Klischees im Black Magician Universum (5)

Hach, der hier lag schon etwas länger bei mir rum. Vor gestern Abend konnte ich ihn aber nicht bringen.

Viel Spaß damit!

Nr. 5 Der Anführer, der nichts zu sagen hat (FF)

Sonea unterdrückte ein Kichern. „Nein. Und wir wollen doch ganz bestimmt auch nicht, dass Balkans Roben schmutzig werden.“ „Was Luzille wohl dazu sagen würde?“, murmelte Akkarin mehr zu sich selbst. Sonea kicherte erneut. „Sie wäre sicher alles andere als erfreut.“ Kapitel 32, Der Spion

Balkan war der Letzte, der sich seine schwarze Robe überzog und Blutring und Speicherstein erhielt. „So fühlt man sich also als Hoher Lord“, bemerkte er, nachdem er die Robe über seine eigene gezogen hatte. Kapitel 55, Der Spion

Dieses Klischee ist eher ein satirisches. Meine Parodierung von Balkan entstand aus meiner Frustration über das Ende von The High Lord und der Nichtexistenz eines plausiblen Weges, Akkarin so kurz nach seiner Verbannung wieder zum Oberhaupt der Gilde zu machen. Balkan ist ein brillanter Krieger, aber in meinen Augen mangelt es ihm an diplomatischem und politischem Geschick. Für mich ist er eher ein Vertreter der Basta-Politik.

Davon abgesehen ist er alles andere als ehrfurchtgebietend.

Und dann die weißen Roben! Damit hat Canavan mir ohne es zu wissen die perfekte Vorlage für einen Anführer, der von seinen Gefolgsleuten nicht ernstgenommen wird, geliefert. Beim Schreiben dieses Artikels kam mir kurz der Gedanke, dass sie das vielleicht getan hat, weil sie Akkarin insgeheim auch für den einzig wahren Hohen Lord hält. Aber nachdem ich wieder an ihre Einstellung zum Ende der Trilogie und dem, was sie Akkarin in der Fortsetzung posthum antut, erinnert habe (ich verdränge das ja gerne erfolgreich), bezweifle ich das jedoch.

Nichtsdestotrotz habe ich unglaublichen Spaß daran, Balkan in seinen nicht vorhandenen Bart grummeln zu lassen, wenn seine Autorität wieder einmal untergraben wird. Sei es, weil die anderen Magier sich insgeheim über seine weißen Roben lustig machen, weil es Dannyl irritiert, diesen Mann nicht zu fürchten, oder weil Akkarin sich allenthalben über den Willen der höheren Magier hinwegsetzt und seine eigenen Entscheidungen zum Wohl der Gilde trifft.

Um es auf die Spitze zu treiben, hat der arme Balkan nicht nur in der Gilde nichts zu sagen, sondern auch nicht bei seiner Frau (sonst wäre es schließlich nur der halbe Spaß). Obwohl sie keine Magierin ist, hat Luzille in dieser Beziehung im wahrsten Sinne des Wortes die Roben an. Ursprünglich habe ich ihm Luzille nur deswegen zur Seite gestellt, weil ich der Meinung war, dass es noch einen privaten Grund geben muss, warum der „kleine brummige Bovar“ immer so brummig und grimmig ist. Doch daraus wurde schnell ein Gegenpol zur Beziehung von Sonea und Akkarin, die so ziemlich das komplette Gegenteil ist. Unter diesen Gesichtspunkt ist es umso widersinniger, dass Sonea und Luzille Freundinnen werden konnten. Aber dazu ein anderes Mal mehr.

Der arme Balkan!, werden manche von euch jetzt vielleicht denken. Und ja, wahrscheinlich kann er einem leidtun. Mir tut er jedoch eher wenig leid. Solange er Hoher Lord ist, werde ich ihn piesacken. Und er sollte mir dankbar sein, weil ich ihn nicht lieb genug habe, um ihn ernsthaft zu quälen.

Wäre Canavan nicht auf die Idee gekommen, Balkan zum Hohen Lord zu machen und ihn in weiße (!) Roben zu hüllen, wäre ich wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen, ihn derart subtil durch den Kakao zu ziehen. Aber so gehört es wie unter anderem die übertriebene Furcht der Gilde vor allem, was mit schwarzer Magie zu tun hat, zu meinen persönlichen Lieblingsklischees, die meiner nicht immer offensichtlichen Parodierung standhalten müssen.

Und ich denke, wir sind uns alle einig: Es gibt nur einen einzig wahren Hohen Lord.