Das Schwiegermonster
Da Kapitel 49 noch nicht sehr alt ist, möchte ich auf eines meiner Lieblingsklischees in meiner Fortsetzung von The Black Magician eingehen: das Schwiegermonster.
Die meisten Frauen werden mit dem Prinzip bereits vertraut sein, weswegen ich mich nicht mit langen Erklärungen aufhalten werde: Die Mütter ihrer Partner stellen sich oft als wahrhaftige Drachen heraus. Meine Mutter hatte eine solche Schwiegermutter, meine Kusine hatte gleich zwei (nacheinander) und auch ich kenne einige Mütter mit leichten bis mittelstarken Drachen-Tendenzen.
Als ich anfing, „Der Spion“ zu schreiben und es allmählich zu dem Teil kam, an dem die Hochzeit näher rückt, begann ich mir Gedanken über Akkarins Familie zu machen. Warum wird sie vorher bis auf eine kurze Stelle nie erwähnt? Und hat seine Vorliebe, die Regeln zu umgehen oder sich zurechtzubiegen, vielleicht etwas mit seinem Elternhaus zu tun? Und wie würde seine Familie darauf reagieren, dass er eine Frau heiratet, die nicht von hoher Geburt und darüber hinaus seine Novizin ist?
Und so erschuf ich das Schwiegermonster (nach dem gleichnamigen Film mit Jennifer Lopez), wobei sicher auch die früheren Erfahrungen meiner Mutter und meiner Kusine eine Rolle spielten.
Ich habe Eliana mitsamt dem Rest von Akkarins Familie bewusst so für meine Fanfiction erschaffen, weil es einen Grund geben musste, warum er als Novize bereits nur Flausen im Kopf hatte und es liebte, sich die Regeln zurechtzubiegen. Außerdem konnte ich mir nicht vorstellen, dass eine zukünftige Schwiegermutter, die aus den Häusern stammt, ihr mit Freundlichkeit und Toleranz begegnet. Nicht zuletzt brauchte ich einen Gegenpol zu Soneas überaus herzlicher Familie und hatte Spaß daran, ein kleineres Familiendrama zu schreiben.
Eliana von Delvon ist arrogant, herrisch und überaus nachtragend und selbstgerecht. Sie lehnt jeden ab, der nicht in ihr perfektes Familienbild passt. Akkarins Schwester ist bei ihr schon lange in Ungnade gefallen, weil sie mit einem Mann aus Elyne durchgebrannt ist und ihn geheiratet hat, statt des Mannes, der für sie vorgesehen war. Ihr anfänglicher Hass auf Sonea kommt noch einmal geballter daher. Nicht nur, weil sie aus den Hüttenvierteln kommt, sondern auch weil Akkarin in ihren Augen einige unverzeihliche Dinge getan hat. Als sein Vater starb, war er in Sachaka, was Eliana ihm sehr übelnimmt. Dabei interessieren sie die wahren Gründe nicht – für sie verschwand er einfach spurlos. Dass er wenig später Hoher Lord wurde, hat sie wiederum stolz gemacht, weil es ihrer Familie und ihrem Haus Ansehen gebracht hat, doch dann wurde die Wahrheit über ihn bekannt, und er und Sonea mussten ins Exil. Und auch hier ist Eliana nachtragend, obwohl er und Sonea Kyralia gerettet haben. Dadurch, dass er ein schwarzer Magier ist, hat Akkarin in ihren Augen Schande über die Familie von Delvon gebracht, und dass er sich wenig später in eine intime Beziehung mit seiner Novizin gestürzt hat, machte die Sache für sie umso skandalöser.
All dies projiziert Eliana mit auf Sonea, weil es so einfach ist, dem Mädchen aus den Hüttenvierteln mit der zwielichtigen Vergangenheit, einen Teil der Schuld zu geben. Zugleich will sie nicht, dass eine Frau mit einer solchen Vorgeschichte in ihre Familie einheiratet, weil das in ihren Augen noch mehr Schande über die Delvons bringt. Ein Mädchen wie Veila hingegen wäre für Eliana die perfekte Schwiegertochter.
Jedoch muss man Eliana auch zugutehalten, dass sie als momentanes Familienoberhaupt um das Ansehen ihrer Familie besorgt ist, das ohne Zweifel unter zwei ihrer Kinder gelitten hat.
Doch auch das größte Schwiegermonster kann gezähmt werden. Der jüngere Akkarin hätte wahrscheinlich einfach nur rebelliert und in einem Anflug von Trotz von seinem Recht Gebrauch gemacht, jede Frau heiraten zu dürfen, die er heiraten will. Doch das mag vor Sachaka so gewesen sein. Akkarin ist an seinen Erfahrungen gereift und strahlt nun die Autorität aus, mit der er sich durchzusetzen vermag. Die Leser meiner FF können nur erahnen, wie der Streit zwischen ihm und seiner Mutter am Ende von Kapitel 49 weitergegangen ist*, doch eines ist ganz sicher: Er wird sie mit seiner üblichen Mischung aus dominantem Auftreten und wohlgewählten Worten zur Vernunft gebracht haben.
*darüber werde ich keine Bonusszene schreiben. Denn die Details dessen sollen sein Geheimnis bleiben 😉