Schreibnews Januar 2017: Zwischen Fremdfangirlen, Badass-Charakteren und der Überarbeitung der ’Königsmörderin’

Nachdem ich die ’Königsmörderin’ im November ein großes Stück näher ans Finale geschrieben habe, bin ich seit ca. einem Monat nun mit ihrer ersten vollständigen Überarbeitung beschäftigt. Denn um dem großen Showdown gerecht zu werden, müssen zunächst noch einige Handlungsfäden an die richtige Position geführt werden. Unstimmigkeiten, die durch meine oft puzzleartige Arbeitsweise entstanden sind, müssen ausgebügelt werden. Ich kann mir zwar viel über Monate merken, aber nicht jedes kleinste Detail. Darüber verändern sich Ideen manchmal auch, so dass ich dadurch entstandene Plotholes nutze, um beide Szenarien durchzuspielen und zu schauen, was mir besser gefällt. Nicht zuletzt ist die Überarbeitung nötig, weil die Storylines meines Auslandsadministrators und die meines Antagonisten noch Lücken, die ich erst schließen kann, wenn der Rest entsprechend gediehen ist. Im November hatte ich diese daher zunächst offengelassen.

Der erste kleine Erfolg der Überarbeitung war der Prolog, den ich Anfang Dezember endlich schreiben konnte. Vage spukte er mir schon seit Monaten im Kopf herum, doch da er mysteriös sein und den Leser zum Rätseln anregen soll, brauchte ich dazu Wissen, das erst durch das Weiterschreiben der eigentlichen Story entstand.

Der ursprüngliche Plan sah vor, auf diese Weise ein Kapitel pro Tag zu überarbeiten. Angesichts der Länge der Kapitel und meiner durch Vollzeitjob und Katzen begrenzte Zeit ist das kein unehrgeiziges Ziel. Doch gerade der Dezember ist immer relativ voll, so dass ich an manchen Tagen nur eine oder zwei Szenen überarbeiten konnte. Dazu kam ein stressiger Brotjob, der zusammen mit den Nachwirkungen vom NaNoWriMo dazu führte, dass ich abends oft mit dem Laptop auf meinem Schoß und den Katzen auf meinen Beinen auf der Couch eingeschlafen bin. Ab Weihnachten besserte sich die Situation ein wenig, wenn auch nicht so weit, wie ich es mir gewünscht habe. Der Stress wird noch einige Wochen andauern. Nichtsdestotrotz waren die Feiertage eine gute Gelegenheit, um zur Ruhe zu kommen und wieder mehr zu überarbeiten.

Zumindest in der Theorie. Denn irgendwas ist ja immer.

Und dieses Mal passierte etwas, womit ich überhaupt nicht gerechnet habe, und was gerade alles auf den Kopf stellt.

Ziemlich zeitgleich mit der Überarbeitung der ’Königsmörderin’ fing ich eine neue Buchreihe (Lightbringer von Brent Weeks) an, die mich kurz vor Weihnachten so richtig in ihren Bann zog. Und das nicht nur, weil ich einen der Charaktere gerade ziemlich hart fangirle, weil er so ein richtiges Badass ist. Die Bücher sind phantastisch und bis ins letzte Detail durchdacht und wahnsinnig spannend. Über Weihnachten habe ich 500 Seiten in einer Woche gelesen – sogar in der Mittagspause im Büro, was eine sehr schlechte Idee in Bezug auf meine Konzentration für den Rest des Arbeitstages war. Und auch von Band 2 habe ich die ersten 300 Seiten in einer Woche gelesen. Für jemanden, der so langsam liest wie ich, ist das sehr viel. Ich schlafe zu wenig (nach dem NaNoWriMo wollte ich eigentlich wieder mehr schlafen) und habe sogar meine Serien, die ich immer zum Abendessen schaue, gegen das Buch getauscht. Nicht einmal Black Magician hat es geschafft, dass ich über so viele Seiten so geflasht war. Und auch nicht die zahlreichen anderen seitdem gelesenen Bücher, von denen einige wirklich richtig gut waren und auf meine Liste von Lieblingsbüchern kamen. Es hat mich einfach erwischt. Aber so richtig.

Warum langweile ich euch mit meinen Fangirlproblemen?

Weil diese in meine Überarbeitung und meine Fähigkeit, mich in mein Fanfiction-Universum zu versetzen, intervenieren. Anstatt als Sonea in der Magiergilde schwebt mein Kopf irgendwo in den Seven Satrapies, analysiert Charaktere mitsamt ihren verkorksten Beziehungen so wie die Handlung, stellt Theorien auf, verwirft diese oder findet sie bestätigt und spinnt diese weiter. Und das nahezu ununterbrochen.

Ich sehe mich mit einem Extrem konfrontiert, dass ich so nicht von mir kenne. Ich muss dafür Lösung finden, bevor es mich in den Wahnsinn treibt oder meine Überarbeitung ernsthaft leidet. Ich brauche Ordnung und Strukturen, weil das Chaos in meinem Kopf sonst außer Kontrolle gerät. Zudem bezweifle ich, dass es sich mit dem Lesen der aktuell vier veröffentlichten Bände erledigt hat. Dafür ist es zu phantastisch. Die Bücher drohen, Black Magician seinen Alltime-Favourite-Status streitig zu machen, den es seit sieben Jahren trotz zahlreicher Schwächen innehat – was nicht heißt, dass ich aufhöre, an meinem Universum zu schreiben, solange ich Ideen habe. Im Augenblick erschwert es nur meine Fähigkeit, meine Konzentration auf etwas anderes zu richten.

Ich habe zwei Herzen in der Brust und will beides und am liebsten sofort. Also muss ich Prioritäten setzen. Ich habe noch zweieinhalb Bände vor mir, die gelesen werden wollen, ohne dass ich andere Bücher zwischendurch lese. Spätestens Anfang März will ich jedoch meinen Re-read von Black Magician starten, weil für April die Überarbeitung von ’Der Zorn der schwarzen Sonnen’ ansteht. Bei meinem aktuellen Lesetempo könnte das sogar gelingen, doch zugleich soll bis Ende März die Rohfassung der ’Königsmörderin’ komplett sein. Je nachdem, wie sich alles entwickelt, kann ich umdisponieren und den Rest zwischen den Camps schreiben oder die Überarbeitung im April beenden und mir den dritten Teil der Schwarze-Sonnen-Trilogie anschließend vornehmen. Ich will jedoch vermeiden, dass ich so weit aus der ’Königsmörderin’ raus bin, dass ich noch einmal ganz von vorne beginnen muss. So wie im Mai und im September. Ich müsste so viel Zeit vergehen lassen, dass es meine Meilensteinplanung für die gesamte zweite Trilogie aushebelt. Und das nur wegen einer Buchreihe, die so fucking awesome ist, wie ich es noch nie erlebt habe, und einem Badass?

Mittlerweile habe ich einen Kompromiss mit mir geschlossen: Ich überarbeite weiterhin fleißig jeden Tag ein Kapitel, und wenn ich damit fertig bin, darf ich lesen und mich an Mr. Badass erfreuen. Einzige Ausnahme: das Abendessen. Die Serien laufen mir schließlich nicht weg, und da meine Katzen anschließend immer bespielt werden wollen, kann das zeitlich nicht ausarten.

Allmählich fange ich an, die Vorteile in der aktuellen Situation zu sehen. Wo ich noch vor einer Woche wenig Bock auf Akkarin hatte, weil Mr. Badass gerade interessanter ist, habe ich dadurch mittlerweile einen emotionalen Abstand gewonnen, der es mir ermöglicht, Dinge aus dem Text zu streichen, die eigentlich unter die Privatsphäre meines Hauptpairs fallen (was ich eigentlich seit einem Jahr versuche). Für den Leser reicht es zu wissen, dass Akkarin und Sonea unsäglichen Schweinkram miteinander treiben, es auszuführen genügt dort, wo es plotrelevant ist und ihre Entwicklung beschreibt oder für lustige Dialoge sorgt. Und auch sonst hilft mir diese Distanz weniger emotional in die Charaktere involviert zu sein, wenn auch ich zugleich darauf achten muss, geistig genügend tief in der Story zu bleiben. Nicht zuletzt haben die Bücher das Potential, mich auf Ideen zu bringen, wie ich im Kleinen etwas an der Story und der Erzählweise verbessern könnte – etwas, das nicht jedem Buch gelingt.

Insofern habe ich einen Weg gefunden, mein aktuelles Dilemma in einen Vorteil zu verwandeln, wenn ich es schon nicht los werde, weil. Diese. Reihe. So. Fucking. Gut. Ist.

Allerdings arbeite ich noch an der wirklich erfolgreichen Umsetzung.

Aktueller Stand

Mittlerweile habe ich die ersten 19 Kapitel der Königsmörderin durch. Nicht wie erhofft um die 30 Kapitel, aber es könnte schlimmer sein. Momentan arbeite ich eine ToDo-Liste ab, bevor ich an Kapitel 20 ff. gehe. Denn hier geht auch ein kleiner, thematischer Abschnitt zu Ende, wo sich dies anbietet, bevor ich am Ende von den ToDos erschlagen werde. Was ab nun folgt – nun, da bin ich über den emotionalen Abstand zu meinem Hauptpair nicht sonderlich traurig. Und je nachdem wie lange Lightbringer mich noch beschäftigt, wird das auch danach nicht schaden.

Bevor ich mich jedoch auf Kapitel 20 ff. stürze, werde ich noch den Prolog und ggf. die ersten Kapitel von ’Schwärzer als die Nacht’ ein letztes Mal Korrekturlesen, damit ich an dieser Front für die nächsten Wochen Ruhe habe. Für die beiden Januar-Kapitel von ’Yukai’ habe ich dies bereits am vergangenen Wochenende erledigt.

Nach mehr als zwei Wochen Gefühlschaos wegen einer dummen Buchreihe und einem Badass-Charakter, der mehr Fangirlmaterial ist, als mir guttut, habe ich mich mit der Situation immerhin weitgehend arrangiert. Es ist nicht perfekt, aber es ist angesichts der Umstände der beste Kompromiss, auf den ich mich mit meinem Fangirlherz einigen konnte. Und die Überarbeitung/Beendigung der Rohfassung der ’Königsmörderin’ sowie meine Meilensteinplanung für die gesamte zweite Trilogie sind (zumindest vorübergehend) gerettet.

(6) Kommentare

  1. sagt:

    Sehr interessant zu lesen, zumal mir persönlich dieses ganze fanboyen (so müsste es dann wohl heißen) vollkommen fremd ist. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, das mal in dieser Form empfunden zu haben. Deswegen bin ich wohl auch nie ernsthaft in den Bereich der Fanfiction vorgestoßen. Das ist wirklich eine ganz andere Herangehensweise an Literatur. Auf die eine Art viel intensiver und auf die andere auch irgendwie seltsam. Gebe ich ja zu.

    Danke für die Einsichten!

    1. sagt:

      Hallo Michael,
      Ich glaube, dieses Phänomen ist unter Frauen eher verbreitet, zumindest wenn ich mich in meinem Umfeld so umsehe. Und Fangirlen ist nicht gleich Fangirlen.Besonders unter den Fanfiction-Schreibern gibt es viele, die häufig das Fandom wechseln oder alle paar Wochen etwas Neues fangirlen. Ich bin da eher monogam veranlagt und bezeichne Black Magician da gerne als meine einzige und ewige Liebe, wenn man das so sagen kann. Ich glaube nicht, dass ich so schreiben könnte, wie ich es tue, würde ich zwischen den Fandoms hin und her hopsen. Dass es mich nach so langer Zeit so heftig bei einer anderen Welt erwischt, damit hätte ich auch nicht gerechnet. Aber damit ist noch nicht gesagt, dass ich dazu jemals Fanfiction schreiben werde, weil ich z.B. zu viel Respekt vor der Komplexität der Welt habe und mich dem nicht gewachsen fühle 😉

      LG
      Sonea

    2. sagt:

      Hallo Sonea,

      ja, ist das so, dass Frauen eher zum fangirlen neigen? Hast du irgendeine Theorie, wieso das so ist?

      LG
      Michael

    3. sagt:

      Nein, habe ich nicht, sorry. Zumindest nicht, worauf ich mich nicht festnageln lassen möchte, ohne etwas in der Richtung studiert zu haben 😉
      LG
      Sonea

  2. sagt:

    hm…hm…hm… Eine strukturierte Arbeitsweise ist gut, aber ich hab so ein bißchen die Befürchtung, du setzt dich unter einen Arbeitsdruck, der etwas die Kreativität abschneidet. So ist zumindest mein Eindruck – aber jeder so wie er mag. Und ich hoffe, du bringst die nötige Energie für deine Vorhaben auf. Egal wie komplex eine Welt ist – man muß nicht immer alles erklären 😉

    1. sagt:

      Ich habe einen ungefähren Plan, wann ich was fertig haben möchte, um meinen Lesern Kontinuität zu bieten. Bei Fanfiction ist das nicht gerade selbstverständlich und ich fände das verantwortungslos. Dieser Zeitplan ist auch recht großzügig bemessen, so dass ich da normalerweise nicht in Stress gerate. Schwierig wird es nur, wenn mich etwas kompett aus der Bahn wirft. Oft vergeht das nach einer Weile, nur hier könnte es sein, dass ich gerade ein neues Fandom für mich entdeckt habe (also eines, das mich genug reizt, um dort auch schreiben zu wollen, was bis jetzt nur Black Magician geschafft hat) und damit wäre es nichts, was sich nach ein paar Wochen wieder erledigt hat.

      LG
      Lady Sonea

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