlt, oder weil der Leidensdruck so hoch ist, dass der Ausgleich krankhafte Züge annimmt.
      Ich sehe Akkarin als geborenen Anführer, wie man anhand seiner Beschreibung als Novize bereits erahnen kann. Allerdings hat nicht einmal er im Alltag die vollkommene Kontrolle. Die eigentliche Executive sind der Administrator und die Gildenversammlungen und selbst als Hoher Lord untersteht Akkarin dem König. Diesem gegenüber ist er sogar so loyal, dass er sich bereitwillig fügt. In meinen Augen lebt Akkarin im Privaten eine andere Form von Führung und Kontrolle, die damit nicht mit seiner Rolle gegenüber der Gilde in Konflikt gerät. Gegenüber der Gilde tut er, was er tun muss, um sie zu schützen – sei es vor den Sachakanern oder vor ihrer eigenen Dummheit. Im Privaten tut er das, was ihm Spaß macht. Akkarin ist ganz sicher kein Kontrollfreak, weder im Privaten noch im „Job“.
      Ich stimme dir sofort zu, dass Akkarin nach Sachaka eigentlich eine Therapie gebraucht hätte. Doch mangels Möglichkeiten, sich anderen anzuvertrauen, musste er irgendwie selbst damit fertig werden. Und bis zu Sonea vergehen immerhin 8 Jahre – viel Zeit um traumatische Erinnerungen und persönliche Vorlieben voneinander zu trennen und aus den negativen Erlebnissen etwas Positives für sich zu ziehen und das auch mit dem Ziel, das entsprechend umzusetzen. Denn schließlich ist der Geist eines Magiers ein sehr mächtiges Werkzeug. Mehr zu diesem Thema findest du auch in diesem Artikel, wo ich mich speziell mit der Frage, wie er trotz Sachaka seine Vorlieben leben kann, auseinandergesetzt habe. Dieser Artikel wurde von einigen meiner Leser als redundant empfunden, aber vielleicht hilft er dir bei dieser Frage ja weiter.
      Darüber hinaus kann ich dir meine Schwarze-Sonnen-Trilogie ans Herz legen, die sich mit Akkarins Entwicklung seit Sachaka, darunter auch mit diesem Thema auseinandersetzt. Teil 1 Unter tausend schwarzen Sonnen kannst du bereits komplett lesen. Teil 2 Schwärzer als die Nacht ist dieses Wochenende erst gestartet.

      Würde Akkarin aber nun tatsächlich eine Rolle einnehmen, ob nun D oder s, so müsste er meiner Meinung nach, sein Trauma aus Sachaka vollständig überwunden haben. Ansonsten würde er damit sich und seine Partnerin in Gefahr bringen. Zum Beispiel könnte er die Kontrolle verlieren oder seine Vorlieben zu etwas krankhaftem werden, womit er den Leuten in seiner Umgebung schadet.

      So gerne ich darauf eingehen würde, kann ich dir an dieser Stelle nur sagen: Lies die Trilogie weiter 😉

      3. Prinzipiell stimme ich dir zu. Sonea ist ein Mensch, der sich führen lässt, weil es in ihrer Natur liegt (und damit auch im Privaten). Allerdings ist sie auch jemand, der gegen Autoritäten rebelliert, wenn sie diese nicht akzeptiert. Sie rebelliert sogar gegen Akkarin in den Büchern und das trotz ihrer Furcht. Sie rebelliert bzw. ergreift die Initiative, wenn sie einen guten Grund dazu hat, den Rest der Zeit zieht es jedoch vor, passiv zu sein. Dass sich bei Sonea der Akkarin, der ihr Mentor und der Akkarin, der ihr Partner ist, vermischen und damit auch das, was sie für diese beiden „Personen“ empfindet, ist so, ja. Allerdings denke ich, dass genau das für sie den Reiz ausmacht, was in den Büchern auch hier und da angedeutet wird. Ich sehe darin keinen Nachteil bzw. dass sich das in irgendeiner Form negativ auf sie auswirken könnte. Sollte Akkarin etwas gegen ihren Willen tun oder womit er ihr Schaden zufügt, so wäre sie die erste, die aufbegehrt und ihm den Kopf zurechtrückt.

      Dahingehend hätte ich es gut gefunden, wenn Akkarin öfter bzw. von Anfang an darauf bestanden hätte, dass Sonea ihre Wünsche auspricht. Das erfordert nicht nur, dass man sich mit dem Thema beschäftigt, sondern fördert auch ein Bewusstwerden über sich selbst. Und so kann sie nie denken, er habe sie zu etwas gebracht oder manipuliert.

      Auch hierzu kann ich nur sagen: Lies weiter 😉

      Mir war nie daran gelegen, die Beziehung von Sonea und Akkarin perfekte D/s-Beziehung zu schreiben. Sie haben nicht unsere Möglichkeiten, sich zu informieren oder mit anderen BDSMlern austauschen. Sie tun, was sie für gut und richtig halten und begehen dabei zwangsläufig Fehler, auch wenn Akkarin sich das eine oder andere mit der Zeit erarbeitet hat oder besser gesagt erarbeiten musste, um mit sich selbst ins Reine zu kommen. Und ich kann dir versprechen, solltest du weiterlesen wollen, das ihnen das hin und wieder auch um die Ohren fliegt.

      Liebe Grüße und vielen Dank für diese interessante Diskussion, es geschieht nicht oft, dass ich jemandem begegne, mit dem ich solche Themen auf Augenhöhe diskutieren kann,
      Lady Sonea

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