Klischees im Black Magician Universum (6)

Nr. 6 Der Intrigant, der sich selbst zum Narren macht

Er ist schön, er ist attraktiv, er ist gebildet, er hat güldenes Haar, über das er sich mit Vorliebe streicht, er kommt aus einem reichen und einflussreichen Hause – er ist …

Nein, er ist nicht der Kingslayer, denn dieser hat Klasse. Und lebt in Westeros.

Er ist Fergun.

In der Gilde ist nur unter Seinesgleichen beliebt. Kleine Schleimer und Intriganten, die wie er zu verhindern suchen, dass sich die überall in den Verbündeten Ländern und jenseits davon anerkannte Gilde dem Pöbel öffnet. Jeder Magier, der ein wenig Hirn besitzt, hält nicht viel von Fergun. Und das zu recht.

Der Hohe Lord hat keine allzu hohe Meinung von ihm:

„So what did you tell him?“

„That uncle Fergun had done a bad, bad thing, but not to worry, as the nice men at the Fort would make sure, he was well looked after for all the years he stayed there.“

„I mean what did you tell Nefin?“

„Precisely the same. Well, not in exactly the same words, of course. Not only do they give me the satisfaction of refusing, but I’ve had no marriage proposals from House Maron since Fergun departed. That is an even better reason to keep the man tucked away in the Fort.“

Konversation zwischen Akkarin und Lorlen, Kapitel 4, The Novice

Bei Jerrik ist er unten durch, nachdem er diesem offenbart hat, dass er mit Vorliebe elynische Trivialliteratur liest.

Sogar die Ichani halten nicht besonders viel von seinen magischen Fähigkeiten:

„But he’s weak. I can’t believe they bothered to teach him. He probably can’t even boil water.“

Avala, Kapitel 28, The High Lord

Offengestanden: Ein wenig bedauere ich, dass Avala ihn getötet hat. Auch wenn ich jedes Mal, wenn ein ungeliebter Charakter stirbt, dabei insgeheim eine tiefe Befriedigung verspüre. Als ich diesen Artikel geschrieben habe, kam mir die glorreiche Idee, eine Badfic zu schreiben: Avala setzt sich über Kariko hinweg und behält Fergun und macht ihn zu ihrem Lustsklaven. Tatsächlich wollte ich schon immer eine Geschichte aus der Perspektive einer dominanten Frau schreiben. Die bloße Vorstellung, wie Fergun vor der heißen und begehrenswerten Ichani-Magierin im Staub kriecht und sich wie ein unwürdiger Wurm zu ihren Füßen windet, beinhaltet ein unglaubliches Amüsement, auf das ich nur schwerlich verzichten kann, jetzt wo es sich in meinem sadistischen Fangirl-Hirn erst manifestiert hat.*

Fergun gibt wirklich sein Bestes, um als intriganter Bösewicht anerkannt zu werden, doch es will ihm einfach nicht gelingen. Er schwingt große Reden im Abendsaal, mit denen er seinen Standpunkt zum Thema Abschaum und Hüttenviertel nur allzu deutlich macht. Wirklich begeistern kann er damit jedoch nur seine Anhänger. Er hält sich für überaus gerissen, weil er Cery unter der Universität einsperrt und Sonea, die von all den Magiern völlig eingeschüchtert ist, mit ihm erpresst, um seine kleine schmutzige Intrige durchzusetzen. Doch er hat die Rechnung ohne den Hohen Lord gemacht, welcher mit Vorliebe durch die finsteren Geheimgänge streift, weil er dort seine Ruhe vor den anderen Magiern hat. Und ohne seinen früheren Widersacher Dannyl natürlich. Das hat man davon, wenn man andere mobbt.

Feige ist Fergun nämlich auch. Und homophob, wobei man das vermutlich über den Großteil des kyralischen Adels sagen könnte, der sich im Gegensatz zu seinem Nachbarn im Norden aufklärungstechnisch noch im tiefsten Mittelalter befindet. Ferguns Feigheit ist seine herausragendste Charaktereigenschaft. Nur feige Menschen mobben und piesacken andere, vergreifen sich an schwächeren und verstecken sich vor den bösen Feinden, anstatt heldenhaft unterzugehen. Dass Fergun eigentlich Schwertkämpfer werden wollte und frustriert ist, weil seine Eltern ihn stattdessen zur Gilde geschickt haben – und das, obwohl sein magisches Potential so gering ist, dass er mit Mühe und Not Wasser kochen kann – ist für mich keine Entschuldigung für sein Verhalten. Andere Magier wurden weitaus mehr vom Schicksal gebeutelt und wurden dennoch nicht zum Charakterschwein. Selbst jene, die von Fergun persönlich gebeutelt wurden.

Auch hier habe ich wieder einmal nicht die geringste Ahnung, ob Canavan versucht hat, einen Bösewicht zu parodieren oder ob sie einen echten Bösewicht schaffen wollte und ihr das einfach nur misslungen ist. Für mich ist Fergun vor allem Ersteres. Ein Bösewicht, der unfreiwillig komisch ist.

* Ich streite noch mit mir selbst bezüglich des Ratings und wie viel Handlung ich der Story zugestehen soll, da eine Badfic meiner Meinung nach keine nennenswerte Handlung haben sollte. Aber wie soll ich ohne bloß leben?