Von missglückten Aprilscherzen, nackten Tatsachen und echten Zukunftsplänen

Die besten Lügen sind bekanntlich jene, die mit einem Hauch Wahrheit gespickt sind. Ich bin kein Mensch, der lügt, aber am 1. April erlaube ich mir hier gerne mal eine Ausnahme und lasse meinen inneren Schalk raus. Weil es immer wieder Spaß macht. Letztes Jahr habe ich ja anscheinend einigen mit meiner Ankündigung, von nun an nur noch Lightbringer-Fanfiction zu schreiben, einen Schrecken eingejagt – etwas womit ich so überhaupt nicht gerechnet hatte.

Der böse Aprilscherz: Was bisher geschah

Auch dieses Jahr versuchte ich es mit einer Halbwahrheit. Die Idee kam mir spontan, nachdem ich am Abend zuvor per Post Rückmeldung von einer Testleserin meines englischen Projekts erhalten hatte. Jene Testleserin (zweisprachig aufgewachsen) hat sich so sehr für mein gutes Englisch begeistert, dass der Ostersamstag zu einer kleinen Feier ausartete. Und diese freudige Begebenheit veranlasste mich Ostersonntagmorgen spontan zu folgendem Aprilscherz:

Tatsächlich war ich ein wenig überrascht, weil es tatsächlich einige Fans geglaubt haben. Dabei hätte ich gedacht, dass man mich in dieser Hinsicht inzwischen gut genug kennen sollte. Anscheinend unterschätze ich mich und meine Wirkung auf andere immer wieder. Um diese armen Fans aus ihrer Furcht zu erlösen, schrieb ich am Tag darauf einen weiteren Post auf meiner Facebook-Seite, indem ich das richtigstellte:

Hier nur ein Screenshot von dem Post, damit niemand dafür auf Facebook gehen muss 😉

Der Beitrag wurde auch gesehen und geliket und damit war die Sache für mich gegessen.

Was ich jedoch nicht wissen konnte, war, dass ich damit zumindest eine Person, nicht erreicht hatte (ob es weitere gibt, weiß ich nicht und ich hoffe, dass das nicht der Fall ist). Diese glaubte weiterhin, ich würde ernst machen und meine Geschichten irgendwann von Fanfiktion.de runternehmen, weil ich sie übersetzen und in einem englischen Archiv posten wollte, wo ich mehr Leser erreichen kann. Schließlich gibt es viel mehr Menschen, die Englisch sprechen als Deutsch, was ich so ähnlich als Begründung auf einen Kommentar zu meinem Aprilscherz geantwortet hatte. Tatsächlich habe ich vor ein paar Jahren in meinen Anfängen auf FF.de darüber nachgedacht, die Idee jedoch wieder wegen meines damals noch sehr grottigen Englisch verworfen. Davon abgesehen, dass die Fanbase nur unwesentlich größer ist als im deutschsprachigen Raum (warum auch immer), als dass sich die Arbeit lohnen würde. So dringend brauche ich Ruhm und Ehre dann doch nicht. Auch wenn ich dann näher am Original schreiben könnte. Aber ich glaube, ich habe in meinem Leben noch besseres zu tun, als die Arbeit von achteinhalb Jahren zu verdoppeln.

Dass es mindestens eine Person gab, die weiterhin fest an den Aprilscherz glaubte und dementsprechend beunruhigt war, bekam ich dummerweise erst diese Woche über Twitter mit. Der betreffende Tweet wurde auch von @Fanfiktionde wahrgenommen, was mich dazu veranlasste, die Sache richtigzustellen und mich zu entschuldigen. Spaß ist gut und schön, aber es soll niemand deswegen leiden.

Eine wertfreie Richtigstellung

Leider hat die ganze Sache bei mir einen etwas bitteren Beigeschmack hinterlassen. Dadurch, dass die notwendigen Informationen über zwei Netzwerke verstreut sind, entstand auf Twitter der Eindruck, ich würde meine Aktivitäten auf Fanfiktion.de einstellen, weil mir die Leser flöten gehen und deswegen woanders versuchen. Für mich schwang da der Unterton mit, ich auf diese Weise würde versuchen, meinen Lesern ein Ultimatum zu setzen, damit sie weiterlesen oder sogar versuchen, auf diese Weise neue Leser zu gewinnen (ob es so gemeint war, weiß ich nicht, aber wenn ich das so auffasse, tun es vielleicht auch andere und ich möchte einfach nicht, dass ein solcher Eindruck von mir entsteht). Denn dummerweise hatte mein Aprilscherz genau dafür gesorgt: Dass jemand anfing, meine Geschichten zu lesen, aus Furcht, sie wären bald nicht mehr da. Das ist nicht die Motivation, die ich mir von meinen Lesern wünsche. Allein die Vorstellung sorgt bei mir für starkes Unwohlsein.

Wenn man mich nicht kennt, aber viel auf Fanfiktion.de unterwegs ist, dann könnte ich mir vorstellen, dass diese Vermutung naheliegt. Denn es gibt sie, die Jungautoren, die damit drohen, ihre Geschichte zu löschen, wenn ihre Leser keine Reviews mehr schreiben. Nun ich bin weder altersmäßig noch erfahrungstechnisch eine „Jungautorin“, aber das weiß man auch nicht zwingend, wenn man mich und meine Geschichten nicht kennt. Diejenigen, die „Unter tausend schwarzen Sonnen“ gelesen haben, erinnern sich vielleicht noch, dass ich das Hochladen dieser Geschichte damals zweimal unterbrochen hatte, weil Rückmeldungen ausblieben – für mich eines der finstersten Kapitel meiner Zeit auf Fanfiktion.de. Das hatte persönliche Gründe, die mit der damals für mich völlig neuen Art jener Geschichte zu tun haben. Ohne die Rückmeldungen war ich extrem verunsichert, ich wollte keinen Müll online stellen. Allein bei der Vorstellung, etwas Minderwertiges zu veröffentlichen, krümmt sich alles in mir. Aber wie hätte ich das ohne Rückmeldungen erfahren sollen? (Ich bin nicht so arrogant zu glauben, dass meine Geschichten auf nach zwei- oder dreifacher Überarbeitung perfekt sind. Ich will euch das Beste bieten, wozu ich fähig bin, was jedoch nur möglich ist, wenn man mir sagt, was ich falsch mache bzw. besser machen könnte.) Dazu kamen zu jener Zeit Umstände in meinem Reallife, die mich dünnhäutiger als gewöhnlich gemacht haben, was am Ende mit dazu führte, dass ich die Geschichte vorübergehend einstellen musste, um nicht an dem ganzen damit verbundenen emotionalen Stress zugrunde zu gehen. Ich musste diese Entscheidung damals für mich treffen, weil es mir damit echt dreckig ging.

Ja, manchmal stelle ich mir schon die Frage, ob ich die zweite Trilogie bis zu ihrem Ende hochladen werde. Solche Gedanken sind normal und in guten Zeiten schwächer, in schlechten dafür umso mehr präsent. Seit dem letzten Jahr bin ich so in mein neues Projekt involviert, dass ich nicht so sehr darüber nachdenke, aber es gibt trotzdem häufig genug Phasen, in denen ich an mir und der Welt zweifele. Und ich denke, auch das ist normal. Zu Ende schreiben werde ich mein Fanfiction-Epos auf jeden Fall – es sei denn, andere Dinge halten mich davon ab. Doch ich kann nicht verhindern, dass Leser gehen, weil ihnen die Geschichte nicht mehr gefällt, sie aus dem Fandom rauswachsen, ihnen die Puste für ein so langes Epos ausgeht oder weil sie mich hassen. So etwas ist traurig, aber es passiert. Sollte ich eines Tages entschieden, das Hochladen einzustellen, weil ich der Meinung bin, dass es sich nicht mehr lohnt, dann steckt dahinter von meiner Seite aus keine Bösartigkeit oder ein verzweifelter Versuch um Leser zu werben oder bei der Stange zu halten, sondern eine praktische und sehr nüchterne Überlegung:

Jedes Kapitel wird von mir vor dem Hochladen noch einmal Korrektur gelesen, weil ich es sonst nicht guten Gewissens auf die Menschheit loslassen kann. In der Regel kostet mich das einen ganzen Tag. Der Spaß mit der Formatierung im Browser ist dabei noch nicht mit eingerechnet. Das ist eine Menge Zeit, die ich nicht mehr bereit wäre zu investieren, sollte eines Tages niemand mehr diese Geschichte lesen. Ja, das mag kalt und herzlos und böse und gemein klingen, aber da meine Freizeit endlich ist und ich auch noch dieses andere Projekt habe, bin ich darauf bedacht, diese Zeit möglichst optimal zu verteilen, ohne dabei selbst auf der Strecke zu bleiben. Man investiert nicht in ein untergehendes Schiff. Würdet ihr diese Zeit dann nicht auch lieber in investieren, das sich für euch mehr lohnt?

Aber das ist nur das Worst-Case-Szenario. Momentan sieht es nicht so aus, als würde dieser Zeitpunkt kommen, also können wir uns alle an dieser Stelle entspannen. Und selbst wenn es so kommen sollte, bedeutet das nicht, dass es endgültig wäre. Bei U1000sS habe ich die Flaute schließlich auch ausgesessen. Die Geschichten sind da, wollen gelesen werden und ich habe eine Menge Arbeit in sie gesteckt. Und wie ein ehemaliger Arbeitskollege, der mich vor fünf Jahren ermuntert hat, den „Spion“ auf Fanfiktion.de online zu stellen, gesagt hat: „Wenn du damit nur einen einzigen Menschen glücklich machst, dann hat sich das gelohnt.“

Aber – und auch wenn ich mit diesem Artikel nicht alle meine Leser erreichen kann, so möchte ich das für alle Zeiten in Stein gemeißelt haben – ich würde niemals nie eine Geschichte löschen, weil sie nicht mehr gelesen wird. Und auch nicht aus anderen lächerlichen Gründen. Man weiß nie, wem man damit das Leben rettet. Eine liebe Leserin, mit der ich jetzt bald seit vier Jahren befreundet bin, hätte ich andernfalls niemals kennengelernt. Und irgendwie retten wir uns seitdem beide immer wieder gegenseitig.

Ich würde niemals nie meine Leser damit erpressen oder ihnen drohen, meine Geschichten auf Fanfiktion.de einzustellen oder zu löschen. Egal aus welchen Gründen, sowas ist kindergarten. Unterste Schublade. Meine Geschichten werden dort bleiben, solange die Seitenbetreiber sie dort haben wollen.

Dennoch ist es traurig, dass ich das überhaupt richtigstellen muss. Vielleicht ist das einer der Nachteile, wenn man transparent mit Überlegungen umgeht, die das sensible Autorengemüt umtreiben. Ich fände es jedoch sehr viel weniger fair, euch nicht daran teilhaben zu lassen und vor vollendete Tatsachen zu stellen. Das ist nicht meine Art. Und ich hoffe, dass sich von selbst versteht, dass nichts in diesem Artikel ein wie auch immer gearteter Versuch ist, euch Angst zu machen oder unter Druck zu setzen*. Ich versuche nur, meine Gedanken für euch nachvollziehbar zu machen und klarzustellen, dass ich euch nicht hängenlassen werde – das sehe ich als meine Verantwortung. Und dass, sollte ich eines Tages die Notbremse ziehen müssen, das nicht an euch liegt, sondern einzig an mir und daran, dass der Leidensdruck gegenüber dem Spaß an der Sache überwiegt – da greift dann mein Selbstschutz. Sollte es jemals dazu kommen, könnt ihr euch darauf verlassen, dass ich dies erklären werde und nicht einfach mit einem flapsigen Facebook-Post oder Tweet abhake. Ich bin nicht Trump.

Meine tatsächlichen Zukunftspläne

Es ist richtig, dass ich in Zukunft mehr auf Englisch schreiben werde. Aber das betrifft in keinster Weise meine Black Magician Fanfictions. Und das tue ich nicht, weil ich gemein bin oder weil ich keine Lust mehr auf dieses Fandom habe oder aus irgendwelchen anderen absurden Gründen, sondern weil dieses eine Projekt, dessen Name nicht genannt werden darf, verlangt hat, in dieser Sprache geschrieben zu werden. Es ist eine tolle Herausforderung und mir tut der Wechsel zwischen beiden Sprachen und Projekten gut. Und es macht unglaublich Spaß. Schon im Herbst bei „Das Erbe 2“ habe ich gemerkt, dass diese Geschichte von dieser Erfahrung profitiert. Ihr profitiert davon also indirekt, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht. Für ein kreatives Wesen ist es tödlich, sich an einer einzigen Sache festzubeißen.

Ich werde nicht ewig Black Magician Fanfiction schreiben. Nach der zweiten Trilogie ist Schluss. Das war schon immer so und daraus habe ich nie ein Geheimnis gemacht. Bis ich mit „Das Erbe 3“ durch bin, werde ich fast 12 Jahre in diesem Fandom geschrieben haben (momentan geht es auf die 9 zu). Das ist mehr als die meisten Fanfiction-Autoren in einem Fandom bleiben – kein Wunder, dass der kreative Geist in mir seit einer Weile rebelliert und sich anderweitig austoben muss. Vielleicht kommt noch eine Geschichte über Akkarin und Lorlen als Novizen. Vielleicht das eine oder andere Was-wäre-wenn-Szenario. Und dann ist da noch mein Crossover mit Star Trek Voyager. Aber das hängt alles davon ab, wie viel Zeit ich habe und wie tief ich dann noch in diesem Fandom verwurzelt bin. Und ob mir die Abwechslung zu anderen Projekten, die ich dann haben werde, guttun wird.

So wie es momentan aussieht, wird alles, was ich in Zukunft jenseits der schwarzen Magier schreibe, auf Englisch sein. Das heißt, euer Lesevergnügen bleibt davon völlig unberührt und für euch bleibt alles, wie es ist: die alternative Fortsetzung jeden zweiten Dienstag, Akkarin jeden Samstag. Aber man kann nie wissen, vielleicht werdet meine englischen Geschichten eines Tages, auf welchem Wege auch immer, entdecken und vielleicht auch an diesen Freude haben.

Bitte glaubt nicht alles, was man euch am 1. April verkaufen will. Erst recht nicht von mir. <3


* Falls doch, so kann ich dem- oder derjenigen leider auch nicht mehr helfen.

(2) Kommentare

  1. Ich fühle mich angesprochen und glaube auch gemeint zu sein.
    Da ich schon müde bin, hab ich den Artikel nicht ganz zu Ende gelesen, werde das aber morgen nachholen
    Bevor ich mich jedoch schlafen lege, möchte ich loswerden, dass du dich nicht wegen mir schlecht fühlen musst – oder wegen der anderen Leser, die deinen Aprilscherz missverstanden haben.
    Im Gegenteil, denn das zeigt doch, dass deine Leserschaft und Fangemeinde dich ernst nimmt und deine Fanfictions wirklich mag!

    Ich hatte den Post danach gar nicht gelesen, deshalb kann dann Tage später noch der Tweet.
    Ja, es hat mir schon Angst gemacht, weil ich befürchtete, etwas großartiges zu verpassen (mit großartig lag ich definitiv richtig), aber es hat mich auch sehr motiviert.
    Also mach dir jetzt meinetwegen bitte keinen Kopf, ich nehme zu viel zu ernst.
    Es hat sich aber gelohnt, weil ich dadurch nach Monaten, in denen ich irgendwie hauptsächlich Sachbüchern (wenn das Thema interessant ist, können es auch diese sein – sehr sogar) gewidmet hatte, eine sehr tolle Lektüre gefunden. Und ich finde, von deine Rückblicke und Charakterisierungen ect. kann ich (oder man…) auch echt was lernen! Das ist sehr toll?
    Mehr dazu in meinen Reviews, die ich momentan auf dem Laptop schreibe und zwischenspeichere, bis das WLAN wieder funktioniert und sie endlich online stellen man.

    1. sagt:

      Ich weiß nicht, wie weit du den Artikel gelesen hast, daher lass dir gesagt sein, dass es nicht in erster Linie um dich geht. Es ging vielmehr um einige Reaktikonen auf den Retweet von Fanfiktion.de. Bei diesen weiß ich nicht einmal, ob das auch Leser von mir sind, daher kann ich nicht beurteilen, ob Fans und Leser mich in dieser Hinsicht (zu) ernstnehmen. Und ich hoffe sehr, dass es nicht an mangelndem Vertrauen in mich liegt. Insofern waren die Reaktionen auf Twitter auch der Anlass dafür, ein paar Dinge generell klarzustellen, falls da von Seiten der Leser Zweifel aufkommen sollten, weil auch ich nicht immer ganz einfach bin.

      Leider hatte ich auf deinen Tweet- ein wenig spät reagiert, sonst wäre es vielleicht nicht so gekommen. Aber vielleicht ist es auch gut, dass so so gekommen ist. Denn so konnte ich diesen Artikel schreiben und falls es Leser gibt, die in mich nicht genug Vertrauen haben, wird er ihnen vielleicht dabei helfen.

      Und nochmals sorry, dass ich dir mit meinem April-Scherz Panik verursacht habe 🙂

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