Soneas Sumikränzchen: Warum das Cravas keine Autorenmacke ist

Das heutige Sumikränzchen ein wenig persönlicher. Das letzte liegt bereits eine Weile zurück, aber dort hatte ich euch versprochen, beim nächsten Mal etwas zu dem heutigen Thema zu schreiben. Durch den NaNoWriMo hat sich dies leider verzögert, aber immerhin habe ich es noch vor Weihnachten geschafft.

Vor ziemlich genau einem Jahr, nach erfolgreich beendeten NaNoWriMo, habe ich mir als Belohnung das Cravas auf das linke Schulterblatt stechen lassen. Das Cravas ist ein Symbol, das ich für meine Fanfictions erschaffen habe, weswegen man annehmen könnte, dass es eine aus Wahnsinn geborene Autorenmacke ist. Aber das ist es nicht.

Seit ich 17 bin, also mein halbes Leben, wollte eine Tätowierung haben. Aber da eine Tätowierung nicht wie eine Haarfarbe, der man überdrüssig geworden ist, mit der Zeit rauswächst, sollte es etwas Besonderes sein – etwas, mit dem ich mich dauerhaft identifizieren kann. Etwas mit Symbolcharakter und dennoch einzigartig. Etwas, das sowohl persönlich ist, als auch keiner Laune oder Phase entsprungen, sondern Launen und Fangirlphasen überdauert.

Als großer Fan von ’The Black Magician’ lag nichtsdestotrotz die Überlegung nahe, dass das Symbol etwas damit zu tun haben sollte. Denn so lange, wie ich nun schon an meinem Fanfiction-Universum zu den Büchern arbeite, ist es schon lange keine Fangirlphase mehr. Es ist etwas, womit ich mich identifiziere, und das nicht nur in Bezug auf meine Heldin. Doch vor allem mutiert es allmählich zu einer Art Lebenswerk.

Allerdings gibt es in Canavans erster Trilogie nicht so viele Symbole, deren Gestaltung beschrieben wird und die zugleich mit Magie zu tun haben. Es gibt das Incal der Gilde, doch ’’a Y divided by a diamond’’ bietet zu viele Permutationen, als dass ich mich da festlegen wollte. Nicht, dass die Bücher eines Tages verfilmt werden und das offizielle Incal, was dann auch Canon wäre, nicht jenem entspricht, das ich mir bis dahin auf mein Handgelenk hätte tätowieren lassen. (Davon abgesehen, dass Incal der Gilde am Handgelenk meiner Meinung nach nur dem Hohen Lord zustünde.)

Dann gibt es noch das Zeichen für höhere Magie, das Dannyl und Tayend in ’The Novice’ entdecken, aber das hat mir nicht wirklich zugesagt.

Tätowiervorlage des Cravas (ca. 6×6 cm) by Skinworks

Das Cravas hingegen fällt aus der Reihe. Es ist meiner eigenen Phantasie im Zuge des Worldbuildings für Sachaka entsprungen und damit läuft es nicht Gefahr, bei einer Verfilmung entgegen meiner eigenen Vorstellung gestaltet zu werden. In meinen Geschichten wird es als blutende Klinge, die durch eine weinende Mondsichel romantisiert wird, beschrieben. Darüber hat es Symbolcharakter für meine Märchensammlung ’Im Land des sichelförmigen Mondes’. Und nicht zuletzt liebe ich seine orientalisch-angehauchte Darstellung.

Wann ich das Cravas als Motiv erstmals ins Auge gefasst habe, weiß ich nicht mehr. Es war irgendwann nach seiner Erfindung für ’Die zwei Könige’ und vor vergangenem Herbst. Irgendwann wurde die Idee konkreter, bis es mich kurz vor dem NaNoWriMo letzten November wie ein Blitz traf, dass es dieses Motiv sein soll – nein zu sein hat.

In meinen Geschichten ist das Cravas das Symbol des sachakanischen Königshauses. Es wird auf den Bannern gezeigt, die Sklaven des Königs haben es auf den Oberarm oder auf das Schulterblatt tätowiert. Der König trägt es eingestickt auf festlichen Gewändern und es ist auf die Klinge seines Dolches und auf die Dolche seiner Anhänger eingraviert.

Ich bin stolz darauf, das Cravas geschaffen zu haben. Es ist Bestandteil einer Kultur, die in den Büchern nur angedeutet wird, die ich jedoch für meine Zwecke angelehnt an das orientalische Mittelalter ausgebaut und weiterentwickelt habe. Und es steht im Zusammenhang mit einem Antagonisten, wie ich ihn vielleicht niemals wieder erschaffen werde. Selbst, wenn ich die Bücher eines Tages nicht mehr mögen sollte (was meine momentane Vorstellung übersteigt) und die Fanfiction-Ära für mich zu Ende geht, wäre ich stolz, das alles geschaffen zu haben.

Das Cravas bedeutet nicht, dass ich gerne eine Sklavin in Marikas Cachira wäre, bloß weil diese es auf dem Schulterblatt tragen (was übrigens eine Frage der Ästhetik ist, da Frauen in der Regel dünnere Oberarme haben als Männer). Und ich habe es mir ganz sicher nicht tätowiert, um meiner Heldin nachzueifern, die in ’Die zwei Könige’ unfreiwilligerweise zu Marikas Cachira gehört. So sehr ich meinen bösen heißen König liebe und so sehr ich mich mit Sonea identifiziere, so würde das Cravas damit für etwas stehen, das ich nicht befürworten kann. Denn damit wären wir ganz schnell bei der Romantisierung von Gewalt und Missbrauch.

Dennoch steht das Cravas nicht nur für ein Stück Lebenswerk, auf dass ich immer stolz zurückblicken werde. Etwas, das mich bis ans Ende aller Tage begleitet, muss auch eine persönliche Bedeutung haben. Daher ist es vor allem auch die Idee dahinter, die mich anspricht. Nicht das Offensichtliche, die doppeldeutige Bedeutung, das orientalisch-angehauchte – tatsächlich ist es das nur Beiwerk, das das Cravas perfektioniert.

Tatsächlich hat es sogar sehr viel mit Marikas Anhängern und Sklaven zu tun, wenn auch in einem etwas abstrakteren Sinne. Es geht nicht um den bösen, heißen König und es geht auch nicht um meine Heldin, obwohl auch sie diese Dinge in sich vereint. Es geht um Werte, die mir persönlich sehr wichtig sind und die zu leben mich mit Stolz erfüllt:

Loyalität (für die Menschen, die ich liebe), Leidenschaft (mit der ich für etwas kämpfe), Hingabe (für das, wofür ich brenne) und das Streben nach einer wie auch immer gearteten Erfüllung.

Die Tätowiervorlage stammt übrigens nicht von mir, sondern aus der Feder eines Tätowierer im Tattoo-&Piercing-Studio meines Vertrauens. Was er aus der grauenhaften Skizze geschaffen hat, die ich dort letzten Oktober eingereicht habe, ist wirklich unglaublich.