Teil 3 – Wie Akkarin sich über Sachaka emanzipiert und was das Abstrahieren von Sexpraktiken von Missbrauch mit Traumabewältigung zu tun hat
Vor einer Weile hatte ich eine etwas längere eMail-Diskussion, ausgelöst durch Horrorvorstellungen zu meinen Geschichten durch Lesen meines Blogartikels 50 Shades of Akkarin – Warum Akkarin kein romantischer Held ist. Diese führten, als ich Teil 2 des unsäglichen Blogartikels veröffentlichte, zu einigen Missverständnissen in Bezug auf den Inhalt.* Da ich nicht weiß, ob es meinen Lesern auch so ergeht und hier evtl. Erklärungen fehlen, wo Dinge für mich intrinsisch klar sind, habe ich beschlossen, diese unsägliche Reihe noch ein wenig weiterzuführen und den meinen Lieblingscharakter betreffenden Teil noch einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
In diesem Artikel geht es daher um zwei Themen, die jedoch miteinander verknüpft sind, weil sie in Bezug auf Akkarins Entwicklung eine Rolle spielen. Zuerst werde ich auf den Unterschied zwischen Missbrauch und BDSM-artigen Sexpraktiken eingehen, zumal ich dazu auch Fragen von einigen den Lesern von ’Unter tausend schwarzen Sonnen’ hatte. Dann erläutere ich, wieso jemand nach fünf Jahren als Sklave eines Ichani seinen Erlebnissen zum Trotz nicht wie ein Mönch lebt. Oder besser gesagt, warum das bei Akkarin funktioniert. Und warum das sogar durch die Bücher zu begründen ist.
Betrachtet diesen Artikel daher als Ergänzung zu den Abschnitten ’Wie die Realität in den ’Büchern (und in meinen Fanfictions) aussieht’ in Teil 1 und ’Akkarin und seine dunkle Seite’ in Teil 2.
Wo fängt Missbrauch an?
Die Antwort auf diese Frage lautet schlichtweg: Da, wo die Einvernehmlichkeit aufhört. Mit Sexpraktiken hat das nichts zu tun. Sobald einer der Beteiligten etwas nicht will und der andere diese Grenze nicht respektiert, liegt Missbrauch vor – ganz egal, ob es sich dabei um Blümchensex handelt oder einer der Beteiligten an einen Pranger gefesselt ist und ausgepeitscht und hart in alle Öffnungen gefickt wird, um es mal überspitzt auszudrücken.
Nicht immer, aber oft genug, geht Missbrauch mit der Demonstration von Überlegenheit und dem Ausüben von Kontrolle einher. Und das funktioniert nun einmal am effektivsten mit Gewalt. Denn Sex kann auch eine ziemlich gute Waffe sein, um andere gefügig zu machen. Und wie sollte das besser funktionieren, als mit Schlagen, Fesseln und andere Formen von Quälen?
Schlagen, Fesseln und andere Formen des Quälens gibt es jedoch auch einvernehmlich und spaßbringend für alle Beteiligten. Und das, liebe Kinder, nennt man dann BDSM.
In meinen Geschichten vermischt sich beides, sobald es um die Sachakaner geht. Wie schon in Teil 1 beschrieben, bevorzugen ’meine’ Sachakaner beim Sex bestimmte Praktiken, was sich durch ihre patriarchalische Kultur und das in den meisten Beziehungen existierende Machtgefälle häufig von selbst ergibt. Diese Beziehungen existieren in der Regel zwischen Meister und Bettsklavin oder Ashaki und Ehefrau (die eigentlich auch nur die euphemistische Variante einer Sklavin ist). Das heißt, diese Praktiken können sowohl einvernehmlich als auch nicht einvernehmlich geschehen. Denn wenn Meister/Mann will, hat Sklavin/Frau sich dem zu fügen, ob sie will oder nicht. Doch auf Grund ihrer Erziehung werden die meisten Männer dieses ’Recht’ einfordern, manche werden es vielleicht sogar ausnutzen, um sich die Frau/Sklavin in ihrem Bett gefügig zu machen oder um sie zu bestrafen. Das heißt, die einvernehmlichen und nicht einvernehmlichen Situationen vermischen sich, so dass der Missbrauch nicht immer zu erkennen ist, ohne die gesamte Geschichte zu kennen. Dazu kommt, dass sachakanische Frauen so erzogen wurden, dass es richtig wäre, ihrem Mann/Meister zur Verfügung zu stehen. Dort, wo die Frauen das hinnehmen und danach handeln, ist der Consent daher nur ein scheinbarer.
Natürlich gibt es immer Fälle, in denen kein Missbrauch vorliegt, weil die Frau/Sklavin extreme Vorlieben hat oder der Mann/Meister die entsprechende Einstellung. Und dann gibt es jene Männer, deren Bettsklavin zu sein, ein solches Privileg bedeutet und die so attraktiv sind, dass jede Frau in Sachaka davon träumt, ihnen zu gehören (wie z.B. beim König von Sachaka). Aber das sind Ausnahmen. Selbst da muss man davon ausgehen, als Frau der Willkür jenes Mannes ausgeliefert zu sein. Selbst ein Meister, der seine Sklaven gut behandelt, würde sich von seiner Bettsklavin nehmen, was er will, wenn ihm danach ist. Weil es für ihn kulturellbedingt selbstverständlich ist.
Akkarins Erfahrungen mit Missbrauch und sachakanischen Sexpraktiken
In ’Unter tausend schwarzen Sonnen’ lernt Akkarin die sachakanischen Sexpraktiken auf missbräuchliche Weise kennen, worüber er in einen Konflikt mit sich selbst gerät, der ihn fortan für Jahre begleitet. Als Bürger eines freiheitlich-orientierten Landes erkennt er den Missbrauch, als Bürger eines konservativen Landes ist er entsetzt und schockiert, als experimentierfreudiger junger Mann, der nichts als Flausen im Kopf hat und schon immer ein Anführer war, ist er angetan.
Weil er jedoch nicht wissen konnte, dass diese Vorlieben in ihm schlummern, sieht er nur den Missbrauch. Er ist unfähig, zwischen diesem und den Sexpraktiken zu differenzieren. Er will nicht wahrhaben, dass diese ihm zusagen, und weist sie daher von sich und versucht diesen Teil seiner Natur zu verleugnen. Was ihm jedoch nicht gelingt, weil Dakova all dies aus seinen Gedanken erfährt und gegen ihn verwendet.
Akkarin wird Zeit brauchen, um zwischen dem Missbrauch und den Sexpraktiken an sich zu differenzieren und zu begreifen, dass Letztere schlichtweg seine Vorlieben sind und dass diese nichts mit Sachaka und Dakova zu tun haben. Doch dazu muss er Abstand von Sachaka gewinnen, um die ganze Sache aus einer distanzierten Perspektive zu betrachten.
In jener eMail-Diskussion hieß es, dass es nicht gerade für Akkarins Intelligenz sprechen würde, wenn er diese Sexpraktiken später lebt, weil Dakova ihn dazu konditioniert hätte. Dabei fiel auch der Begriff ’Pawlowscher Hund’. Auch wenn ich als HSP den natürlichen Drang verspüre, meine Lieblinge bis aufs Blut zu verteidigen, so kann ich meine Krallen und Zähne bei diesem Thema getrost eingefahren lassen. Es ist richtig, dass Dakova ihm die Praktiken wieder und wieder vorlebt und ihn damit quält. Das macht noch lange keine Konditionierung und damit holt er nur eine Vorliebe hervor, die irgendwann vielleicht auf eine andere Weise hervorgekommen wäre. Zudem ist mangelnde Intelligenz keine Voraussetzung für eine funktionierende psychologische Konditionierung.
Allerdings hat man als intelligentes Wesen bessere Chancen, die Konditionierung zu erkennen und zu durchbrechen.
Es gelingt ‚meinem‘ Akkarin mit der Zeit, die sachakanischen Sexpraktiken von dem Missbrauch zu abstrahieren. Und er erkennt, dass seine Vorlieben zu seiner Natur gehören und sie akzeptiert. Auf diese Weise emanzipiert er sich von Dakovas Einfluss und kann entscheiden, was er aus dieser Erfahrung mitnimmt und was er kategorisch ablehnt, weil es seinen Moralvorstellungen widerspricht.
Wie kann ein Mensch nach einem solchen traumatischen Erlebnis überhaupt zu diesem Punkt gelangen?
Oder besser gefragt: Wie kann man solche Sexpraktiken dann überhaupt noch gutheißen?
Ganz naiv würde man davon ausgehen, dass das nicht funktionieren kann. Jemand, der durchgemacht hat, was Akkarin in fünf Jahren Sachaka widerfahren ist, würde von dieser Art von Sex so viel Abstand wie möglich halten. Weil es ja nur falsch sein kann.
Das kommt jedoch mangelnder Auseinandersetzung mit dem Erlebten und der Wirkung, die es auf einen hatte, sowie dem Pauschalieren von Beobachtungen gleich. Doch diese Auseinandersetzung ist ein wichtiger Schritt im Heilungsprozess nach einem solchen Trauma.
Das bedeutet jedoch im Umkehrschluss nicht, dass jeder an Akkarins Stelle, der diesen Schritt meistert, auch automatisch auf sadomasochistische Sexpraktiken steht. Das wäre ja totaler Quatsch. Denn ob man eine Vorliebe hat oder nicht, hängt auch von zahlreichen anderen Faktoren ab. Wie man nun mit einer Erfahrung, wie Akkarin sie gemacht hat, umgeht, ist unter anderem eine Frage der Persönlichkeit. Es gibt Menschen, die daran zerbrechen und denen im schlimmsten Fall niemand bei der Bewältigung hilft. Diese würde aus Selbstschutz alles ablehnen, was ihnen dort widerfahren ist. Diese würden sich aus reinem Selbstschutz nicht mit diesen Themen auseinandersetzen. Ob das gesund ist, ist eine andere Frage.
Aber es gibt auch Menschen, die an solchen Erfahrungen wachsen und härter werden.
So wie Akkarin. Was die Bücher auch sehr schön zeigen.
Akkarin ist eine starke Persönlichkeit und durch Sachaka ist er noch stärker und härter geworden. So wie ich ihn anhand der Bücher einschätze, gehe ich davon aus, dass er all das alleine bewältigt hat. Sicher hätte er sich Takan anvertrauen können, doch Akkarin ist für mich jemand, der die Dinge mit sich selbst ausmacht. Dennoch wird Takan durch ihre gemeinsame Vergangenheit ihm nach Sachaka eine passive emotionale Stütze gewesen sein.
Dadurch, dass latente dominante Tendenzen bereits vorher vorhanden waren, spricht Akkarin auf die sachakanischen Sexpraktiken an, auch wenn er erstmals in einem missbräuchlichen Zusammenhang damit in Berührung kommt. Er kann nicht verhindern, dass es ihm gefällt, weil es seine Natur ist. Und er hasst sich dafür, weil er nicht verstehen kann, warum es ihm gefällt.
Ein Thema, das einen so quält und die eigene Menschlichkeit in Frage stellen lässt, begleitet einen Menschen eine lange Zeit. Gerade bei Akkarin halte ich das für plausibel. Ihm ist genug widerfahren, was seine Weltanschauung verändert hat, seinen Selbsthass schürt und dazu führt, dass er sich als einen schlechten Menschen sieht. Zudem ist er verschlossen und zieht es vor, die Dinge mit sich selbst auszumachen. Es ist nur menschlich, für die eigenen Gedanken und Reaktionen auf etwas, das man als moralisch verwerflich betrachtet, Lösungen und Erklärungen zu finden, um nicht daran kaputt zu gehen. Um seine Vorlieben vor sich selbst zu rechtfertigen, macht Akkarin aus dem Ganzen ein Spiel, an dem beide Gefallen haben, auch wenn es kein Spiel ist. Er ersinnt sich sein eigenes ssc-Prinzip, was bis zu Sonea jedoch nur in seinen Träumen und Phantasien von Isara eine Rolle spielt. Aber er braucht dieses, um diesen dunklen Teil in sich zu kontrollieren, sich damit sicherer zu fühlen und um sein Gewissen zu beruhigen. Wie in Teil 2 angeführt, ist Akkarin kein Mensch, der anderen aus selbstsüchtigen Gründen Leid zufügt. Daher könnte er es sich nicht verzeihen, wenn die Frau in seinem Bett unter seinen Vorlieben leidet. Deswegen geht er in meiner Fortsetzung bei Sonea auch so langsam und behutsam vor und führt sie nur in ganz kleinen Schritten auf seine ’dunkle Seite’. Und deswegen fällt es ihm in ’Die zwei Könige’ so schwer, mit der ’neuen’ Sonea zusammen zu sein und mehr von seiner ’dunklen Seite’ zuzulassen.
Die sachakanischen Sexpraktiken sind nicht alles, was Akkarin aus Sachaka für sich mitnimmt
In Sachaka lernt Akkarin noch etwas sehr viel Essentielleres: schwarze Magie. Auch mit dieser ist er zunächst auf missbräuchliche Weise in Kontakt geraten und hat dies sogar jahrelang am eigenen Leib erfahren. Als er sie lernt, tut er dies aus egoistischen Motiven (Freiheit und Rache an Dakova). Später nutzt er sie für das Wohl Kyralias. Seine Vorlieben sind in seiner Person verankert, doch das Prinzip ist dasselbe: Er lernt etwas auf missbräuchliche Weise kennen, erkennt, dass es weder gut noch böse ist, nimmt es für sich an und zieht schließlich das Positive heraus, wovon nicht nur er profitiert.
Dass Akkarin diesen Schritt bei schwarzer Magie gemeistert hat, zeigen die Bücher:
„It is a powerful thing, this belief that black magic is evil.“ „Is it?“ Akkarin frowned, his eyes focussing far beyond the floor. „Yes“ Kapitel 23, The Black Magician Trilogy 2 – The Novice
In der deutschen Version ist diese Passage falsch übersetzt, so dass der Eindruck entsteht, Akkarin würde schwarze Magie für böse halten und nicht den Glauben an diesen Mythos als so stark erachten. Doch zusammen mit dieser gerne von mir zitierten Stelle, wird Akkarins Denkweise deutlich:
But as I witnessed what Dakova was capable of, I cared less about what the Guild did and didn’t allow. He did not need black magic to perform evil. I saw him do things with his bare hands that I will never forget. Kapitel 7, The Black Magician Trilogy 3 – The High Lord
Gegen eine so mächtige magische Waffe wie schwarze Magie, eine Waffe, mit der man töten kann, erscheint die moralische Diskussion um Sexpraktiken ein wenig absurd. Auch wenn hier natürlich auch Schaden entstehen kann.
Warum Akkarin nach Sachaka nicht zum Vanilla mutiert
Seit ich an meinem Fanfiction-Universum schreibe, habe ich wiederholt darüber nachgedacht, ob Akkarin nach Sachaka zum Vanilla mutieren muss oder sich zumindest so stark kontrolliert, dass er seine Vorlieben komplett unterdrückt. Für mich war das eine notwendige Fragestellung, um meine Ideen und Interpretationen zu hinterfragen. Aber wie schon in Teil 2 angerissen, sehe ich dazu in seiner Umsetzung nicht die geringsten Anzeichen, zumal Akkarin genug Selbstkontrolle und Verantwortungsbewusstsein besitzt, um zu wissen, was er tut.
Selbstkontrolle ist zwar immer so eine Sache, wenn die eigene Natur mit einem durchgeht, doch haben Canavans Magier in Bezug auf Disziplin und Willensstärke anderen Menschen gegenüber einen kleinen Vorteil.
Dank dieser den Magiern gegebenen Eigenschaft wäre es möglich, dass Akkarin versucht, seine Vorlieben wegzuheilen, so wie Dannyl es mit seinen eigenen sexuellen Präferenzen getan hat. Doch wie bei Dannyl wird das in einem Moment der Schwäche nicht mehr funktionieren. Und Akkarins Schwäche ist schon in ’The High Lord’ Sonea.
„… you test my loyalties, Sonea. […] It’s too late anyway. I started to fail that test the night you killed the Ichani. Kapitel 24, The Black Magician Trilogy 3 – The High Lord
Zu glauben, Akkarin könnte seine ’dunkle Seite’ komplett unterdrücken, halte ich für Augenwischerei. Das heißt, können ja, wollen jedoch nur, solange die Umstände entsprechend sind. Spätestens, wenn ihm die richtige Frau über den Weg läuft, würde Akkarin auf Grund seiner Experimentierfreudigkeit es ausprobieren wollen. Zudem kommt durch Sonea kommt ein Stück des abenteuerlustigen und umtriebigen prä-Sachaka-Akkarin wieder hervor.
Außerdem neigt Akkarin dazu, mit seinen Prinzipien zu brechen, wenn man ihn lange genug bearbeitet. Sonea tut dies, als sie schwarze Magie lernen will. Und er gibt ihr schließlich nach, obwohl sie damit ihren Eid bricht, obwohl sie damit töten kann und obwohl ihr die Macht zu Kopf steigen und er sie vielleicht nicht mehr kontrollieren könnte. Allerdings sieht er nicht nur den Nutzen für seine Sache, sondern hat in Soneas Gedanken genug gesehen, um es zu riskieren.
Und so ist es auch mit seiner dunklen Seite. Er sieht genug in Sonea, ihre Oberflächengedanken signalisieren ihm genug, um es zu versuchen. Selbst, wenn er sich einst vorgenommen hat, seine ’dunkle Seite’ komplett zu unterdrücken, wird es spätestens hier scheitern, weil Soneas Gedanken seine Vorlieben triggern und er im Eifer des Gefechts zwangsläufig ein Stück seiner Selbstkontrolle verliert. Doch da Akkarin es gewohnt ist, sich zu kontrollieren, und er als Magier einen starken Willen besitzt, ist er in der Lage, seiner ’dunklen Seite’ gerade weit genug nachzugeben, dass sie befriedigt ist, er das vermeintliche Monster in sich in Zaum hält und Sonea ihren Spaß hat, ohne zu wissen, was in ihm vorgeht. Dass Sonea zu unerfahren ist, um die Dinge zu wollen, die er zurückhält, kommt ihm hier zugute, nach Marika wird jedoch genau das zum Problem.
Akkarin ist kein Charakter, der durch sein Sexleben seine Erlebnisse in Sachaka kompensieren will. Ebenfalls wie sein Auftreten in den Büchern keine Kompensation für Sachaka darstellt. Jemand, der mit Dominanz etwas kompensiert, verhält sich anders, arschlochhaft. Es würde den Charakter höchst unsympathisch machen. Bei Akkarin ist es vielmehr eine natürliche Autorität. Da sein Sexleben keine Kompensation ist, geht es dabei auch nicht um ein Rollenspiel, in denen er irgendwelche Meister-Sklavin-Situationen nachspielt. Das hat Akkarin nicht nötig und interessiert ihn nicht. Die nicht-sexuellen Aspekte seiner D/s-Beziehung mit Sonea ziehen sich durch ihren Alltag hindurch, was bereits in den Büchern beginnt. Ich sehe ihr Sexleben daher vor allem auch als Konsequenz ihres alltäglichen Verhaltens. Und ihrer Vorlieben und Vorgeschichte, die im Laufe meiner Geschichten eine immer größere Rolle spielen.
Zusammenfassung
Missbrauch hat nichts mit Sexpraktiken zu tun, sondern mit fehlender Einvernehmlichkeit. Allerdings lassen sich Macht und Kontrolle über sein Opfer besser mit Praktiken und Methoden ausüben, die man dem ssc-Prinzip genügend ebenso im BDSM findet.
Bei Akkarins Erlebnissen in Sachaka vermischt sich beides und er ist auf Grund seiner anfänglichen Unfähigkeit, zwischen beidem zu differenzieren verstört und muss für sich einen Weg finden, damit umzugehen. Etwas Ähnliches erlebt er in den Büchern mit schwarzer Magie, daher halte ich es für plausibel, dass es bei sexuellen Vorlieben nach demselben Prinzip abläuft.
Ob man etwas, das man auf missbräuchliche Weise kennengelernt hat und an sich jedoch weder gut noch böse ist, für sich annimmt und von den negativen Aspekten des ’Erstkontakts’ abstrahieren kann, ist eine Frage der Persönlichkeit des Menschen. An dem erlebten Trauma zu zerbrechen oder das Erlebte aus Selbstschutz komplett abzulehnen, sind dabei natürliche Reaktionen. Doch es gibt auch Menschen, die an negativen Erlebnissen wachsen. Die Abstraktion ist jedoch auch ein wichtiger Bestandteil der Aufarbeitung, weil man sich mit dem Erlebten auf einer distanzierteren Ebene auseinandersetzt. Und damit trägt es zum Heilungsprozess bei.
Traumatische und einschneidende Erlebnisse verändern nicht nur etwas in uns, sondern können auch hervorholen, was vorher unterdrückt war.
Akkarin ist ein starker Charakter. Seine Ansichten zu schwarzer Magie zeigen, dass er zwischen dem, was Menschen anderen Menschen antun und der Sache an sich unterscheiden kann. Er ist intelligent und besitzt genug Selbstkontrolle, damit ihm weder seine Macht zu Kopf steigt, noch dass seine dunkle Seite mit ihm durchgeht. Allein die Tatsache, dass er das fürchtet, zeigt, dass er sich der Risiken bewusst ist und dementsprechend kontrolliert er sich. Dennoch ist auch er nur ein Mann, der mit der richtigen Frau und den entsprechenden Signalen von ihrer Seite aus, es nicht ganz lassen kann. Denn da kommt wieder der experimentierfreudige prä-Sachaka-Akkarin durch.
Wie mit dem Lehren schwarzer Magie ist die Bereitschaft, seine ’dunkle Seite’ voll und ganz auszuleben, unterdrückt, kann jedoch durch hartnäckiges Bearbeiten zum Vorschein kommen. Beides bedeutet das Überschreiten einer Grenze, die Akkarin für sich gezogen hat, die er jedoch mit den richtigen Argumenten schließlich überschreitet, wofür Sonea ein ausgesprochenes Talent besitzt.
Doch indem Akkarin sich so etwas wie ein eigenes ssc-Prinzip entwickelt, emanzipiert er sich über seine Erlebnisse und kann den Spaßfaktor, den die sachakanischen Sexpraktiken für ihn beinhalten, von dem Missbrauch abstrahieren.
Eigentlich hatte ich angedacht, diesem Artikel das Titelbild von Teil 1 oder Teil 2 zu geben, doch im Zusammenhang mit der Fragestellung dieses Artikels empfand ich beide als unangemessen. Also gibt es nur das HeaderBild des Blogs.
Links zu weiterführenden Blogartikeln:
- Teil 1
- Teil 2
- 50 Shades of Akkarin – Warum Akkarin kein romantischer Held ist
- Über Missbrauchsbezeihungen in Geschichten und die Konsequenzen
- Kamasutra, Bondage & Blümchensex – Worauf steht dein Charakter?
* Das war übrigens das erste Mal, dass ich einen Leser verloren habe, bevor es überhaupt wirklich ein Leser werden konnte. Und auch wenn ich mich momentan wirklich nicht über zu wenig Leser beklagen kann und mir bewusst ist, dass ich über Themen schreibe, die polarisieren, war das keine angenehme Erfahrung.