Missetat vollbracht: Die Rohfassung von „Das Erbe 2“ ist fertig!

Am Samstagabend habe ich den Epilog von „Das Erbe der schwarzen Magier II“ aka „Das Erbe 2“ geschrieben. Was im Herbst 2017 begann und mehr als 15 Monate wegen meines englischen Projekts pausieren musste, hat nun eine komplette Rohfassung. Dafür, dass ich mich im März so schwergetan hatte, wieder in die Geschichte reinzukommen und dafür, dass es nach dem April-Camp eher schleppend weiterging, lag ich am Ende doch besser in meinem Zeitplan als erwartet, wobei mir auch mein neuer Teilzeitvertrag und der Schreiburlaub in diesem Monat sehr zugutegekommen sind.

„Das Erbe 2“ umfasst momentan 47 Kapitel mit insgesamt ca. 622k Wörtern (kann sich in der Überarbeitung noch ändern), was deutlich kürzer ist als die Bände der „Bürde“ oder die „Königsmörderin“. Insofern hat sich meine Hoffnung, dass ich durch meine Erfahrungen mit dem englischen Projekt kürzerfassen kann, erfüllt. Die Charaktere haben natürlich allesamt noch ihre eigene Story in der Story, doch ich habe insgesamt das Gefühl, dass ich weniger schwafele und mehr auf den Punkt komme. Wenn man bedenkt, dass ich für das englische Projekt fünf Erzählcharaktere in ca. 200k je Band unterbringe, müsste ich bei „Das Erbe 2“ eigentlich bei 400k rauskommen, hätte ich es genauso machen wollen. Damit hätte die Geschichte aber das eingebüßt, was meine alternative Fortsetzung unter anderem ausmacht: dass die Handlungsstränge der jeweiligen Charaktere auch außerhalb der Haupthandlung exisitieren.

Mittlerweile habe ich für Teil 2 auch einen Titel gefunden:

„Der Feind in ihrer Mitte“

Darüber könnt ihr gerne spekulieren, ohne die Handlung zu kennen, kann es vieles heißen.

Ohne allzu sehr auf den Inhalt einzugehen und damit zu viel von Teil 1 der „Königsmörderin“ vorwegzunehmen, kann ich dennoch ein paar Punkte dazu sagen, was euch in „Das Erbe 2“ erwartet.

  • Das zugrundeliegende Thema dreht sich um sich wiederholende Geschichte bzw. mangelndes Lernen aus dieser und dem Regress in veraltete Ansichten und Lebensweisen. Wie auch schon bei der Königsmörderin, in der es unter anderem auch um Intoleranz und Flüchtlingsthemen geht, habe ich mich hier unbewusst von Zeitgeist beeinflussen lassen und meine Kritik daran durch die Handlungen und Entscheidungen der Charaktere zum Ausdruck gebracht.

  • Paare werden brutal auseinandergerissen.

  • Einigen Charakteren werden schlimme Dinge angetan.

  • Akkarin wird so richtig badass.

  • Sonea entdeckt mit Mitte Dreißig ihr inneres Fangirl und nutzt dieses um Akkarins dunkle Seite zu reizen.

  • Das Objekt von Soneas Gefangirle ist eine Hommage an eine meiner absoluten Lieblingsbuchreihen neben Black Magician.

  • Rothen wird auf seine alten Tage bissig, was sich durch seinen sogenannten „inneren Krieger“ ausdrückt.

  • Regin geht zu einem Seelenheiler.

  • Ein Charakter, der sonst kein Erzählcharakter ist, hat gleich mehrere Gastauftritte.
  • Es gibt Skandale innerhalb der Gilde und darüber hinaus und einer dieser Skandale sorgt für internationalen Ärger.

  • Ein Charakter macht eine nahezu vollständige Wandlung von einem Extrem ins andere durch.

  • Viele neue Charakterkonstellationen sorgen für frischen Wind.

  • Und auch hier gibt es epische Schlachten.

Besonders das Schreiben der eher unangenehmen Szenen hat mir sehr viel Freude bereitet. Darunter fällt auch der Charakter, der diese große Wendung vollzogen hat und den ich darüber so richtig liebgewonnen habe. Und ich freue mich sehr, seine weitere Entwicklung in „Das Erbe 3“ zu schreiben.

Auch bin ich sehr begeistert von dem neuen Nebencharakter, den ich in einem der letzten Kapitel eingeführt habe. Jener Herr ist eine Hommage an meinen liebsten filmischen Antihelden Snake Plissken aus Escape from New York. In meinen Fanfictions ist er ein Kopfgeldjäger, der von Cery angeheuert wird. Damit ihr eine Vorstellung bekommt, füge ich unter diesen Artikel die Szene an, die ich vor ein paar Wochen auf meiner Facebook-Seite talesfromkyralia gepostet habe (dort findet ihr auch andere kleine Ausschnitte, die ich in den letzten Wochen gepostet habe). Er sollte eigentlich erst in „Das Erbe 3“ auftreten, aber mein inneres Fangirl wollte ihn unbedingt schon in Teil 2 kurz einführen. Was soll ich sagen? Ich liebe ihn.

Insgesamt bin ich mit dem Resultat recht zufrieden. Natürlich habe ich eine inzwischen recht längliche Todo-Liste, die ich abarbeiten will, bevor ich die Story komplett überarbeite, inklusive zwei Stellen, bei denen ich noch genau überlegen muss, wie die Handlung von A nach B kommt, doch das sollte mit ein wenig Fleißarbeit in einem Zeitraum von zwei bis drei Wochen erledigt sein.

Wie geht es jetzt weiter?

Bis zum Start des nächsten CampNaNoWriMos sind es noch exakt zwei Wochen. Diese werde ich nutzen, um die noch sehr vage Handlung von „Das Erbe 3“ in meinem Kopf auszufeilen und so weit in eine Kapitelstruktur zu bringen, so dass ich im nächsten Monat schreiben kann, ohne zwischendurch übermäßig viel Plotten zu müssen und sich die Lücken von selbst füllen.

Den Großteil dieser Planung werde ich diese Woche erledigen. Wenn ich in der letzten Juni-Woche wieder arbeiten gehe, wird es sehr viel schwieriger, die dazu nötigen Denkprozesse aufrechtzuerhalten oder nach Feierabend noch die erforderliche Konzentration aufzubringen. Wahrscheinlich werde ich diese letzte Urlaubswoche auch nutzen, um jeden Tag ein paar Punkte meiner Todo-Liste von „Das Erbe 2“ abzuarbeiten, damit ich das nicht alles Anfang August parallel zum letzten Korrekturlesen der ersten Kapitel der „Königsmörderin“ machen muss. Es mag im ersten Moment nicht einleuchtend klingen, aber tatsächlich kann mir das bei der Ausarbeitung der Handlung von Teil 3 helfen. Bei meinem englischen Projekt habe ich damit im vergangenen Jahr gute Erfahrungen gemacht. Das einzig Wichtige ist nur mich nicht ablenken zu lassen und am besten möglichst wenig online zu gehen.

Zum Monatsende hin, wahrscheinlich erst ab dem letzten Freitag, werde ich mich in „Der Erbe 3“ einschreiben. Das wollte ich eigentlich schon in meinem Urlaub tun wollen, allerdings hätte das nur funktioniert, wäre ich noch im Mai mit der Rohfassung von Teil 2 fertig geworden.

Ich freue mich schon sehr auf das Juli-Camp und hoffe, in dieser Zeit möglichst weit zu kommen, da ab August mein englisches Projekt wieder auf dem Plan steht, sobald ich meine Todo-Liste für Teil 2 abgearbeitet habe. Dieser letzte Teil soll ein möglichst epischer Abschluss meiner alternativen Fortsetzung werden. Mit einer nur sehr vagen Vorstellung davon zwei Wochen vor dem Camp bin ich noch gar nicht sicher, inwiefern mir das gelingen wird. Aber immerhin sind die Weichen dafür bereits gestellt.

Je nachdem, wie schnell ich dort weiterkomme und ob meine Testleser bis dahin fertig sind, werde ich im November entweder einen Überarbeitungscamp mit diesem Projekt machen oder an „Das Erbe 3“ weiterschreiben. Das ist jedoch noch völlig offen und hängt letztendlich davon ab, ob ich den nächsten großen Meilenstein für jenes Projekt vorher schaffe.


Und hier noch die unüberarbeitete Szene mit meinem neuen Nebencharakter – wer Easter Eggs aus dem Film findet, darf sie gerne behalten und sich freuen 😉

Als es an der Tür klopfte, legte Cery den Bericht, den er studiert hatte, beiseite. Grinsend steckte Morren den Kopf zur Tür herein. „Er’s jetzt da, Chef.“

Das war schnell gegangen. Scheint, als hat Faren nicht zu viel versprochen … „Bring ihn herein.“

„Mit Vergnügen, Chef.“

Stirnrunzelnd sah Cery auf die sich hinter Morrens massiger Gestalt schließende Tür. Wenn sein Mann über einen Besucher so aufgekratzt war, musste dieser einen ziemlichen Eindruck hinterlassen.

Jetzt bin ich wirklich gespannt …

Wenige Augenblicke später ging die Tür seines Büros erneut auf. Herein trat ein Mann, den Cery auf den ersten Blick für einen von Farens Piratenfreunden gehalten hätte, hätte er nicht seine Akte gelesen. Er trug Stiefel mit zahlreichen Schnallen und zweifelsohne guten Verstecken für Messer und andere Kleinwaffen, eine enge, schwarze Hose und ein weites Hemd, dessen geöffneter Kragen einen muskulösen Oberkörper entblößte. Von seinen Hüften baumelten eine Auswahl von Messern und ein Kurzschwert. Sein halblanges für einen Kyralier ungewöhnlich helles Haar wurde von dem Riemen einer Augenklappe gebändigt. Sein anderes Auge, das rechte, strahlte in einem bestechenden Blau, als würde es ihm auch nicht das kleinste Detail entgehen. Sein ganzes Auftreten strahlte Gefährlichkeit aus.

Hätte Cery nicht die Akte gelesen, hätte er die Kompetenz dieses Mannes angezweifelt. Mit nur einem Auge fehlten ihm sowohl ein halbes Sichtfeld und das Wahrnehmen von räumlicher Tiefe. Es war möglich, das zu kompensieren, aber es war harte Arbeit.
Wie selbstverständlich stiefelte der Mann auf den Stuhl vor Cerys Schreibtisch und ließ sich breitbeinig darauf nieder.

Cery war irritiert, jedoch nur für einen Moment. „Danke, dass du so schnell meiner Anfrage gefolgt bist.“

Der Mann nickte knapp und zog dann eine kleine Schachtel aus seiner Hosentasche. Er fischte eine kleine Wurzel heraus, steckte sie sich in den Mund und verstaute die Schachtel wieder.
Auf seinem Sitz lehnte Cery sich zurück. „Kurren von Plessin, in der Unterwelt auch als Naji bekannt“, sagte er. „Deine Akte ist faszinierend. Eine der besten Palastwachen von König Merin, mit zweiundzwanzig schon zum Captain befördert und Ausbilder neuer Palastwachen. In Ungnade gefallen auf Grund eines Regelverstoßes und eines Diebstahls von Schätzen im Wert von zehntausend Goldstücken. Entkam dem Gefängnis nur knapp, indem er sich in die Unterwelt flüchtete.“ Er klopfte auf die vor ihm liegende Mappe. „Sag mir, Kurren, was hat dir deinen Beinamen eingebracht? Wie du dich aus dieser Situation herausgewunden hast oder das Gift, das du mit deinen Klingen versprühst? Du trägst den Namen eines Diebes, bezeichnest dich selbst jedoch als Kopfgeldjäger. Das zeigt mir, dass du mitspielen willst.“

Der Mann zog kaum merklich die Oberlippe hoch. „Nenn mich Naji.“
Seine Stimme war leise und kontrolliert. Und von einem zischenden Unterton erfüllt, der Cery fragen ließ, ob die Dundawurzel in seinem Mund dafür verantwortlich war oder ob er in seinen Namen hineingewachsen war.

„Also gut“, sagte Cery. „Naji. Bevor ich dich anheuere, würde ich dich gerne näher kennenlernen.“

Najis Nase zuckte. „Anheuern für was?“

„Einen Auftrag.“

„Was für einen Auftrag?“

„Du sollst jemanden für mich finden.“

„Darin bin ich der Beste.“ Naji zog die Dundawurzel aus seinem Mund, lutschte daran und steckte sie wieder hinein.

„Deswegen will ich dich.“

Naji verschränkte die Arme vor der Brust und legte den Kopf auf die Seite. „Wen soll ich für dich finden, Ceryni?“

„Eine Frau. Ungefähr meine Größe, wahrscheinlich eher eine Handbreit kleiner. Zierliche Gestalt.“

„So wie die Kleine, die mich hergebracht hat?“

„Ja.“

„Gorinmist! Willst du mich verarschen?“

„Keine Verarsche“, sagte Cery. „Ich muss diese Frau finden.“

„Was hat sie dir getan?“

„Sie bedroht meine Freunde.“

Naji verdrehte sein Auge. „Ich denke darüber nach.“

Er machte nicht nur keinen Hehl daraus, dass er der Beste war, sondern auch daraus, dass er hohe Ansprüche an seine Aufträge hatte. Wäre die Lage nicht so ernst gewesen, so hätte Cery jemand anderes angeheuert oder die Suche selbst übernommen.

Er beugte sich über seinen Schreibtisch. „Sie ist gefährlich“, sagte er. „Aber nicht so wie mein Messerchen. Sie beherrscht Magie.“

„Magie?“ Gelangweilt sah Naji zu Cerys Aktenschrank. „Das ist ein paar Nummern zu groß für mich.“

„Die Bezahlung ist überaus großzügig“, sagte Cery. „Sieh es als eine neue Herausforderung. Du sollst sie nicht töten. Nur für mich aufspüren.“

Naji beugte sich über den Schreibtisch, sein blaues Auge funkelte gefährlich. „Ich bin Kopfgeldjäger“, zischte er, als hätte Cery ihn beleidigt.

„Dann sollte das Aufspüren kein Problem für dich sein.“ Cery schob ihm eine zweite Mappe über den Tisch. „Hier stehen alle Informationen, die du für den Auftrag brauchst.“

Eine Augenbraue hochgezogen nahm Naji die Mappe vom Tisch und betrachtete sie, als wäre sie ein gefährliches Tier. Dann schlug er sie auf und überflog die Seiten.

„Ich muss darüber nachdenken“, sagte er schließlich und warf die Mappe wieder auf den Tisch.

So viel Arroganz war zu viel für Cery. Er würde ein Wort mit Faren reden, dass er ihn diesbezüglich nicht vorgewarnt hatte. „Jetzt hör einmal zu“, sagte er und beugte sich drohend über seinen Schreibtisch. „Die Frau des Hohen Lords ist meine beste Freundin. Entweder du hilfst mir in dieser Angelegenheit oder König Merin wird morgen früh einen anonymen Brief erhalten, in dem steht, dass der abtrünnige Captain seiner Palastwache sich als Kopfgeldjäger in der Unterwelt versteckt. Habe ich mich klar ausgedrückt, Kurren?“

Naji sprang auf und beugte sich zu Cery, bis ihre Gesichter einander fast berührten. Das blaue Auge funkelte ihn an. Cerys Hand fuhr zu seinem Messer, hoffend dass irgendein Palastwachen-Ehrenkodex, dem der andere Mann noch immer folgte, ihn davon abhielt, ihn in seinem Büro abzustechen.
Schließlich entspannte sich das Gesicht des Kopfgeldjägers. Er warf sein dunkelblondes Haar zurück und ließ sich auf seinen Stuhl zurücksinken.

„Nenn mich Naji“, zischte er. Es klang wie ein Einverständnis.

„Hervorragend!“ Cery lächelte sein Dieb-Lächeln. „Also, Naji. Dann müssen wir jetzt nur noch beide diesen Vertrag unterschreiben.“ Er läutete eine kleine Glocke. „Lana! Wenn du uns bitte assistieren würdest?“