Über Missbrauchsbeziehungen in Geschichten und die Konsequenzen

Eigentlich gibt es eine Vielzahl anderer Blogartikel auf meiner Liste. Dieser brennt mir jedoch anlässlich des Endes von Teil 1 der zwei Könige wirklich auf der Seele. Also verzeiht mir bitte eventuell harsche Wortwahl. Dieses Thema liegt mir wirklich sehr am Herzen.

Spoiler-Warnung: Falls ihr vorhabt, meine Fortsetzung von ‚The Black Magician‘ zu lesen oder irgendwo mitten im ‚Spion‘ steckt, solltet ihr diesen Blogartikel nicht weiter lesen, da er sich auf Teil 2 ‚Die zwei Könige‘ bezieht.

Seit der zweite Teil meiner Trilogie online ist, ist das Feedback einfach überwältigend. So viel Resonanz hätte ich mir stellenweise auch für den ’Spion’ gewünscht. Ich weiß jedoch auch, dass der große Zuspruch der Leserschaft bei ’Die zwei Könige’ vor allem daher kommt, dass die Charaktere und ihr Zusammenspiel starke Emotionen bei den Lesern auslösen. Wo ich anfangs glaubte, dass kaum jemand lesen will, wie meine Heldin gequält wird, weil die Häufigkeit derart schonungsloser Geschichten im Black Magician Fandom regelrecht gegen Null geht, ist mir die Beliebtheit, die dieser zweite Teil sich inzwischen erfreut, inzwischen nahezu unheimlich.

Jedoch nicht auf Grund der beiden neuen Charaktere Ivasako und Danyara oder des Entwurfs einer Kultur, die sowohl grausam ist als auch einem orientalischen Märchen entsprungen sein könnte, und auch nicht wegen meines bösen heißen Königs, der für mich den perfekten Antagonisten verkörpert, an sich – nein, es geht um das Pairing Sonea und Marika.

Oder besser gesagt: das Unpairing.

Denn seien wir ehrlich: So sehr ich selbst Marika vergöttere und es genieße, wenn er meine Leser polarisiert oder sie ihn gegen ihren Willen fangirlen, so stößt mir nichts saurer auf, als wenn ich ein Review bekomme, in dem ein begeisterter Leser die Hoffnung äußert, Sonea und Marika könnten sich ineinander verlieben. Das löst jedes Mal in mir das unbändige Verlangen aus, die Moralkeule zu schwingen.

Mir ist bewusst, dass jene Leser oft sehr jung sind und dazu neigen, eine Story auf ein Pairing zu reduzieren. Dass ihnen auf Grund ihrer Jugend vielleicht noch nicht das Bewusstsein entwickelt haben, zwischen einer Romanze und einer Missbrauchsbeziehung zu differenzieren und sie sich vielleicht noch ungenügend in ein Opfer hineinversetzen können. Und das ist absolut ok. Aber genau das macht es umso wichtiger, Aufklärung zu betreiben und die Problematik einer solchen Situation aufzuzeigen. Denn dieses Thema wird leider viel zu oft unangemessen behandelt, sowohl von Autoren als auch von Lesern und das ist für mich einer der Gründe, warum Bücher wie ’50 Shades of Grey’ sich so großer Beliebtheit erfreuen. Solche Bücher vermitteln nicht nur ein falsches Bild von Missbrauch und Gewalt, sondern machen diese auch noch gesellschaftsfähig. Und ich will ehrlich gesagt nicht wissen, was die Spätfolgen für all jene sind, die heute im Teenager E. L. James lesen.

Liebe Leser, es ist absolut in Ordnung, wenn ihr anerkennt, dass Sonea und Marika in der Theorie ein starkes Pairing wären, denn das sind sie zweifelsohne, woran Marikas Ähnlichkeit zu einem bösen und impulsiven Akkarin gewiss nicht ganz unschuldig ist. In diesem Fall habt ihr meine absolute Zustimmung. Ebenso, wenn ihr Marika für alles, was er verkörpert, feiert. Denn es nichts Verwerfliches daran, einen Antagonisten toll zu finden, sofern man dabei stets im Hinterkopf behält, dass dieser Mensch nichts Gutes im Sinn hat. Gute Antagonisten dürfen faszinieren. Mein Verständnis endet jedoch, wenn ihr anfangt, euch zwischen Sonea und Marika eine Romanze zu wünschen. Eine Missbrauchsbeziehung ist keine Romanze. Jemand, der Opfer von Vergewaltigung und Körperverletzung wurde, wird niemals mit seinem Peiniger glücklich in den Sonnenuntergang reiten.

Ich möchte niemandem seine Phantasien nehmen. Ich spinne selbst Worstcase-Szenarien in meinem Kopf, in denen es Marika gelingt, Kyralia zu erobern und er Sonea zur Frau nimmt, um einen Thronerben zu zeugen. Doch nicht einmal in diesen verliebt Sonea sich in ihn. Und das hat einen ganz simplen Grund:

Marika hat Sonea eine Vielzahl unverzeihlicher Dinge angetan. Würde sich dies nur auf das Nehmen ihrer Magie und das Lesen ihrer Gedanken mit dem Zweck, die Geheimnisse der Gilde zu ergründen, beschränken, so wäre dies noch akzeptabel. Doch Marika hat sie wiederholt vergewaltigt und körperliche Gewalt bis hin zur Körperverletzung angewandt. Das ist eine Tatsache und dies lässt sich nicht schönreden. Indem er Sonea dies angetan hat, hat er einen Schaden angerichtet, der nicht dadurch geheilt werden kann, dass zwischen ihnen so etwas wie Liebe entsteht. Das geht nicht. Nein. Auf Grund einer solchen Vorgeschichte kann man kein Vertrauen zu einem solchen Menschen fassen. Und selbst angenommen, Sonea würde tatsächlich romantische Gefühle für Marika entwickeln, die ernster Natur sind und nicht ihrer Situation, in der der Geist dazu neigt, sich die Welt schönzumachen, um sich zu schützen, zu verschulden: Was würde es ihr nützen? Eines Tages wird Marika aufhören sie zu lieben und sich eine andere Lieblingssklavin suchen. Und dann wird es wieder so schlimm wie zuvor. Oder was, wenn es zwischen beiden zu einem Streit käme? Es ist richtig, zum Ende hin bemüht er sich eines besseren und versucht, Sonea besser zu behandeln. Aber Marika ist nicht dafür gemacht ’nett’ zu sein. Irgendwann würde sein gewohntes Verhalten gegenüber Untergebenen wieder durchbrechen und dann wäre es für Sonea noch schlimmer als zuvor, weil das bisschen Vertrauen, was sich in der Zwischenzeit entwickelt hat, jäh zerstört wäre.

Mir ist bewusst, dass Soneas Situation in ’Die zwei Könige’ viele Parallelen zu ’Die Novizin’ aufweist, was von mir so gewollt war. Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied: Während Sonea im dritten Buch herausfindet, dass Akkarin ehrbare Motive für sein Verhalten ihr gegenüber hatte, und sich letztendlich nichts zuschulden kommen ließ, wodurch er ihr geschadet hätte, ist an Marikas Absichten ihr gegenüber nichts ehrbar. Seine Motive sind egoistischer Natur gepaart mit einer ordentlichen Dosis kulturellbedingter Willkür.

Als Autor hat man eine Verantwortung. Sowohl den Charakteren gegenüber als auch den Lesern. Die Glorifizierung von Missbrauchsbeziehungen ist für mich ein eindeutiger Verstoß dagegen und ein absolut unsensibler Umgang mit einem sehr ernstzunehmenden Thema. Wer befürwortet, wie sich ein Opfer von Missbrauch, Vergewaltigung und Körperverletzung in seinen Peiniger verliebt, oder gar darüber schreibt, der verhöhnt damit all jene, denen dies selbst widerfahren ist. Aus eben diesem Grund ist ’50 Shades of Grey’ für mich auch ein so rotes Tuch.

In letzter Zeit habe ich jedoch vermehrt das Gefühl, als hätte ich diese Verantwortung nicht ernst genug genommen. Ich habe einen Fehler gemacht, als ich meine Leser ermutigt habe, meinen Antagonisten neben dem Hassen zu Fangirlen, weil ich mich von ihrer Begeisterung anstecken ließ. Ich bin davon ausgegangen, dass sie den Unterschied erkennen würden, doch die Reviews, in denen blindlings der Wunsch geäußert wurde, Sonea könne ja mit Marika zusammenbleiben und Akkarin wäre nun überflüssig, weil Sonea und der böse, heiße König zusammen ja so viel toller sind, haben mich eines besseren gelehrt. Nachdem andere Autoren mir ähnliche Erfahrungen berichtet haben, hätte ich es besser wissen müssen. Doch stattdessen war ich so begeistert, dass mein Antagonist den gewünschten Effekt erzielt, dass ich nicht hart genug durchgegriffen habe. Dabei ist mir nur ein geringer Trost, dass manche Leute gegen jede Warnung resistent sind und ich hundert Mal hätte sagen können, dass es absolut unmöglich ist, dass meine Heldin sich in ihren Peiniger verliebt und dass, falls doch, nur etwas sehr Ungesundes daraus entstehen kann, weil unter den gegebenen Umständen keine aufrichtige und wahrhaftige Liebe möglich ist.

Ich ging davon aus, dass ein sensibler Umgang mit dem Thema und die detaillierte Beschreibung von Soneas Gefühlswelt und ihrer tiefen Abneigung gegen Marika eine ausreichend deutliche Sprache sprechen würden. Doch ich bin fälschlicherweise davon ausgegangen, dass dies auch so verstanden wird. Mein zweites Buch ist nicht ohne Grund P18. Ich habe dieses Rating nicht nur auf Grund des Gewalt- und Sexanteils gewählt, sondern vor allem wegen der Schwere der Thematik. Meine Geschichten sind nicht dazu da, alles zu erklären. Sie sollen bewegen, polarisieren und zum Nachdenken anregen. Sie auf ein potentielles Pairing zu reduzieren führt all dies ad absurdum.

Ich bedauere, dass es so gekommen ist, und entschuldige mich in aller Form dafür, durch meine Reaktion auf die Leserschaft ein falsches Bild vermittelt zu haben.

Eine Missbrauchsbeziehung ist genau das, was sie ist. Sie ist nicht romantisch und schon gar nicht ’süß’. Das Opfer ist dabei einer permanenten Willkür ausgesetzt. Wenn es dabei Gefühle für seinen Peiniger entwickelt, dann sind diese ein Schutzmechanismus, um sich vor einem tieferen Trauma zu schützen. Nach der Befreiung kann dies weitere negative Folgen haben, die noch Jahre andauern. Ein Autor, der so etwas in seine Geschichten einbauen will, sollte sehr gründlich recherchieren und das Thema angemessen und sensibel behandeln. Ein Leser einer solchen Geschichte sollte nicht nur blind konsumieren, sondern auch hinterfragen, was er da liest. Sowohl er als auch der Autor sollten sich jedoch fragen, wie sie sich an Stelle des Opfers fühlen würden.

(4) Kommentare

  1. sagt:

    Liebe Sonea,
    ich lese diesen Post leider erst verspätet *hüstel*, aber ich finde ihn trotzdem sehr gut!
    Ich tue mich immer ein wenig schwer, eine Missbrauchsbeziehung lesen oder im Film sehen zu müssen. Ich finde das so schrecklich und leide immer entsetzlich mit! Grundlos gewalttätige Menschen kann ich auch nur an bestimmten Tagen ertragen. Ich bin da etwas sensibel. Und ich verstehe einfach nicht, warum andere das nicht sind! Missbrauchsbeziehungen sind doch kein Geheimnis mehr. Jeder hört, sieht, liest davon. Wenn es in der Zeitung steht, ist es schrecklich. Liest man es aber in einem Erotik-/Liebesroman, ist es okay? Ich verstehe das nicht. Ich muss zugeben, dass ich Shades of Grey gelesen habe – sogar alle drei Teile. Das lag einfach daran, dass ich neugierig war auf diesen Bestseller, den scheinbar jeder zu kennen schien. Außerdem habe ich die Geschichte umsonst lesen können, weil sie mir geliehen wurde. Was soll ich sagen? Ich habe mich eigentlich fortwährend nur aufgeregt! Klischees hier und da, Ekelszenen (Tampon!), Missbrauch… Eine ganz, ganz schreckliche Geschichte, obwohl ich normalerweise nicht mal etwas gegen BDSM habe. Auf mich hatte sie leider dieselbe Wirkung wie ein Verkehrsunfall: Ich konnte nicht aufhören, sie zu lesen. Habe insgeheim gehofft, dass es irgendwann besser werden würde. Aber nein. Und die Leute lieben sie auch noch! >_<
    Von daher kann ich sehr gut verstehen, dass es dich trifft, wenn du so etwas Schwieriges beschreibst und die Leute das Thema nicht begreifen. Das würde mich auch sehr treffen. Ich würde mich vermutlich wahnsinnig aufregen und mich fragen, wie dumm man sein kann. Ist zwar nicht nett, so etwas über seine Leser zu denken, aber auch Leser müssen nicht immer intelligent sein. Wie gesagt, Shades of Grey hatte viele Leser, die offensichtlich nicht besonders schlau waren.
    Ich hoffe, dass dein Post etwas bewirkt hat und deine Leser mittlerweile ein wenig mehr nachdenken. Manchmal frage ich mich, ob die Leute sich einfach so sehr eine Liebesgeschichte wünschen, dass sie das irgendwo dazu fantasieren, wo es gar nicht passt. Dann verlieren sie die eigentliche Geschichte aus den Augen – und besitzen offensichtlich nicht genügend Empathie, um sich in die misshandelte Person einzufühlen. Denn dann wäre doch offensichtlich, dass sie sich nicht in ihren Peiniger verlieben wird, oder? Außer man will ein Stockholm-Syndrom beschreiben, aber das müsste man schon deutlicher herausstellen. Du meintest ja auch, dass das nicht deine Absicht sei.
    Liebe Grüße und entschuldige bitte meinen schrecklich langen, abschweifenden Kommentar! ^-^"

    1. sagt:

      Hallo liebe Liehsa,

      Jetzt komme ich endlich einmal dazu, deine Kommentare zu beantworten. Bitte entschuldige, dass es solange gedauert hat!
      Zunächst einmal vielen lieben Dank, dass du mir zustimmst! Ich kann mir gut vorstellen, dass sich die Leute aus einem inneren Harmoniebedürfnis heraus eine Liebesgeschichte wünschen. Monster müssen gezähmt und in etwas verwandelt werden, was sie nicht sind. Etwas, das meiner Meinung nach nur im Märchen funktioniert.
      Diese Geschichte liegt nun fast ein Jahr zurück, doch ich weiß noch, wie sehr ich mich über einige Kommentare aufgeregt habe, weil ich wirklich sehr darauf geachtet habe, dass man keine Liebe daraus interpretieren kann. Allerdings habe ich, wie ich fairerweise zugeben muss, mich auch über die Leute aufgeregt, die meinen Antagonisten verteufelt haben, als wäre er das Böse schlechthin. Dabei handelt er im Rahmen seiner Kultur normal und ist kein übermäßiger Sadist. Diese Meinung haben sie inzwischen zum Glück wieder revidiert, nachdem sie den Antagonisten aus einer anderen Story kennengelernt haben, an dem man wirklich nichts Gutes finden kann.
      Trotzdem beschönigt das nicht das Missbrauchsthema in dieser Geschichte. Wahrscheinlich wäre es einfacher zu differenzieren, wenn ich wirklich einen grausamen Sadisten aus meinen Antagonisten gemacht hätte, aber das war nicht die Art von Antagonist, die ich für diese Geschichte erschaffen wollte. Ich wollte einen Antagonisten, der zum Nachdenken anregt und den man unfreiwilliger Weise auch mögen muss, weil er auch Seiten hat, die durchaus liebenswert sind. Und ich wollte die Geschichte auch niemals zu dem Punkt treiben, an dem meine Prota anfängt, ihre emotionale Abhängigkeit für Liebe zu halten. Zum einen, weil das eine Gratwanderung ist, von der ich nicht weiß, ob ich sie mir zutraue, zum anderen weil ich ihre Figur damit vielleicht zerstört hätte.

      Zu 50 Shades of Grey kann ich nicht viel sagen, ich wollte es immer lesen, weil ich es mit eigenen Augen sehen will, bin aber noch nicht dazu gekommen. Doch Missbrauch und Erotik gehören nicht zusammen. Ich weiß, dass es gerade bei BDSM passieren kann, dass die Grenze von einvernehmlichem Sex zu Missbrauch überschritten wird. Aber nach allem, was ich über diese Bücher gehört habe, ist dieser Grey ein ziemlich verkorkster und wohl auch rücksichtsloser Kontrollfreak, der nur daran interessiert ist, seine Vorstellungen durchzusetzen. Und das hat nichts mit Erotik oder BDSM zu tun. Ich merke, dass ich mich schon wieder aufrege, ich muss die Bücher unbedingt lesen! Mittlerweile bin ich für dieses Thema so sensibilisiert, dass mir jede kleinste Unfreiwilligkeit sofort auffällt.

      Inzwischen habe ich doch einige Reaktionen von Lesern bekommen, die eingesehen haben, dass sie meinen Anta zu Beginn der Geschichte zu sehr romantisiert haben. Ich denke, das liegt auch daran, dass sie inzwischen die andere, schlechte Seite jener Kultur und eine differenzierte Denkweise anderer Figuren kennengelernt haben. Im ersten Teil habe ich mich bewusst auf meine Prota und zwei andere Figuren in ihrem Umfeld, die meinem Anta gegenüber jedoch positiv gegenüberstehen, beschränkt, was abgesehen davon, es meiner Prota möglichst schwerzumachen Gründe in der übergeordneten Handlung hatte.

      Vielen lieben Dank für deinen tollen Kommentar! <3
      Lady Sonea

      PS: Ich hoffe, es ist deutlich geworden, was ich damit sagen wollte. Das ist schwierig, jemandem zu erklären, der die Story nicht kennt^^

  2. Schokoholica sagt:

    Liebe Lady Sonea,

    eigentlich wollte ich nicht ausgerechnet zu diesem Artikel meinen ersten Kommentar hinterlassen. Denn ich habe schon so viel anderes hier gelesen und es ist (natürlich! 😉 ) nicht so, dass dazu nicht auch die Worte strömen wollten, aber wenn ich immer alles aufschiebe, da „noch nicht fertig“, „nicht jetzt passend“, oder aus 1000 anderen Gründen, kommentiere ich nie. Also schreibe ich den hier einfach schon mal, weil er ausnahmsweise relativ kurz ist (zumindest für meine Verhältnisse 😉 ) und zumindest bzgl. dieses Aspekts fertig ist.
    Ich weiß, dass ich den Artikel wegen der Spoiler eigentlich noch gar nicht hätte lesen dürfen, aber du kennst mich inzwischen gut genug um zu wissen, dass ich mich gar nicht zu viel spoilern kann: ich rege mich eh immer so auf, als würde ich es zum allerersten Mal lesen.

    Also: Diesen Aspekt hatte ich damals zu „zu gut gefallen“ nicht mit angeführt, aber er ist nicht weniger wichtig: Ich habe zwar 50SoG nicht gelesen, aber inzwischen so oft an verschiedensten Stellen darüber gelesen, dass darin Missbrauch verherrlicht wird, dass ich es für recht wahrscheinlich halte, dass das tatsächlich so ist. Und wenn in einer Geschichte (egal ob 50SoG oder anders wo) Missbrauch verherrlicht wird, sollte einem das einfach gar nicht gefallen. D.h., da ist jedes „Gefallen“ > 0 schon „zu gut gefallen“.

    Ich finde es gut, dass du dich bzgl. deiner Geschichte (die ich auch erst noch lesen muss), so davon distanzierst. Ich stelle es mir verdammt schwer vor, als Autor (oder auch jeder andere „Erschaffende“) begeisterten Fans sagen zu müssen, dass das Werk so nicht gedacht war und man diese Vorstellung gar nicht gut bzw. sogar sehr problematisch findet. Daher umso stärker von dir, dass du das hiermit machst! Daumen hoch!

    1. sagt:

      Hallo liebe Schokoholica,

      Vielen lieben Dank für deinen Kommentar zu diesem Artikel! 🙂 Auch wenn ich gerade nicht weiß, ob ich es gutheißen soll, dass du dich damit spoilerst, da du ja überlegst, meine Fortsetzung zu lesen. Aber vielleicht hilft es dir ja bei der Entscheidung 🙂

      Ich sage es mal so: Wenn in 50SoG tatsächlich Missbrauch verherrlicht wird, dann sollte einem das auch nicht gefallen, sofern man noch bei Verstand ist, wovon ich bei dir ausgehe. Ich kann mich da auch nur auf das berufen, was ich darüber recherchiert habe. Allerdings glaube ich, dass es manchmal schwierig ist zu unterscheiden, wo Freiwilligkeit und Einvernehmlichkeit aufhören und Missbrauch anfängt. Besonders im BDSM-Bereich, worum es bei 50SoG unter anderem geht, kann das zu einem Thema werden. Eigentlich gibt es dafür Safewörter. Aber diese nützen nichts, wenn es nicht ausgesprochen wird oder der Dominante es ignoriert. Wie das bei 50SoG mit Safewörtern ist, weiß ich nicht, aber ich habe oft genug, dass Chedward Dinge mit Ana tut, die gegen ihren Willen sind, und dass er ein ziemlicher Kontrollfreak ist. Ich überlege inzwischen ernsthaft, die Bücher bald zu einmal zu lesen, damit ich mir ein genaues Urteil bilden kann, weil ich es schwierig finde, auf Basis von Rezensionen und Forumsdiskussionen zu argumentieren.

      Bei D2K habe sehr darauf geachtet, dass die Abhängigkeit deutlich wird und es für Sonea eben nicht ok ist, auch wenn sie irgendwann anfängt, die Situation für ihre Zwecke zu nutzen, um sich mit Marika zu amüsieren, wenn sie ihm schon nicht entkommen kann. Einige Reviews haben mich daher sehr erschüttert und ich sah es als meine Pflicht, dazu Stellung zu beziehen. Die Geschichte ist bewusst ab 18 und ich hatte den Eindruck, dass vor allem sehr junge Leser hier etwas verwechseln oder sich noch nicht über die Problematik im Klaren sind.

      Allerdings muss man dazu sagen, dass es vermutlich leicht ist, den Missbrauch zu überlesen und das Rutschen in ein Abhängigkeitsverhältnis als wachsende Zuneigung zu interpretieren, wenn der Antagonist als heiß empfunden wird und er mit der Zeit anfängt, romantische Gefühle zu entwickeln. Dazu kommen zwei weitere Erzählcharaktere, die in diesem System aufgewachsen sind und denen es verglichen mit den meisten anderen Sklaven, die unter diesem System leiden, sehr sehr gut ergeht.

      Es ist übrigens nichts Schlimmes, wenn einem eine solche Geschichte gefällt. Dann aber bitte nicht unter dem romantischen Aspekt, sondern eher unter dem von Drama und Charakterentwicklung. Man kann auch gerne die sexuellen Praktiken heiß finden, noch muss man sich für Vergewaltigungsphantasien schämen (ich habe mir sagen lassen, dass ziemlich viele Frauen solche Phantasien haben). Dabei sollte man sich jedoch immer bewusst sein, dass es einen Unterschied zwischen Spiel und Vergewaltigung gibt.

      Liebe Grüße,
      Lady Sonea

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