10 Dinge, die du nie zu einem Fanfiction-Autor sagen solltest

Nach 5 Fragen, die einen Fanfiction-Autor ankotzen und inspiriert von 10 Dinge, die du nie zu einem Autor sagen solltest auf www.schreibwahnsinn.de kommt nun meine Antwort.

Beim Lesen jenes Artikels habe ich wiederholt mit dem Kopf genickt. Auch kamen mir darüber Fragen und Sprüche in den Sinn, die mich meinerseits zuweilen in den Wahnsinn treiben. Daher beantworte ich im Folgenden einige der Fragen aus dem Artikel von Schreibwahnsinn, während ich andere Fragen ausgetauscht habe, wo ich fand, dass diese Themen mich mehr anfixen.

Der Inhalt dieses Artikels ist frei von der Leber weg. Denn anders wäre nicht authentisch.

1. Woher nimmst du deine Inspiration?

Gefühlt jeder Autor und jedes Interview, das ich für einen Blog gegeben habe, stellt mir diese Frage. Ich überlege Stunden um Stunden, nur um schließlich zu erkennen, dass ich auf diese Frage keine Antwort habe. Ich starre nicht stundenlang Bilder auf Pinterest an, ich höre nicht gezielt Musik, gehe nicht gezielt an einen bestimmten Ort oder was weiß ich. Die Ideen kommen. Manchmal in Verbindung mit Musik oder bestimmten Orten. Aber ich habe keine Kontrolle darüber, wann und wie sie kommen. Sie kommen einfach.

2. Wenn du deine Geschichte nicht (mehr) hochlädst, kannst du sie mir dann zumailen?

Aber sonst geht’s noch? Ich reiße mir doch nicht monatelang den Arsch auf, schreibe mir die Finger wund, überarbeite und korrigiere, um mich dann um die einzigen Reviews zu bringen, die die Geschichte vielleicht noch bekommen könnte, wenn ich sie eines Tages doch (weiter) hochlade. Ich verdiene kein Geld mit diesem Scheiß. Eure Anerkennung in Form von Reviews und Empfehlungen sind mein einziger Lohn für eure Unterhaltung.

Kleiner Randomfact: Wenn ich eine Geschichte pausieren lasse oder zögere, sie hochzuladen, jammern die am lautesten, die sonst mit Schweigen brillieren.

3. Mit welchem Programm/welcher Software schreibst du?

Unter Autoren eine sehr beliebte Frage. Die meisten benutzen irgendwelche fancy Programme wie Scrivener oder Papyrus mit gefühlten 1000 Features, die kein Mensch braucht, und die überdies ein Schweingeld kosten. So kommt es mir zumindest vor. Sie sind gewiss nützlich, aber ich bin da eher der pragmatische Typ. Vor ein paar Jahren hatte ich überlegt, mir Papyrus zu holen, doch mir war es bei der Demo schon zu viel Schnickschnack und die Benutzerführung war nicht sehr intuitiv. Mein Duden-Rechtschreib&Grammatik Plugin genügt mir völlig. Wenn ich Umgangssprache nutze oder zu lange Sätze schreibe, sagt mir das das Plugin. Und wisst ihr was? Manchmal sollen die Sätze lang sein. Und manchmal ist die Umgangssprache angebracht. Ich brauche auch keinen Zeitstrahl, dafür habe ich meine Pinnwand des Wahnsinns. Für nützliches Wissen rund um meine Geschichten und die Originaltrilogie habe ich ein Textdokument. Ich schreibe mit Open Office und bin damit seit Jahren verdammt glücklich. Es tut alles, was ich will, und es ist Open Source. Übrigens reagieren die meisten Autoren mit Unverständnis, wenn ich sage, dass ich für jedes Kapitel ein eigenes Dokument habe. Ich finde das übersichtlich. Und es erleichtert das Hochladen.

4. Ist es wie Twilight? Ist es wie Fifty Shades of Grey?

Gewiss gibt es noch andere Vergleiche. Aber gerade diese beiden fixen mich sehr an, weil ich von beiden nicht viel halte. Den Twilight-Vergleich hat mal ein Kollege gebracht, als ich ihn auf die Black Magician Trilogy anfixen wollte. Und die Fifty Shades des Grauens … dafür finde ich keine Worte. Wie oft wurden die Sexszenen meines Hauptpairs in der Vergangenheit damit verglichen! Ich kannte die Bücher zu jener Zeit nicht einmal und konnte mich nicht dazu äußern. Inzwischen kann ich es und ich kann über solche Aussagen nur den Kopf schütteln. Zum einen, weil die 50 Shades des Grauens aus mindestens 70% seichter Sexszenen bestehen, während mein Hauptpair alle paar Kapitel mal Sex hat und das ist in 90% der Fälle nicht einmal ausgeschrieben. Außerdem erweckte die Lektüre den Eindruck, dass E.L. James nicht wirklich weiß, was sie da tut.

PS: Es ist mir dennoch gelungen, den Kollegen auf die Bücher anzufixen und seine Vorurteile auszuräumen. Er fand hinterher sogar, dass Akkarin eine „ziemlich geile Sau“ ist. Mischief managed.

PPS: Und nur mal so am Rande: 50 Shades IST kein BDSM. Ein psychopathischer Sadist, der nur mit Frauen vögeln kann, die wie seine Mutter aussehen und sie stellvertretend für deren Verhalten bestraft, ist kein Dom. Und hier ein bisschen Fesseln und da ein bisschen Spanking machen noch lange keine Session. Und wenn wir schon beim Thema sind: Es braucht keine Fesseln und Spanking, um BDSM zu leben.

5. Kann man mit Fanfiction Geld verdienen?

Wenn eines Tages die Piraten an die Macht kommen, vielleicht. Bis dahin lebe ich von Ruhm und Ehre. Hallo? Es geht hier um Copyrights. Wenn du ein Buch schreibst und damit Geld machst, willst du auch nicht, dass andere es umschreiben oder ihre eigenen Fortsetzungen schreiben und dir deinen Anteil am Buchmarkt stehlen.

6. Wie gehst du mit negativen Reviews um?

Ich werfe eine Atombombe drauf.

Ok, ernsthaft. Ich rege mich auf und bin zwei Tage lang so richtig wütend. Ich schreibe direkt nach Erhalten des Reviews eine böse, böse Antwort. Aber ich schicke sie nicht ab. Ich schlafe darüber und formuliere die Antwort wieder und wieder um, bis ich es verantworten kann und sich mein Gemüt beruhigt hat. Und ich kotze mich bei befreundeten Autoren aus.

7. Wie gehst du mit Schreibblockaden um?

Ich lasse sie zu. Ganz ehrlich? Wenn ich nicht schreiben kann, macht es auch keinen Sinn es zu erzwingen. Scheiß drauf, was Schreibratgeber dazu sagen. Wenn die Worte nicht aus mir herausfließen, bringe ich nur tote und leblose Sätze zustande. Der Schreibprozess geht so langsam, dass es an Zeitverschwendung grenzt. Nicht schreiben zu können, hat eine Ursache, die man beheben muss. Bin ich gestresst, muss ich den Stress erst loswerden. Bin ich abgelenkt, muss ich die Ablenkfaktoren ausschalten. Ist mein Schreibort negativ behaftet, muss ich ihn wechseln. Habe ich keine Ideen oder weiß nicht, wie es in der Geschichte weitergehen soll, überarbeite ich ein anderes Projekt, gehe spazieren oder lese ein Buch. Es ist wichtig, etwas anderes zu machen, denn dann kommen Ideen und die Inspiration ganz von alleine zurück. In dem Artikel einer Schreibmeer-Kollegin hieß es, dass die Kreativität wie ein Garten ist. Manchmal muss man diesen verlassen, damit er wieder aufblühen kann.

8. Kannst du die Geschichte nicht komplett hochladen? Warum sind die Intervalle zwischen neuen Kapiteln so lang?

Nein und nochmals nein. Es gibt zwei Gründe für beides: Fertige Geschichten werden nicht mehr reviewt. Damit würde ich mich zugleich um die Chance bringen, Feedback zu den einzelnen Kapiteln zu erhalten, das jeder Fanfiction-Autor sich jedoch so dringend wünscht. Ohne detailliertes Feedback wissen wir nicht, was wir gut gemacht haben und wo wir uns noch verbessern können. Aber eine abgeschlossene Geschichte bekommt mit viel Glück alle paar Monate noch ein recht allgemein gehaltenes Review. Außerdem würde es dann Monate bis ein oder zwei Jahre dauern, bis der nächste Teil fertig ist. Denn an diesem schreibe ich gerade und ich werde einen Teufel tun, als eine unfertige Geschichte kapitelweise hochzuladen. Das kann nur schiefgehen. Denn während ich schreibe, bekomme ich oft Ideen für etwas, das ich in vorherigen Kapiteln noch ergänzen oder korrigieren muss. Da ist ein kompletter Band Vorlauf für ein vorzeigbares Endergebnis überlebenswichtig, zumal ich häufig unchronologisch schreibe. Außerdem habe ich keine Garantie, dass die Leser zwei Jahre auf den nächsten Teil warten. Die Abstände zwischen den Kapiteln sind so gewählt, dass sie diese Zeitspanne ausfüllen und ich selbst nicht in zeitliche Bedrängnis gerate. Denn neben dem Schreiben der Fortsetzung kostet das letzte Korrigieren der Kapitel und das Beantworten der Reviews Zeit. Irgendwann muss ich auch noch leben und Geld verdienen. Und weiterschreiben.

9. Welche Schreibratgeber verwendest du?

Dass man ohne Schreibratgeber kein ernstzunehmender Autor sein kann, ist auch so ein weitverbreiteter Irrglaube. Ich bin Chaos-Discovery-Writerin. Mit den meisten Schreibtipps kann ich nicht viel anfangen. Entweder sie entsprechen nicht meiner Arbeitsweise, die für mich funktioniert (Never change a running system), oder ich wende sie bereits intuitiv an. Manchmal muss ich dem Tipp sogar insgeheim widersprechen, was häufig daran liegt, dass sie viel zu allgemein sind oder nur auf bestimmte Fälle anwendbar sind, was der Tipp jedoch nicht besagt. Ja, haltet mich ruhig für arrogant. Ich schreibe das, was ich in einem Roman gerne lesen würde und orientiere mich daran, was ich in Büchern gut oder schlecht gelöst finde. Das läuft bei mir nach Gefühl und Intuition und damit bin ich bis jetzt verdammt gut gefahren.

10. „Wie schaffst du das, im NaNo so viel zu schreiben?“

Motivation durch die einzigartige Magie jenes Monats geschaffen durch Cabins während der Camps, tägliche Wordcounts (bringt viel mehr, als eigene Wortcounts) und das Forum im offiziellen NaNoWriMo. Der Rest ist Zeitmanagement. Einen Monat lang keine sozialen Verpflichtungen eingehen und Schlaf wird sowieso überbewertet. Morgens vor der Arbeit schreiben, in der Mittagspause, abends und am Wochenende. Und jede Menge Word Wars.

Bonusrunde: „Deine Geschichte ist ja auch wieder nur eine Fortsetzung, in der Akkarin überlebt.“

Das gängige Vorurteil gegen so ziemlich jede Geschichte in meinem Fandom, die sich an einem alternativen Ende versucht – da könnte ich echt im Kreis kotzen. Ich will nicht wissen, wie oft das dafür sorgt, dass meine Geschichte nicht einmal angeklickt wird.

Aber wisst ihr was? Meine Fortsetzung ist mehr als nur eine seichte Romanz mit einem weichgespülten Akkarin und einer pubertären Sonea. Meine Fortsetzung ist frei von sich ooc verhaltenden Charakteren und einseitigen Storylines. Und sie ist ganz sicher kein „Ich schreibe mal eben die Bücher um, weil ich dies und das scheiße finde, und mache alles besser als Canavan“.

Meine Fortsetzung ist sehr viel mehr als das. Sie führt den Stil der Bücher fort und entwickelt Charaktere und Handlung logisch weiter. Sie behandelt Themen, die Canavan nur angerissen hat oder mit Samthandschuhen anging, mit der Tiefe und Ausführlichkeit, die sie verdienen. Sie ist alles, was ich mir von einer offiziellen Fortsetzung gewünscht hätte.

Ich hoffe, ihr hattet ein wenig Spaß beim Lesen. Vielleicht habt ihr euch ja in dem einen oder anderen Punkt wiedererkannt. Oder habt ihr ganz andere Sprüche, die euch als Autoren annerven?

PS: Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch darauf, repräsentativ für andere Fanfiction-Autoren zu sein.

(7) Kommentare

  1. Wobei man sagen muss: US-Autoren können mit Fanfiction tatsächlich bereits Geld verdienen, allerdings nur in ausgewählten Fandoms, siehe dort: https://kindleworlds.amazon.com/
    Derzeit allerdings nur auf Englisch und, wie gesagt, nur für einige wenige Fandoms.

    1. sagt:

      Stimmt, das habe ich auch irgendwann einmal gesehen und dann wieder verdrängt, weil mein Fandom nicht dabei ist 😀

    2. Vielleicht kommt es ja irgendwann nach Deutschland und dann gibt es mehr Fandoms, wer weiß :).
      Fände ich jedenfalls sehr cool.

    3. sagt:

      Ja, das wäre ziemlich cool! Wenn Black Magician darunter wäre, dann wäre ich sofort dabei. Aber ich kann mir vorstellen, dass es bis dahin noch ein paar Jahre dauert …

    4. Aber bis dahin hast du ganz viel geschrieben <3.

    5. sagt:

      Genau. Dann bin ich mit meinem Headcanon durch und habe sämtliche alternative Szenarien ebenfalls geschrieben und brauche es nur noch drucken zu lassen 😀

    6. Exakt 😀

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