Eigentlich sollte es in diesem Artikel um einen Artikel des Autors Sven Hensel gehen, den ich heute Morgen gelesen habe und der mich sehr nachdenklich gestimmt hat. In jenem Artikel geht es um Neid unter Autoren, wo dessen Ursachen liegen und wie man damit umgehen kann.
Dieser Artikel löste eine ganze Kettenreaktion unerwünschte Emotionen aus, angefangen von der Erkenntnis, dass ich gegenüber anderen Autoren in meinem Fandom einen unausgesprochenen Neid empfinde, über das Begreifen, dass dieser aus Ängsten und Selbstzweifeln resultiert, was schließlich in dem unbändigen Bedürfnis endete, alles hinzuschmeißen, weil es ohnehin keinen Zweck hat.
Und dabei ging mir auf, dass es nicht mit der Zeit besser wird, weil ich abhärte und mit Niederlagen und Reviewflauten umzugehen lerne. Im Gegenteil. Es wird schlimmer. Weil ich mit jedem Mal sensibler werde, bis meine Ängste und Zweifel mich zu ersticken drohen.
Ich höre schon wieder diejenigen, die mir sagen, dass ich doch überhaupt keinen Grund habe, neidisch zu sein, weil meine Geschichten doch so viel besser wären, als die durchschnittliche Fanfiction. Aber zählt das in diesem Genre? Ist in einem Genre, in dem die meisten Leser Fanfictions lesen wollen, überhaupt Platz für Geschichten wie meine?
Oft habe ich das Gefühl, gegen Windmühlen zu kämpfen. Ich habe das Gefühl, dass ich mir noch so den Arsch aufreißen kann, um gute in-canon Geschichten abzuliefern – Geschichten, die den Geist des Originals leben – und kann damit weder den typischen Fanfiction-Leser noch die nicht-Fanfiction-Leser erreichen. Weil meine Geschichten weder klassische Fanfictions noch echte Bücher sind. Von einhundert potentiellen Lesern (= Fans des Originals) kann ich gefühlt einen für meine Geschichten begeistern. Die anderen lesen vermutlich lieber klassische Fanfictions oder echte Bücher. 1/100 mag für andere nach Erfolg klingen. Für mich schmeckt es nach Versagen.
So fühlt es sich zumindest an.
Auch fühlt es sich an, als müsste ich darum kämpfen, die Leser zu halten. Ich bemühe mich, regelmäßige Updates über meinen Schreibprozess auf Twitter, FB und meinem Blog zu posten, veröffentliche Leseproben und kleine Textausschnitte. Ich antworte freudig auf Reviews und Mails, habe es ohne einleitendes Blabla vor einem neuen Kapitel versucht, sowie mit einleitendem Blabla und Danksagungen an die Reviewschreiber. Ich habe es ohne Fragen am Ende der Kapitel versucht, mit Fragen und sogar mit dem wiederholten Hinweis, dass diese optional sind, weil ich den Eindruck hatte, dass sie auf einige Leser eher verunsichernd wirken,
Vielleicht bin ich zu ungeduldig, aber seit dem Ende von ’Die zwei Könige’ ist das Interesse an meiner alternativen Fortsetzung bemerkenswert rückläufig. Bei ’Unter tausend schwarzen Sonnen’ ist es ähnlich. In den vergangenen beiden Monaten war ich wiederholt kurz davor, die Geschichte ein drittes Mal abzubrechen und habe mich dann (obwohl es mich zu viel meiner Kraft kostet) dazu entschieden, die Geschichte noch zu Ende zu bringen und anschließend zu pausieren.
Im Augenblick fällt es mir schwer, diese Kraft weiterhin aufzubringen. Wenn ich bei einer der fraglichen Geschichten ein Review pro Kapitel bekomme, kann ich mich schon glücklich schätzen. Ich weiß, dass andere Autoren froh wären, überhaupt einmal ein Review zu bekommen, aber ich weiß, dass es bei mir einmal anders war.
Ich kann es nicht als vorübergehende Reviewflaute abhaken, auch wenn ich das gerne würde. Es wirft in mir die Frage auf, ob die Geschichten überhaupt noch etwas taugen. Es verursacht Angst.
Die Angst, hinter vorgehaltener Hand für meine Geschichten ausgelacht zu werden.
Die Angst, nicht zu genügen.
Und die Angst, versagt zu haben.
Im Hinblick auf ’Schwärzer als die Nacht’ bereitet mir das jetzt schon Bauchschmerzen. Und doch habe ich den Start auf nächsten Januar angesetzt, weil mir die Geschichte wichtig genug ist, um ihr diese Chance zu geben. Als wenn es mich der aktuelle Verlauf von ’Unter tausend schwarzen Sonnen’ nicht schon genug plagen würde, frage ich mich zugleich, ob die dreimonatige Pause bis zur Fortsetzung eine so gute Idee ist. Was, wenn sie mich auch den Rest der Leser kostet, die noch still mitlesen? Was, wenn in dieser Zeit eine andere Geschichte gepostet wird, die diese in den Schatten steht? Was, wenn eine lange vernachlässigte, aber einst beliebte Geschichte wieder aufgegriffen wird? Was, wenn meine Geschichten sich allmählich ausgelutscht haben?
Ihr seht es vermutlich schon: Neid, Zweifel und Ängste lassen wieder grüßen.
Mit ’Yukai’ ist es ähnlich. Hier frage ich mich, ob der 3. Teil die Erwartungen der Leser überhaupt noch halten kann, nachdem ’Die zwei Könige’ so voll mit Drama war. Meine Testleser, obwohl ich ihrem Urteil absolut vertraue, können dabei auch nur bedingt Abhilfe verschaffen. Sie können mich darin bestärken, dass ich mir keinen Schrott zusammengeschrieben habe. Aber sie können nicht verhindern, dass ich mich vor dem Rest entblößt fühle. Als würde ich nackt vor eine Menschenmenge stellen und alle würden mich nur anstarren oder hinter vorgehaltener Hand tuscheln.
Die Angst, Leser zu verlieren ist immer präsent. So wie die Angst vor Kritik, die Angst nicht wahrgenommen zu werden und die Angst zerrissen zu werden. Bei jeder neuen Geschichte. Bei jeder Reviewflaute
Meine Zielgruppe ist sehr klein, obwohl ich mich durch Social Media bemühe, sowohl die typischen Fanfiction-Leser, als auch nicht Nicht-Fanfiction-Leser zu erreichen. Aber das ist häufig eher mit Frust als mit Spaß verbunden. Und mit der Angst, den Leuten auf die Nerven zu gehen.
Und damit beißt sich die Katze in den Schwanz. Und damit kommt der Neid. Egal, ob die anderen wirklich beliebter und erfolgreicher sind oder bessere Geschichten schreiben, sie werden als potentielle Bedrohung angesehen, was bei genauerem Betrachten idiotisch ist. Sven hat das in seinem Artikel sehr schön beschrieben und ich kann es aus meiner Erfahrung nur unterschreiben.
Manchmal droht dieser Kampf mich aufzufressen. Ich versuche, Content zu posten, freudig und ausführlich auf Mails und Reviews zu antworten und die Leser auf dem Laufenden zu halten. Aber wenn ich mir ansehe, wie es gerade wieder einmal bei meinen aktuellen Geschichten läuft, möchte ich mich lieber tröstend unter der Dusche umarmen, als mich weiterhin fröhlich zu geben. Und dann möchte ich am liebsten alles hinschmeißen und nur noch für mich schreiben. Wissend, dass mich das auf Dauer auch nicht glücklich machen würde, weil das Bedürfnis zu teilen, was mich bewegt und erfüllt zu groß ist.
Wenn es mir so geht wie heute, dann glaube ich, dass es ein Fehler war, meine Geschichten zu veröffentlichen. Es wirft die Frage auf, ob ich für diesen ’Job’ überhaupt geeignet bin. So glücklich es mich macht, wenn ich andere glücklich machen kann, so häufig frisst es mich auf, macht mich verletzlich und stürzt mich in Selbstzweifel, die ich nicht hatte, als ich meine einzige Leserin war.
Vielleicht hätte ich es einfach lassen sollen. Ich wusste schon, als ich erstmals mit dem Gedanken spielte, meine Geschichten zu veröffentlichen, dass ich dem nicht gewachsen bin. Dass ich zu sensibel bin. Dass ich vielleicht daran kaputtgehe. Ich habe es trotzdem getan. Und jetzt stecke ich zu tief drin, als dass ich unbeschadet wieder aus der Sache rauskomme. Ich könnte mein Profil auf FF.de löschen, den Blog einstampfen und meine Social Media Profile löschen. Aber damit würde ich mir mindestens ebenso weh tun, als wenn ich es bis zum bitteren Ende durchziehe.
Diesen Schritt würde ich nur tun, wenn Weitermachen meiner Gesundheit zu massiv schaden würde. Ich hoffe zu sehr darauf, dass es eines Tages besser wird oder dass ich irgendwann endlich daran wachse. Für den Augenblick geht es mir damit jedoch schlecht und ich versuche nach dem Motto „The Show Must Go On“ weiterzumachen.
Was bleibt also?
Ich weiß, woher mein Neid kommt. Ich weiß, woher die Selbstzweifel kommen. Aber das löst das Problem für mich nicht. Ich kann mir noch so sehr vor Augen führen, was ich mit meinen Geschichten alles schon erreicht habe, mir ins Gedächtnis rufen, dass ich auf die Meinung und Kompetenz meiner Testleser vertrauen kann – es wird nicht gegen die Angst helfen, nicht wahrgenommen zu werden, nicht zu genügen und dass meine Geschichten nicht taugen, um die vielen Fans der Bücher zu erreichen. Es wird das Gefühl bleiben, mich auf unangenehme Weise zu entblößen, weil ich mit meinem Geschichten sehr Persönliches von mir preisgebe und mein Innerstes nach außen kehre.
Vielen Dank fürs Lesen.
PS: Falls jemand den ultimativen Tipp hat, wie man als hochsensibler Autor mit solchen Dingen umgehen kann, nur her damit. Was das betrifft, bin ich mit meinem Latein allmählich am Ende.
Guten Morgen Lady Sonea.
Ich folge dir seit einer Weile auf Twitter, muss aber zu meiner Schande gestehen, noch keine deiner Geschichten gelesen zu haben. Ich bin Momentan so sehr in meiner eigenen Kreativität versunken, dass ich da kaum noch heraus trete. Es ist die Freude am Schreiben, die mich fest hält. Ich habe deinen Post hier gelesen, gerade nach dem Aufstehen. Es macht mich immer traurig zu sehen, wenn andere Autoren leiden. Ich schreibe seit Jahren Kurzgeschichten, habe aber wegen dieser Zweifel ganze 2 Jahre überhaupt nichts geschrieben. Ich habe die Kurzgeschichten auf einem Blog veröffentlicht oder auf Myfanfiction. Und irgendwann fühlte ich mich schlecht. Wer liest das schon? Was kann ich schon? Es taugt doch nichts. Ich wäre gerne mehr, aber ich habe Angst vor dem Haifischbecken da draußen. Also hörte ich auf, aus dem Gedanken heraus, dass ich als Autorin ohnehin nie überleben würde.
Ich wollte in diesem Jahr wieder schreiben. Es hat mich in den Fingern gejuckt, hat mich belastet. Aber es kamen keine Worte. Also besuchte ich einen Schreibkurs im Ort, der gerade zum ersten Mal statt fand. Dort fand ich meinen ersten richtigen Fan. Er hat sich beschwert, dass ich nicht mehr blogge. Ich fand etwas in mir wieder. Einen Teil von mir selbst, den ich eingesperrt hatte in Angst. Und so eröffnete ich meinen lange geschlossenen Blog wieder. Für einen einzigen Leser. Ich inspiriere ihn und seine Kommentare inspirieren mich wieder. Ich wagte den Schritt auf Facebook und Twitter. 10 Follower sind nicht viel. Aber für mich sind sie die Welt.
Es macht mich so glücklich, zu schreiben. Ich lese meine Worte und sehe den Zauber, den ich darin verstecke. Eine Magie zwischen den Zeilen, die sogar mich verblüfft. Irgendwie war dieser Weg vorherbestimmt, auch wenn ich ihn immer wieder verlor. Aber überall lauern Neid und Angst. Falls du nun überhaupt bis hierhin gelesen hast, folgendes will ich dir mit all dem sagen: Du hast aus einem Grund angefangen zu schreiben. Warum? Gib deine Leidenschaft nicht wegen einer Leserzahl auf, das ist eine Zahl. Wenn die Menschen dich lieben oder auch nur ein Mensch, dann ist das schon so viel wert. Aber letztlich hast du nur aus einem Grund angefangen zu schrieben, weil du es liebst. Es macht dir Spaß, deine Welt zu schreiben. Du hast diese Bilder und Fantasien im Kopf, die so bunt und schön sind, dass du sie teilen willst. Selbst wenn du gar keine Leser hättest, höre nie auf etwas zu tun, das dich mit so viel Freude erfüllt. Ich kenne dich nicht. Wenn auch nur einer dieser Punkte zutrifft, dann entschuldige ich mich hiermit. Immerhin bin auch ich recht sensibel und kann kaum mit Kritik umgehen oder Niederschlägen. Nur horche in dich hinein und stell einmal deinem Herzen die Frage: Warum? Vielleicht schallt durch alle Zweifel hindurch die Antwort :).
In diesem Sinne wünsche ich dir einen schönen Tag und hoffentlich bist du bald nicht mehr allzu verzweifelt. Es wäre schade, einen Autoren weniger in dieser Welt zu haben :).
Hallo Tanja,
Danke für deinen lieben Kommentar und dass du deine Erfahrungen mit mir teilst! Es tut sehr gut zu wissen, mit solchen Gedanken und Gefühlen nicht alleine zu sein. In der Autorenwelt scheint das leider eher ein Tabu-Thema zu sein. Teilweise kommen dann sogar so unsensible Kommentare wie „Stell dich nicht so an“ – Worte, die einem überhaupt nicht weiterhelfen und vielmehr noch das Gefühl vermitteln, man hätte kein Recht so zu empfinden.
Ich finde es sehr mutig von dir, dass du deinen Blog wiedereröffnet hast, auch wenn es nur für einen Leser war. Aber vielleicht werden es mit der Zeit wieder mehr? Ich wünsche es dir auf jeden Fall! Diese Hoffnung bringt mich am Ende auch immer wieder dazu, nicht alles hinzuschmeißen. Bevor ich vor drei Jahren den Schritt wagte und mich bei Fanfiktion.de anmeldete, sprach ich mit einem Arbeitskollegen darüber, der mir etwas Ähnliches sagte: Wenn du nur einen Leser hast und es diesem gefällt, dann ist das mehr, als wenn du es für dich behältst.
Am Anfang hat das geholfen. Doch irgendwie sind die Ängste und Zweifel mit der Zeit gewachsen. Dieser Gedanke, vielleicht nur einen einzigen glücklich zu machen, hilft nicht gegen die Unsicherheit und das Gefühl, versagt oder etwas falsch gemacht zu haben, wenn plötzlich keine Rückmeldungen mehr kommen. Und dann ist wieder dieses Gefühl des Entblölßtseins da. Es ist ein Teufelskreis, den ich nicht durchbrechen kann.
Ganz mit dem Schreiben würde ich nicht aufhören. Nicht, solange ich noch Ideen für diese Fantasy-Welt habe. Ich würde nur aufhören, andere daran teilhaben zu lassen, wenn der Druck zu hoch sein sollte. Dafür bedeuten mir meine Geschichten einfach zu viel. Nur stehe ich mir da mit dem Bedürfnis sie mit anderen teilen zu wollen, selbst im Weg. Nichtsdestotrotz will ich mir deinen Rat zu Herzen nehmen und Antworten suchen, weil ich so nicht weitermachen kann.
Liebe Grüße und dir auch einen schönen Tag,
Lady Sonea
Ich kenne dieses Gefühl und die Belastung, die damit einher geht. Meine Frau hat es mir ganz einfach vor Augen geführt:
Du hast mehr erreicht als der Großteil der Bevölkerung. Du bist intellektuell so gereift, dass du Bücher schreiben kannst, so Selbstbewusst, diese zu veröffentlichen und so qualifiziert, dass sie andere lesen und für gut befinden.
Du liegst weit über dem Durchschnitt, daher gibt es keinen Grund sich am unteren Ende zu sehen.
VG
Andreas
Hallo Andreas,
Danke für deinen lieben Kommentar. Deine Frau ist ein sehr weiser Mensch. Und gewiss sehr viel vernünftiger, als ein zu sensibler Autor, der gerade nur noch schwarz sieht. Ich versuche mir solche Worte auch immer wieder zu sagen. Nur in den ganz finsteren Stunden reicht es einfach nicht. Dennoch muntern sie mich gerade auf 🙂
Hat es dir sofort aus deiner Krise geholfen oder war das ein längerer Weg?
Liebe Grüße,
Lady Sonea
Ich halte es da wie Claudia (weiter unten). Ich ziehe die Kraft aus den wenigen wirklich sehr positiven Bewertungen zu meinen Büchern. Klar würde ich gerne mehr verkaufen und damit die Bestätigung für meine Arbeit finden. Lese ich aber, wie begeistert jemand ist, ein anderer Autor sich geehrt fühlt, dass ich sein Werk lese (was ich nun wirklich nicht verstehe), dann ist es etwas Besonderes.
Kritik und Zweifel zu sähen ist einfach. Sieh dir diese Welt an. Aber mit erhobenem Haupt durch die Gegend zu schreiten ist schwer, kostet Kraft und ist durchaus ein Kampf gegen Neider und Kritiker. Aber was du geschaffen hast, kann dir keiner nehmen.
Um deine Frage zu beantworten: es hat mir geholfen den Blickwinkel auf mich zu verändern, mir bewusst zu machen, was ich geleistet habe. Und selbst wenn es 500.000 Autoren in Deutschland gibt, sind wir bei 82 Mio doch immer noch ziemlich außergewöhnlich.
Liebe Sonea,
beim Lesen war ich – wahrscheinlich wie du beim Schreiben auch – hin und hergerissen von meinen Gefühlen. Ich wollte dich umarmen, dich aber auch ein bisschen schütteln – nicht zu sehr, ich möchte ja nicht, dass du kaputt gehst.
Was du beschreibst betrifft mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht nur dich. Jeder Autor ist von diesen Zweifeln geplagt, egal in welchem Genre.
Als ich dich kennengelernt habe, hatte ich nur mal von FanFictions gehört, mich selbst mal an einer versucht (vor etlichen Jahren) und auch die eine oder andere gelesen – hauptsächlich, weil die Schwester meiner damals besten Freundin Harry-Potter-FanFictions so extrem gehypt hat 😀
Zwar habe ich keine deiner Geschichten gelesen, aber allein die Bekanntschaft mit dir – und auch deine Artikel im Schreibmeer oder deine Blogbeiträge, die ich hin und wieder lese – lassen mich nun anders über FanFictions denken. Klar gibt es da den rechtlichen Rahmen, den ich mir durchaus bewusst bin, allerdings macht die Geschichte (ob nun Original oder FanFiction) für mich keinen Unterschied. Und noch weniger wertet es den Autor in meinen Augen herab – egal, was er schreibt; nicht nur FanFictions, sondern auch andere „polarisierende“ Genres wie Erotik oder New Aduld/Young Aduld. Der eine mags, der andere nicht. Punkt.
Doch allein dich zu kennen und dein Tun am Rande mitzuverfolgen zeigt mir, wie sehr du deine Geschichten liebst und lebst. Es ist faszinierend zu sehen, wie sehr du in deine Welt versinken kannst – während ich durch meine Zweifel und Ängste diesen Zugang irgendwie verloren habe. Ich kann mich nicht mehr in eine Geschichte fallen lassen, weil ich so vieles andere im Kopf habe. Ich will Romane und Geschichten schreiben über andere faszinierende Welten, wie es sie in meinem Kopf noch gibt, aber dann kommen die Zweifel, dass ich vielleicht nur zur Ratgeberautorin tauge. Vielleicht ist es die Angst, etwas Neues von mir zu zeigen, zu zeigen, dass ich auch anderes kann und dann den Lesern vielleicht nicht genüge. Vielleicht schiebe ich daher das überarbeiten der vorhandenen Geschichten vor mir her, denke, wer will denn so einen Scheiß lesen, halte es für schlecht, mich für schlecht und kehre zurück zu dem, was mir bereits positives Feedback eingebracht hat: meine Ratgeber.
Aber mein Wille ist da. Ich will die Jugendbuchautorin sein, die in andere Welten entführt. Ich will meine Leser an den Welten in meinem Kopf teilhaben lassen. Ich will mich von meiner Angst nicht unterkriegen lassen. Und ich kämpfe jeden Tag dagegen an, schäme mich, sagen zu müssen, dass ich Autorin bin, aber bisher nur ein Sachbuch (bald schon zwei) veröffentlicht habe. In meinen Augen reicht mir das nicht aus. Ich will mehr!
Und all die Kritik in meinem Kopf, all die Ängste, all die Blicke, die ich von anderen wegen dieser Aussage bekomme, ist Kritik an mir selbst. Es stört mich, von anderen so angesehen zu werden, nicht, weil ich mich vor ihnen schäme, sondern weil ich mich vor mir schäme. Ich wollte so viel erreichen – klar, habe ich das schon. Andere bewundern mich dafür, was ich alles gebe, obwohl es in meinen Augen so wenig ist, so natürlich, das zu geben, was ich gebe, andere zu motivieren, … Und doch ist da dieser eine Traum, der Traum, richtige Autorin zu sein, nicht nur Sachbücher zu schreiben. Andere motivieren und inspirieren ist eher wie ein Hobby, davon erwarte ich mir nicht viel – darin gehe ich nur eher in einer Leidenschaft auf, die nicht mehr zu bremsen ist …
Gerade frage ich mich, was ich eigentlich damit sagen will und komme zu dem Entschluss, dass ich dir mitteilen möchte, dass du mit den Ängsten, den Zweifeln und der Unsicherheit nicht alleine bist.
Doch all diese Gefühle kann dir niemand anderes nehmen, als du selbst. Dich stört etwas? Dann ändere das. Klar kannst du dir selbst keine Reviews schreiben, das würde dem Sinn dahinter nicht gerecht werden. Doch du kannst an dir arbeiten. Nimm dir ein Blatt Papier und schreibe auf, was dir Angst macht, was dich zweifeln lässt, was dich unsicher macht. Und dann streiche die Dinge an, die du aktiv ändern kannst, die nur von dir selbst abhängen und nicht von anderen.
Vor ein paar Jahren habe ich an einem Blogroman geschrieben – live. Jede Woche gab es eine Folge von ca. 500 Wörtern, die war ungeplant, unkorrigiert und unlektoriert, weil ich sie meistens genau an diesem Tag geschrieben habe. Zu Beginn gab es noch das eine oder andere Feedback, aber das wurde mit der Zeit weniger. Irgendwann habe ich nur noch an den Klickzahlen gesehen, wie oft diese Beiträge angeschaut wurden. Das eBook habe ich Ende April 2015 veröffentlicht – kostenlos – und mittlerweile gibt es über 2.500 Downloads. Das eBook gibt es nun nicht mehr, weil ich es aus Gründen aus dem Verkauf genommen habe. Feedback gab es: eine oder zwei Rezensionen auf Amazon und eine Mail von einem Leser, wann die Geschichte weitergehen würde …
Qualitativ war diese Geschichte sicher meilenweit unter dem, was du schreibst, du hast auch schon eine Fanbase und potenzielle Leser. Doch denke bei dieser Rechnung daran, dass potenzielle Leser nicht 100% der Leser sind, die das Original lieben und ihm verfallen sind. Wie du selbst sagst, schreibst du in einer Niesche: nicht richtig FanFiction, weil dem Original zu ähnlich, aber eben auch nicht das Original.
Meiner Erfahrung nach kommt Unzufriedenheit (zu wenig Erfolg, ob nun durch Geld oder Reviews oder Lesern oder Sonstnochwas) daher, dass es kein Ziel gibt. Willst du reich werden, dann wirst du nie reich genug sein. Wie reich ist denn reich? 1 Million? 5 Million? Nach oben gibt es da keinerlei Grenze.
Vielleicht hilft es dir, wenn du dir ein Ziel setzt. Eines, das du überprüfen kannst. Schau dir an, wie viele Leser du hast und setze dir eine Anzahl fest, die das nächste Kapitel (man stellt doch immer ein Kapitel nach dem anderen online? Ich hab ehrlich keine Ahnung, wie das funktioniert. Nehmen wir einfach mal an, es stimmt.) haben soll. Versuche wirklich, dich über die Leser zu freuen, die du hast, auch wenn es schwer fällt.
In einem Kurs zum Projektmanagement habe ich die pdf-Formel kennengelernt: planen – durchführen – freuen. JEDER dieser Punkte ist wichtig!!
Wer kein Ziel hat, wird nicht ankommen und immer unzufrieden sein.
Das Fatale an der ganzen Sache ist (gäbe es das nicht, dann wäre es wahrscheinlich egal, dass du unzufrieden und voller Zweifel und Ängste bist), dass deine Leser dir die Verzweiflung anmerken. „Wer nach Reviews bettelt, der wird es wahrscheinlich nötig haben.“ – so mein Gedankengang dazu, als z.B. Youtuber angefangen haben am Ende des Videos dazu aufgefordert haben, den Kanal zu abonnieren. Andererseits weiß ich auch, dass man Menschen sagen muss, was sie zu tun haben. Heißt nicht, dass man davon ausgeht, dass sie zu doof sind, zu wissen, was sie tun können, um über weitere Videos benachrichtigt zu werden, aber … Du verstehst hoffentlich, was ich meine.
Aber auch solche Artikel wie dieser – ich finde es echt mutig von dir, über deine Zweifel, Sorgen und Ängste zu schreiben – könnten dazu führen, dass Leser „abwandern“. Sie wollen Sonea (keine Ahnung, wie der Original-Charakter so ist), die ihre Geschichten liebt und lebt, die diese mit der Welt teilen möchte …
Aber was willst du? Wer willst du sein? Wen willst du darstellen? Sind wir mal ehrlich, jeder trägt etwas ins Internet, das nur einem Bruchteil von sich selbst entspricht. Du bist hin und hergerissen zwischen dem Gebenwollen und Nichtgebenkönnen. Du hast Ängste und Zweifel, das ist ganz normal. Du gibst etwas von dir selbst preis. Doch genau dafür hast du dich entschieden, als du die ersten Texte von dir veröffentlicht hast. Damit erreichst du Leser. Nicht, weil sie denken: „Oh-ho! Wie ist die Autorin denn drauf, dass sie so viel von sich preis gibt!“ Sie wissen doch gar nicht, wie viel dir selbst entspricht. Gut, jetzt weiß ich nicht, wie viele Menschen aus deinem persönlichen Umfeld deine Geschichten lesen, doch jeder Mensch hat Geheimnisse und ist es nicht genau das, was eine Geschichte ausmacht? Nicht zu wissen, wie viel echt ist und wie viel Fiktion? Dazu kommt dein Pseudonym: Du stehst nicht als du, wie du im echten Leben bist da, du bist Sonea. Und ich denke, viele Leser nehmen dich so oder zumindest so ähnlich wahr.
Wahrnehmung ist echt ein interessantes Ding. Jeder von uns versteckt sich hinter einer Maske, hat Angst, sich wirklich zu zeigen, ob im echten Leben oder in der fiktiven Welt (oder dem Internet). Doch das faszinierende daran ist, dass wir doch alle viel zu sehr auf uns selbst fixiert sind und darauf bedacht, nicht aufzufallen, dass wir gar nicht mehr auf die anderen achten.
Von wie vielen Menschen, mit denen ich regelmäßig (ausgenommen meiner Familie) zu tun habe, kenne ich die Augenfarbe mit hundertprozentiger Sicherheit? Es sind drei. DREI! Die anderen Augenfarben kann ich mir durch die Haarfarbe oder den Hautton erschließen … Oder was ihre Hobbys sind? Und zwar jene Hobbys, die sich nicht mit meinen überschneiden? Die weiß man nur von guten Freunden – ich zumindest.
Was ich jetzt damit sagen will. Du baust dir im Internet und durch deine Geschichten eine Illusion auf, die nur du aufrecht erhalten kannst. Frage nicht, wie du handeln würdest, sondern wie deine Kunstfigur Sonea handeln würde?
Frage ich Tinka, was sie im Leben erreichen will, dann bekomme ich eine klare Antwort: Sie will Menschen begeistern, ihre Leidenschaften leben, das Leben genießen.
Tinka steht für all das, was ich unter meinem bürgerlichen Namen nicht mehr zu träumen wage. Die Träume, die ich als Kind hatte, sind in Vergessenheit geraten. Sie waren ein Teil von mir, und dieser Teil ist vor ein paar Jahren gestorben, ich habe den Mut verloren, die Begeisterung …. Eben all das, was ich als Tinka ausleben kann. Ich bin durch sie ein anderer Mensch geworden.
Du hast nach Tipps gefragt, ich hoffe, ein paar Dinge, die ich gerade getippt habe, können dir helfen, eine Entscheidung für dich zu treffen und dir zeigen, dass du nicht allein da stehst mit deinen Gefühlen. Doch die Entscheidung musst du am Ende selbst treffen. Für dich und für Sonea!
Allerliebste Grüße
deine Tinka 🙂
Liebe Tinka,
Vielen lieben Dank für diesen wundervollen Kommentar! <3 Und danke, dass du deine Erfahrungen mit mir teilst.
Es tut gut zu wissen, dass ich damit nicht alleine bin. Doch es zeigt auch wieder einmal, wie sehr diese Ängste zu Zweifel ein Tabu-Thema in der Autorenwelt ist. In der Vergangenheit wurde mir deswegen gerne mal (auch von anderen Autoren) gesagt, ich solle mich nicht so anstellen, was in mir die Hemmschwelle, über meine Selbstzweifel zu sprechen, noch erhöht hat.
Es tut mir sehr leid zu lesen, dass du den Zugang zum Schreiben verloren hast. Ich weiß nicht, ob das mit deiner Erfahrung mit dem Blogroman zu tun hat, oder ob da noch andere Ängste und Zweifel eine Rolle spielen. Das kannst nur du für dich selbst beantworten. Aber vielleicht hilft es dir, deine Ideen erst einmal nur für dich zu schreiben, ganz ohne den Druck sie zu veröffentlichen und jemandem zu zeigen. Dann kannst du solange daran arbeiten, bis du damit zufrieden bist. Vielleicht bist du ähnlich perfektionistisch wie ich und stehst dir damit ein wenig selbst im Weg?
Ich selbst bin sehr perfektionistisch und ich hätte zu viel Angst, jemandem etwas zu lesen zu geben, was noch nicht fertig ist. Auch wenn eine zweite Meinung während des Entstehungsprozesses hilfreich sein könnte. Aber dafür ist meine Schreibweise zu sprunghaft. Ich finde es sehr mutig, dass du das mit deinem Blogroman versucht hast! Vor allem, da ich weiß, dass du ebenfalls Discovery-Writerin bist, was meiner Erfahrung nach kontinuierliches bzw. chronologisches Schreiben erschwert.
Ich hoffe, ich trete dir damit nicht zu nahe, aber vielleicht helfen meine Worte dir ein wenig. Ich wünsche dir auf jeden Fall, dass du einen Weg findest, damit umzugehen und die Ideen in deinem Kopf zu Büchern formst! 🙂
Dieses Gefühl nur für eine Sache zu taugen, kenn ich auch sehr gut. Auch ich träume davon, irgendwann wenn alle Ideen für mein Fanction-Universum geschrieben sind, einmal eigene Romane zu schreiben. Aber bis jetzt reichen meine Ideen nicht über die gelegentliche Kurzgeschichte hinaus. Und dann gibt es Phasen wie diese, in denen ich mich frage, ob ich überhaupt als Fanfiction-Autorin tauge (auch wenn ein Teil unterdrückter meines Bewusstseins begreift, dass das Unsinn ist).
Vielen Dank für die Tipps! Ich denke, das ist eine gute Idee, einmal aufzuschreiben, was ich aktiv an meiner Situation ändern kann. Einiges davon versuche ich bereits unermüdlich, aber vielleicht gibt es noch anderes, was mir nicht einfällt? Es wird dem Problem, wie du schon sagst, nur bedingt abhelfen, aber wenn es hilft, die negativen Gedankenspiralen zu durchbrechen, ist das viel wert 🙂
Genau das ist eines der Probleme, die mir das Leben schwermachen. Dass ich nur einen kleinen Teil der Fans des Originals erreichen kann, was mir lange Zeit nicht so bewusst war. Ich dachte ernsthaft, dass sich die Mehrheit auf diese alternative Fortsetzung stürzen würden. Denn kaum einer mag das Ende oder die offizielle Fortsetzung. Ich kann nur versuchen, diese zu erreichen oder mich damit abfinden (was angesichts der ganzen Arbeit und des Herzblutes, das ich schon in meine Geschichten gesteckt habe, wirklich extrem frustrierend ist).
Ich denke, ich verstehe, was du meinst. Gerade dieser Aufruf zu Reviews (was ich zum Glück nicht tue), wird häufig als Reviewbettelei aufgefasst. Zumindest ist es auf Fanfiktion.de so. Dabei sind diejenigen vermutlich auch jene mit den größten Ängsten und Zweifeln. Das Problem ist, dass die Menschen vieles für selbstverständlich halten oder einfach nur konsumieren. Es interessiert sie nicht, wie viele Stunden man an einem Kapitel geschrieben und überarbeitet hat. Oder wie viele Drehs man für ein Youtube-Video brauchte. Dabei sind diese Rückmeldungen der einzige Lohn, die einzige Anerkennung und das einzige Wissen, es gut und richtig oder eben auch falsch gemacht zu haben.
Es ist möglich, dass mir durch so viel Ehrlichkeit auch Leser abwandern oder ich mich unbeliebt mache, aber das ist mir lieber, als es für mich zu behalten und zu warten, bis es mich auffrisst. Vielleicht bin ich in dieser Hinsicht auch zu pragmatisch, weil ich mir denke, dass jemand, der deswegen aufhört, ein Fan, Freund oder was auch immer zu sein, das niemals wirklich war. Es widerspricht zu sehr meinem Prinzip von Loyalität jemandem den Rücken zuzukehren, nur weil er dunkle Seiten offenbart. (Zumindest solange diese nicht moralisch verwerflich sind etc.)
Die Frage nach der Identität ist eine sehr interessante, über die ich mir wirklich Gedanken machen sollte. Dadurch, dass Sonea auch eine Buchfigur ist, die mir in vielen Dingen ähnelt, stellt sich dabei auch die Frage, ob ich diese verkörpern soll oder mich selbst oder eine Mischung aus beiden. Die Buch-Sonea ist mitfühlend und hilfsbereit, aber auch leicht einzuschüchtern und hasst es im Mittelpunkt zu stehen. Sie hat ein großes Leidenspotential. Aber sie ist auch jemand, der niemals aufgibt. Und obwohl wir uns ähnlich sind, hat sie mich verändert.
Vielleicht können wir uns in dieser Hinsicht die Hand geben 🙂
Ich wünsche dir den Mut, deine Träume eines Tages auch im wahren Leben auszuleben – etwas, das mir im Augenblick ebenfalls fehlt <3
Liebe Grüße und vielen Dank für deine lieben Worte,
Sonea
Versuche doch mal, es anders herum zu sehen, statt an die vielen Fans, die du nicht erreichst an jene zu denken, die du erreichst. Ich kann dich gut verstehen, ich habe gerade meinen Erstling fertig und bin am Überarbeiten und zweifle, habe auch ein wenig „Angst“ vor dem Haifischbecken, in das ich mich begebe, aber dann denke ich mir wieder: Ein paar Leute wird es geben, die es mögen, auf die kommt es an. Die Masse nicht zu erreichen ist doch nicht so schlimm, es ist auch einfach schwer, weil so viele Geschichten um die Aufmerksamkeit der Leser buhlen. Erfreue dich an dem positiven Feedback, das du bekommst.
Liebe Grüße
Claudia
Vielen Dank für deinen Kommentar! Genau das hat am Anfang noch ziemlich gut geklappt, obwohl ich da ganz besonders Angst vor dem Haifischbecken hatte. Mittlerweile bin ich schon drei Jahre dabei und irgendwie wird es mit der Zeit immer schwieriger. Weil ich mir bei Negativtrends jedes Mal die Frage stelle, warum es auf einmal nicht mehr so läuft und den Fehler mir zuschreibe. Gerade bei mehrbändigen Geschichten sehe ich darin eine Gefahr. Ich werde trotzdem weiterhin versuchen, auf das Positive zu blicken, auch wenn es manchmal noch so schwerfällt. Denn sonst kann ich auch komplett aufgeben.
Ich wünsche dir viel Erfolg für deinen ersten Roman und dass du das Haifischbecken überstehst! 🙂
Liebe Grüße,
Lady Sonea
Nein, leider kann ich dir keine wirklich ultimativen Tipps geben. Zumal ich mich im Gebiet der Fanfiction nun wahrlich nicht auskenne. Deswegen ist das, was ich schreibe, vielleicht auch Blödsinn.
Aber vielleicht meldet sich bei dir ganz unterbewusst und unter anderen Dingen verborgen der Wunsch, eine größere Reichweite mit deinen Geschichten zu erlangen? Eine Reichweite, die man mit FF vielleicht nicht erzielen kann?
Ich habe den Eindruck, dass die Szene ganz schön in ihrem eigenen Saft kocht und je kleiner das Franchise ist, umso höher ist die Temperatur.
Die ersten drei Romane, die ich geschrieben habe, waren Quasi-Fortsetzungen von „Star Wars“ mit einem Spritzer „Kampfstern Galactica“, abgerundet durch eine Portion „Perry Rhodan“. Und auch wenn sie genug eigene Basis beinhalteten, um nicht als reinrassige Fanfiction durchzugehen, stand von Beginn an fest, dass ich diese nie würde veröffentlichen können.
Der vierte Roman, den ich schrieb, war von solchen Elementen zwar frei, setzte aber massiv auf Zitate aus Songtexten, für die die Rechte zu bekommen illusorisch gewesen wäre.
Danach kam bei mir eine große Unzufriedenheit, in der ich mich viel in Foren herumgetrieben habe, eine erste eigene Homepage unterhielt, weil ich endlich mal von Leuten tatsächlich _gelesen_ werden wollte.
Erst 2005, 12 Jahre nach dem ersten Roman, habe ich dann den ersten Roman geschrieben, den ich wirklich hätte veröffentlichen können. Irgendwann war die Zeit einfach reif, aus der Schublade rauszugehen.
Ich weiß, dass du an den FF hängst und das ja wohl auch sehr gut machst. Aber könntest du dir vielleicht vorstellen, so eine Art „Hybridautorin“ zu werden, die sowohl FF macht, als auch gelegentlich andere Texte, die vielleicht eine höhere Reichweite erlangen können? Um das Gefühl des Neids ein wenig zu kompensieren?
Wie gesagt, kann auch alles Blödsinn sein. In dem Fall bitte einfach vergessen ;-).
Liebe Grüße
Michael
Hallo Michael,
Nein, das ist kein Blödsinn 🙂 Und ich finde es sehr sympathisch, dass deine ersten Romane in die Richtung Fanfiction gehen. Mein erster (und zum Glück nie veröffentlichter) Roman war eine Mischung aus „Herr der Ringe“, „Star Wars“, „Ronja Räubertochter“ und einem Konzeptalbum von Iron Maiden.
Die Beobachtung mit der Größe des Franchise habe ich auch gemacht. Wie genau es bei Büchern ist, weiß ich nicht genau. Bei Fanfictions herrscht unter den Fans eines bestimmten Fandoms häufig eine ziemliche Stutenbissigkeit. Bei Büchern hat man dagegen innerhalb der Genres schon viel mehr Spielarten und zumindest aus meiner Sicht finde ich Vergleiche schwieriger.
Ich denke, dass Reichweite auch ein Problem ist. Weil ich eben nicht die klassischen Fanfiction-Leser anspreche, es aber auch keine Bücher sind. Das beschränkt die Reichweite von „alle Fans des Originals“ auf einen sehr kleinen Bereich. In der Vergangenheit habe ich sogar mit dem Gedanken gespielt, meine Fanfictions umzuschreiben, so dass ich sie verkaufen kann wie es z.B „50 Shades of Grey“ war. Aber damit würde sie ihre Essenz, das sie lebendig macht. Für eigene Geschichten fehlen mir einfach die Inspiration und die Ideen, weil ich dafür nicht brenne. Aktuell brenne ich einzig für dieses Fanfiction-Universum. Und vorher wird da kein Platz für andere Geschichten sein. In dieser Hinsicht bin ich leider nicht allzu flexibel, fürchte ich.
Vielleicht eines Tages, denn ich gedenke schon, irgendwann komplett eigene Romane zu schreiben.
Immerhin habe ich bis jetzt zwei Kurzgeschichten für Anthologien zustande gebracht. Allerdings auch nur, weil mich die Idee nahezu angesprungen hat 😀
Meine aktuelle Strategie, um die Reichweite zu erhöhen, ist Content, Content, Content. Zeigen, dass meine Fanfictions etwas taugen. Denn woher sollen potentielle Leser das wissen, wenn sie keine Kostprobe bekommen? Nur mache ich das noch nicht lange genug, um abschätzen zu können, ob es wirklich etwas bringt.
Vielen lieben Dank für diesen alles andere als blödsinnigen Kommentar 🙂
Sonea
Gerne doch, Sonea, und dir herzlichen Dank für die weiteren Einblicke!
Wenn du natürlich im Moment wirklich „nur“ für dieses eine Universum brennst, dann soll es wohl so sein und dann kann man auch nichts erzwingen.
Übrigens: Meine „Version“ des Herrn der Ringe ist nie über Seite 50 hinausgekommen und gehört zu den Romanentwürfen, die ich garantiert nie wieder werde aufleben lassen ;-).
Hallo Sonea,
wow, was für ein nachdenklich stimmender und berührender Blogbeitrag. Ich glaube, den ultimativen Tipp habe ich da auch nicht – ich tue mir selbst schwer damit, meine Sachen zu veröffentlichen. Trotzdem wollte ich dir ein paar Zeilen dalassen.
Nun zähle ich zu jenen Autoren, die froh sind, wenn sie wenigstens ein Review kriegen. Aber ich kann verstehen, dass es deprimierend und frustrierend ist, wenn man früher mehr bekam und die Leser plötzlich verschwinden. Aber trotzdem will ich dir raten: Gib nicht auf! Mach weiter! Ich glaube nämlich nicht, dass es dir besser ginge, wenn du deinen FF.de Account löschen, deinen Blog und deine Social Media Kanäle einstampfen würdest. Ich glaube, das Bedürfnis, dich anderen mitzuteilen und deine Geschichten mit ihnen zu teilen würde dich dann nicht zur Ruhe kommen lassen.
Mal abgesehen davon hast du wirklich Talent und es wäre meiner Meinung nach eine Verschwendung, wenn du deine Geschichten nicht mehr veröffentlichen würdest. Du hast ja sogar schon Wettbewerbe und Awards für deine Geschichten gewonnen, das müsste ich doch eigentlich darin bestärken, dass die Leute mögen, was du schreibst.
Weißt du, wenn ich deine bisherigen Erfolge (die vielen Reviews, die Gewinne, die langen fertiggeschriebenen Romane mit über 100k) so anschaue, dann könnte ich grün werden vor Neid. 😉 Ein bisschen neidisch bin ich auch wirklich, aber nicht im negativen Sinne. Ich gönne dir deine Erfolge, du hast sie dir erarbeitet und absolut verdient. Aber ich will dir damit sagen: Schmeiß das nicht einfach so hin. Du hast so viel erreicht. Mach weiter, es werden bestimmt auch wieder bessere Zeiten kommen.
Ich hoffe, ich konnte dich ein bisschen ermutigen. Vielleicht härtest du ja mit der Zeit wirklich ein bisschen ab, damit dich diese Situation nicht mehr so sehr verletzt.
Liebste Grüße
Myna
Hallo Myna,
vielen lieben Dank für deinen Kommentar! <3 Vielleicht ist es gar kein so großer Unterschied, was negative Gefühle betrifft, ob man nun von Anfang an vor diesem Problem steht oder ob es sich im Laufe der Zeit aufschaukelt. Die Ausgangssituation mag unterschiedlich sein, aber letztendlich läuft es auf die Frage hinaus: Was mache ich falsch?
Das Mitteilungsbedürfnis ist dabei tatsächlich ein ziemliches Problem. Ich würde damit auch nicht glücklich. Ich habe vier Jahre lang an meinem Fanfiction-Universum geschrieben und daraus die Fortsetzung gemacht, die ich selbst gerne gelesen hätte. Doch das Bedürfnis, das hinaus in die Welt zu tragen, wurde einfach zu groß. Und damit kam die Angst vor Bloßstellung. Wenn es gut läuft, dann ist sie nicht da und es geht mir super damit, aber dann kommen Reviewflauten, rückläufige Leserzahlen, Konkurrenzdruck etc. Und anstatt mich daran zu gewöhnen, wird es eher mit jedem Mal schlimmer, obwohl es umgekehrt sein sollte.
Ich denke, wie hier auch schon viele andere Kommentarschreiber gesagt haben, mehr als an meiner Reichweite zu arbeiten und mir immer wieder vor Augen zu halten, was ich schon erreicht habe, ist alles was ich tun kann. Und darüber Strategien entwickeln, wie ich mich davon abgrenzen kann. Aber wenn ich mitbekomme, wie viele Jahre andere HSPler brauchen, um das zu erreichen, wird das vermutlich eine Lebensaufgabe 😀
Liebe Grüße,
Sonea
Grüezdi Lady Sonea,
Ich bewundere dich! Ganz ehrlich, dazu zu stehen, dass man Angst, Hass, Neid fühlt und das Bedürfnis hat alles hinschmeissen zu wollen, zeugt für mich von gewaltiger innerer Stärke. Ich selber kenne diese Gefühle sehr gut, aber mir selbst fällt es schwer, darüber zu sprechen oder zu schreiben.
Ich bewundere dich auch dafür dass du so genial schreiben kannst. Du schaffst es so zu Schreiben das ich mitten in der Geschichte versinke und zum Teil die Fremdländischen Gerüche zu von Kyralia riechen glaube.
Vielleiht hilft es dir, wenn ich dir erzähle wie es mir in meiner Schulzeit ging. Ich hatte in vielen Fächern trotz grosser Anstrengung meinerseits ungenügende Noten, so dass sogar eine Versetzung in eine Sonderschule wahrscheinlich war. (Im Kanton Schwyz ist die beste Note die Note 6 die schlechteste die Note 1). Immer wieder habe ich mir gesagt, dass ich mich mit mir selber und meinen Möglichkeiten vergleichen will und nicht mit allen anderen. (Äpfel und Birnen kann man schlecht vergleichen, habe ich mir jeweils gesagt.) Irgendwann habe ich es dann sogar geschafft, mich im Fach Französisch ehrlich über die Note 3 zu freuen, obwohl die Note 3 eine Note ungenügend ist. Das ging nicht von heute auf Morgen, aber es ist möglich.
Glücklicherweise habe ich es, mit sehr viel Lernaufwand, geschafft, nicht in die Sonderschule zu müssen und einen Beruf erlernen zu können, und jetzt 8 Jahre nachdem meine Obligatorische Schulzeit beendet ist bin ich sogar an der Meisterprüfung daran.
Ich denke, Zweifel, Ängste sind ganz normal. Aber wie schon am Anfang dieses Kommentars geschrieben, zeigt sich deine gewaltige innere Stärke schon daran, dass du über deine eigenen Ängste schreiben kannst.
Also glaube an dich und deine innere Stärke und probiere Strategien aus um dich besser abgrenzen zu können. Ich bin davon überzeugt, dass du so im Leben weiterkommst!
Mid liäbä Grüäss us dä Schwyz wo d Bäum Blätter lönd la ghiiä ds am Morgä afäl hed (Mit lieben Grüssen aus der Schweiz wo die Bäume die Blätter fallen lassen und es auch Frühnebel hat.)
Schwyzer (der sich schon riesig darauf freut, nach seinen Prüfungen im Oktober an unter tausend Schwarzen Sonnen weiterzulesen :-D)
Hallo Schwyzer,
Dankeschön! 🙂 Um ehrlich zu sein, komme ich mir in solchen Situationen sehr schwach vor. Und ich halte es solange zurück, bis ich es nicht mehr aushalte.
Und danke auch für deine lieben Worte und dass du deine Erfahrung mit mir teilst! Es ist gut, dass du nicht aufgegeben hast. Ich kenne das Schweizer Schulsystem nicht, weiß aber, dass Lehrmethoden nicht unbedingt auf jeden zugeschnitten sind. In Deutschland existiert ein gewaltiger Unterschied zwischen Schule und Uni oder Uni und Ausbildungsberufen. Und nicht jeder kommt mit jedem System zurecht. Beim Schreiben ist es ähnlich. Dass ein Verlag den Roman ablehnt, muss nicht heißen, dass er schlecht ist, sondern vielleicht einfach nicht ins Verlagskonzept passt. Mit Fanfictions ist es ähnlich und rational weiß das. Aber Ängste sind nicht rational und manchmal überwältigen sie einen, wenn es zu lange mies läuft.
Ich wünsche dir alles Gute für deine Meisterprüfung und drücke dir die Daumen! Du schaffst das! 🙂
Leeve Jrüß us d’r Stodt am Rhing, wu noch de Hetz wie im hu summer herrscht (Liebe Grüße aus der Stadt am Rhein, wo noch hochsommerliche Hitze herrscht),
Lady Sonea