Der CampNaNoWriMo Juli 2016 und der Zorn der schwarzen Sonnen

Oder auch: das wohl bis jetzt therapeutischste Camp überhaupt

Mit etwas weniger Verspätung als beim letzten Mal kommt nun hier mein Abschlussbericht zum diesjährigen Sommer-Schreibcamp. Irgendwie hat es sich schon fast nach Tradition angefühlt, dabei über Akkarin zu schreiben. Doch mit diesem Juli ging diese Tradition leider auch zu Ende, weil seine Trilogie hiermit beendet ist.

Teil 3 meiner Akkarin-Trilogie, auf Twitter auch unter dem flapsigen Hashtag #50SoA3 (für ’50 Shades of Akkarin Pt. III’) bekannt, war eine sehr therapeutische Erfahrung. Die Geschichte beginnt einige Monate vor ’The High Lord’ und endet einige Wochen danach, hat ihren Schwerpunkt jedoch während dieses Buches. Abgesehen von der Herausforderung, genug Eigenanteil in und zwischen die Akkarin-Szenen im Buch zu bringen (FF.de verlangt mindestens 2/3 Eigenanteil und ich möchte für mich selbst nicht, dass es eine bloße Nacherzählung ist), wühlt die Lektüre dieses Buches jedes Mal sehr auf.

Dieses Mal war es jedoch eher ein Aufwühlen in Raten, besonders während der letzten 150 Seiten, die ich normalerweise in einem Rutsch durchlese und für dessen Erzählung aus Akkarins Sicht ich inklusive Zwischenszenen etwa eine Woche gebraucht habe.

Häufig wusste ich beim Schreiben nicht, was besser war: Ganze Szenen und Kapitel frei schreiben zu können oder mit der Sicherheit zu schreiben, nicht ins Stocken zu geraten, weil ich eine Szene nur übersetzen, ein wenig umformulieren und mit Akkarins Gedanken auffüllen musste. Beides wurde auf seine Weise nach einer Weile anstrengend. Bei dem Übersetzen der Passagen aus den Büchern fehlte mir sogar manchmal die Motivation, weil mich der Stil, Wortwiederholungen etc. genervt haben, die ich beim Lesen nie so wahrgenommen habe.

Insgesamt denke ich jedoch, dass der Wechsel zwischen neuen und umgeschriebenen/übersetzten Szenen genau richtig war, sonst hätte ich nicht einen durchschnittlichen Wordcount von ca. 6500 Wörtern/Tag erzielt. Nach inzwischen mehr als einem halben Jahr, in dem ich mehr überarbeitet als geschrieben habe, hat das richtig gut getan. Meinen Wordcount konnte ich daher nach einer Woche schon von 100k auf 150k erhöhen und kurz vor dem Tag, bis zu dem das möglich ist, auf 180k, damit es auch ein wenig fordernd bleib.

NaNoStats Endstnd

Ein Teil des Erfolges ist sicher auch meinen Katzen zu verdanken, die mich die meiste Zeit über schreiben ließen. Bis auf das Desaster mit den Kirschen an einem Wochenende (während ich geschlafen hatte, hatten sie Kirschen in der ganzen Wohnung verteilt und der Boden klebte wie sau), waren sie nahezu vorbildlich und lieb und haben sehr viel mehr rumgelegen und geschlafen als Unsinn getrieben als sonst. Kaum, dass das Camp vorbei war, war es damit auch schon wieder vorbei, doch der befürchtete Stress, blieb aus. Sollte das nur der Hitze zu verschulden sein, werde ich im November keine Heizkosten scheuen.

Der Spagat zwischen dem Buch und der eigenen Interpretation

Beim Schreiben sind mir einige interessante Dinge aufgefallen. Dinge, die mir beim Lesen des Buches nie derart ins Auge gesprungen sind. Einiges davon bezieht sich einzig auf das Buch, wie zum Beispiel die Reihenfolge folgender Szenen und Ereignisse:

  1. Akkarin gibt Sonea Lord Lorens Tagebuch zu lesen.
  2. Im Abendsaal wird darüber gesprochen (Lorlen, Jerrik und andere Magier), dass Sonea ab sofort keinen Abendunterricht mehr hat, weil sie müde und unkonzentriert ist. Akkarin bekommt dies in meiner Geschichte über Lorlens Blutjuwel mit. Zu diesem Gespräch schrieb ich außerdem eine Szene, in der Akkarin zuvor mit Jerrik in dessen Büro sprach.
  3. Später am selben Abend gibt er ihr die Geschichte von Tagin zu lesen.
  4. Sonea beobachtet, wie er sich mit Jerrik unterhält und dabei sehr nachdenklich wirkt. Das geschieht an einem Vierttag, als die Magier auf dem Weg in den Abendsaal sind.
  5. Akkarin nimmt Sonea mit zu dem Spion und lehrt sie Gedankenlesen.
  6. Sie will ihm helfen und er kündigt an, ihren Unterricht in Kriegskunst von nun an zu überwachen.

Für mich ergab diese Reihenfolge keinen Sinn. Das Gespräch mit Jerrik müsste eigentlich zwischen 1 und 2 stattfinden. All diese Szenen spielen innerhalb weniger Tage und Soneas Unkonzentriertheit muss sich über einen längeren Zeitraum abspielen, damit sowohl die Lehrer es bemerken und auch Akkarin etwas dagegen unternehmen will. Szene 4 dient im Buch nur dazu, dass Sonea darüber nachdenkt, ob sie Akkarin attraktiv findet. Für die Romanze macht das Sinn, doch wenn man aus Akkarins Perspektive schreibt, passt es nicht mehr, wenn man das Gespräch mit Jerrik sinnvoll einbauen will. Und wegen Kriegskunst (6) kann es nicht, sein, weil das erst später passiert. Zuerst hatte ich daher überlegt, Szene 4 vor 2 zu schieben und Akkarin mit Jerrik vor dem Abendsaal sprechen zu lassen, aber im Abendsaal weiß bereits die halbe Gilde bescheid und Jerrik sagt, Akkarin hätte ihn am Tag zuvor angesprochen. Ich habe das Problem schließlich so gelöst, dass Akkarin sich an dieser Stelle (4) noch einmal erkundigt, wie Jerrik den Stundenplan jetzt umgestellt hat.

Bei seiner Anhörung sagt Akkarin, er würde den Namen des Ichani, der ihn schwarze Magie gelehrt hat, nicht kennen. Da er Sonea erzählt hat, dass es sich bei diesem Mann um den handelte, den Dakova unbedingt tot sehen wollte, ist das unlogisch, weswegen er in meiner Version sagt, dass der Name nichts zur Sache tut.

Wieder andere Dinge sind Diskrepanzen in seinem Verhalten zwischen meiner Version und den Büchern, bis ich nicht mehr wusste, ob er bei mir oder im Buch ooc ist. Da gibt es zum Beispiel diese Szene in den Bergen, bevor sie die Ichani ausspionieren. Akkarin erjagt zwei Vögel und brät sie. Sonea findet derweil Wasser. Akkarin eilt mit den fertigen Vögeln in der Hand hinter ihr her und hält sie hoch nach dem Motto „Sieh mal, ich habe Essen gemacht!“. Ich gestehe ihm eine gewisse OOC-ness in Sachaka zu, weil es eine Ausnahmesituation ist. Aber beim Schreiben dieser Szene kam ich mir vor, als würde ich eine Liebeskomödie schreiben und fragte mich ernsthaft, warum Canavan ihn sich so verhalten ließ.

Solche Details haben mich beim Schreiben regelrecht in den Wahnsinn getrieben. Für Akkarins Verhalten, als er Sonea die Vögel präsentiert, habe ich zum Glück eine witzige Erklärung gefunden.

Gleichzeitig habe ich aber auch festgestellt, wie schwer es ist, eine Romanze zu schreiben und zu beschreiben, wie er sich verliebt. Gerade mit dem Hintergrund, dass er ab Sachaka verstärkt von seinen Erinnerungen an Isara geplagt wird und den Kampf gegen seine ’dunkle Seite’ ausficht. In Bezug auf Letzteres hatte ich meine Schwierigkeiten mit der Szene hinter dem Wasserfall. Zum Glück hatte ich die Szene für einen nicht veröffentlichten OS irgendwann einmal aus Soneas Sicht geschrieben und wusste daher, was in ihr passiert. Nachdem Akkarin sich dreizehn Jahre in Abstinenz üben musste und sein sexueller Horizont sich seitdem erweitert hat, war es bitter, ihm nur Vanillasex zuzugestehen. Alles andere hätte an dieser Stelle jedoch nicht gepasst und mit der Verliebtheit und dem ganzen aufgestauten Verlangen war Schatzi zum Glück leicht zu befriedigen.

Zwischen den offiziellen Szenen gab es immer wieder Szenen mit ihm und Sonea, und auch wenn ich glaube, dass diese Szenen zu ihnen passen, bin ich noch nicht sicher, ob sie zum Buch passen oder sich mehr an dem orientieren, wie sie in meiner Fortsetzung miteinander umgehen. Hier muss ich mich noch einen Weg überlegen, beides miteinander in Einklang zu bringen.

In jedem Fall wird diese Geschichte jede Menge Überarbeitung brauchen, weitere Zwischenszenen, um den Eigenanteil zu erhöhen und noch mehrere Rückblenden zu Akkarins und Lorlens Novizenzeit. Da ich momentan jedoch mit dem Gedanken spiele, den Start von ’Darker Than Black’ (’Schwärzer als die Nacht’) auf das nächste Jahr zu verschieben, versuche ich mir deswegen keinen Stress zu machen.

Die Selbsttherapie

Trotz diverser Fangirlmomente bei Lieblingsszenen im Buch, worunter eigentlich nur meine Follower auf Twitter leiden mussten, verlief das Schreiben eher ruhig und ich konnte mich wirklich auf die Geschichte konzentrieren und die Handlung aus Akkarins Perspektive betrachten. Eine bekannte Geschichte aus einem anderen Blickwinkel zu schreiben, macht sie zu einer anderen Geschichte (etwas, das mich auch hoffen lässt, genug Eigenanteil einbringen zu können). Auch der Endkampf ließ sich auf diese Weise gut schreiben. Jene letzte Camp-Woche, in der ich diesen geschrieben habe, war emotional sehr aufwühlend, woran jedoch weniger konkrete Personen als die Welt im allgemeinen und meine verfluchte Hochsensibität die Schuld trugen.

Das Schreiben der Endschlacht wurde daher zu einer Verarbeitung dieser Themen, während ich zugleich in einer Stimmung war, die es mir erleichterte, gerade diese Art von Szenen zu schreiben. Mit ’The Black Halo’ in Dauerschleife geriet ich dabei in einen Rausch, in dem ich kaum noch etwas anderes machen wollte. Lorlens Tod, der mich während einer Mittagspause ereilte, hat mich eine Weile aus dem Konzept gebracht. Akkarins eigene Sterbeszene hatte ich mir für den Freitagabend aufgehoben. Allerdings musste ich wegen Müdigkeit durch nano-bedingten Schlafmangel den Kampf gegen die letzten drei Ichani unterbrechen und am nächsten Morgen weiterschreiben, weil ich in diesem Zustand nicht in der nötigen Stimmung war. Als es passierte, war ich daher schon mehr als einen Tag geistig damit beschäftigt und dementsprechend war ich anschließend durch. Es war das erste Mal, dass ich beim Töten eines Charakters geweint habe. Und das lag nicht nur daran, dass es erstmals aus der Perspektive des Charakters geschah und ich die Gedanken erfassen musste, die ihm dabei durch den Kopf gingen, sondern auch daran, dass es Akkarin war.

Danach habe ich erst einmal ein paar Stunden etwas anderes gemacht, um meine Tat zu verdauen, bevor ich weiterschreiben konnte. Irgendwie war damit dann auch das letzte Wochenende gelaufen, an dem ich es noch einmal so richtig wissen wollte, weil ich dachte, dass es mit bekannten Szenen einfacher wird. Stattdessen habe ich den halben Sonntag nur prokrastiniert, weil mir plötzlich auffiel, dass ich den schon vor einem Jahr geschriebenen Epilog nicht als solchen verwenden kann. Dafür lagen noch zu viele offene Fäden rum, die ich in dieser Geschichte vernähen wollte, damit man sie unabhängig vom Spion betrachten kann.

Das Camp-Feeling

Wie in jedem Sommercamp machte ich abgesehen von zwei Tagen, an denen ich verschlafen hatte, eine Frühschicht ab 4 Uhr, um vor dem Sport bzw. der Arbeit zu schreiben. Die Katzen haben sich dabei häufig auf meinen Schoß oder ins Körbchen auf dem Schreibtisch gekuschelt. Meine Hymne für die Frühschicht war dabei nicht Kamelot (was ich tagsüber häufig gehört habe), sondern ’Faded’ von Alan Walker, was in den frühen Morgenstunden einfach nur absolut sphärisch klingt.

Frühschicht mit der kleinen Bitch
Frühschicht mit der kleinen Bitch

Ausfallerscheinungen wegen Schlafmangel hatte ich interessanterweise mehr in den ersten anderthalb Wochen, als später. Die Wochenenden dienten dabei jedes Mal zum Ausschlafen und zum Vielschreiben. Wetterbedingt habe ich weniger Zeit auf dem Balkon gebracht, was schade für die Katzen war, aber umso besser für mich, weil ich das Ebook auf den Zweitbildschirm ziehen konnte und keinen Sunblocker brauchte.

Mein einziger ernsthafter Tiefpunkt war am ersten Wochenende, wo ich aus Versehen heißen Tee über mich und meinen Laptop geschüttet hatte und einen Tag auf dem winzigen Netbook mit seiner krüppeligen Tastatur arbeiten musste und fast zwei Kapitel verloren hatte. Zum Glück sprang der Laptop am Tag drauf wieder an und ich hatte alle Texte zurück.

Die Cabin war dieses Mal auch recht entspannt und dieses Mal ging es wirklich in erster Linie um Autorenprobleme. Ich vermisse die Cabin und das tägliche Updaten des Wordcounts jetzt schon. In den Tagen nach dem Camp habe ich die Geschichte beendet und auch sofort gemerkt, dass es wieder langsamer vorwärts geht.

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Die Geschichte, die jetzt den Titel ’Der Zorn der schwarzen Sonnen’ trägt, hat bei dem Camp knapp 205k Wörter erreicht. Mit dem, was ich in den Tagen davor zum Einschreiben und in dieser Woche geschrieben habe, bin ich bei 234k. Ich rechne damit, dass in der für das April-Camp 2017 angedachten Überarbeitung noch 10-15k durch zusätzliche Szenen hinzukommen.

In jedem Fall war auch dieses Camp wieder eine besondere Erfahrung. Ich habe mein Lieblingsbuch aus Akkarins Perspektive geschrieben, habe geweint und ihm das Ende geschenkt, das er verdient hat. Ob es hilft, wenn ich die Bücher erneut lese, weiß ich nicht. Aber es war eine Befreiung. Ich habe herausgefunden, dass ich mit Katzen viel schreiben kann. Und ich habe herausgefunden, dass es möglich ist, die Wohnung trotz Katzen einen Monat lang nicht zu putzen (bis auf die Stellen, wo die Kirschen verteilt waren).

Falls ihr ein paar Textauszüge lesen wollt, besucht meine Facebook-Seite (Link per 1-Click – bitte bedenkt, dass Facebook beim Klicken auf dem Link eure mitgesendeten Daten speichert), die Posts vom Juli enthalten nahezu alle Screenshot und kopierte Passagen, die ich für teilenswert hielt. (Die Leerzeichen sind Absicht, damit ihr nicht unbedacht auf den Link klickt und Facebook eure Daten speichert.)

In der Kategorie Lady Soneas Geschichten gibt es jetzt auch die Seite zur Geschichte.

Wenn sie uns nicht beachtet, können wir auch ruhig faul sein.
Wenn sie uns nicht beachtet, können wir auch ruhig faul sein.

Ausblick

In den nächsten Wochen werde ich einige ToDos an ’Darker Than Black’ erledigen, die mir beim Schreiben von Teil 3 aufgefallen sind und noch nachgetragen werden müssen. Die Entscheidung, ob ich den Start dieser Geschichte wirklich auf das nächste Jahr verlege, wird hoffentlich bald fallen.

Außerdem werde ich noch einmal sprachliche Überarbeitungen am Spion vornehmen. Mir hat die Überarbeitung vom letzten Herbst/Winter schon nicht mehr so gut gefallen, weil ich sehr häufig etwas schreibe wie, dass jemand etwas ’leicht’ tut. Beim Schreiben der letzten Kapitel von ’Der Zorn der schwarzen Sonnen’ sind mir zudem weitere Unschönheiten aufgefallen.

Für das nächste Juli-Camp plane ich eine Geschichte über Akkarin und Lorlen aus Novizen, die aus beiden Perspektiven erzählt wird. Da ich für meine Trilogie so viele Rückblenden aus dieser Zeit geschrieben habe, ist der Reiz groß, über die Eskapaden der beiden mit den Mädchen, Arena-Duellen und jeder Menge anderer Flausen und ihre Begegnungen mit dem ’Ungeheuer’ zu schreiben.