Warum The High Lord auch ohne Liebesgeschichte auskommen würde – eine Analyse

Silhouette of two people kissing on top of a rock, a sunrise behind them

Disclaimer: Akkarin und Sonea sind mein OTP (One True Pair). Diese Analyse dient nicht dazu, dieses Pairing redundant zu erklären, sondern zu zeigen, warum es für den Ausgang der Geschichte keine Rolle spielt.

Im Black Magician Fandom werden (zumindest ist das mein Eindruck) Akkarin und Sonea als Pairing so sehr gehypt, dass es scheint, als wäre ihre Liebesgeschichte der Dreh- und Angelpunkt von The High Lord und als würde die Geschichte ohne diesen speziellen Aspekt ihrer Beziehung nicht funktionieren.

Warum das falsch ist und warum The High Lord keine Romanze, sondern klassische High Fantasy ist, und warum die Beziehung von Akkarin und Sonea keinen Einfluss auf den Verlauf der Handlung, zeige ich in dieser Analyse.

Erzähltechnische Aspekte

In The High Lord gibt es fünf Erzählcharaktere: Sonea, Lorlen, Ceryni, Rothen und Dannyl. Sie alle haben eine vergleichbar große Anzahl an Szenen. Ihre Gewichtung ist also gleich. Sonea ist entgegen dem, was die deutschen Buchtitel suggerieren, weder in diesem Buch noch in der gesamten Trilogie die Protagonistin.

Der Einfluss der verschiedenen Charaktere auf den Ausgang der Handlung variiert. In The High Lord basiert der Haupterzählstrang auf Akkarin und seiner Vergangenheit. Und es gibt Nebenhandlungen, die die Haupthandlung unterstützen. So sind z.B. Dannyls oder Rothens Szenen in diesem Buch von geringer Relevanz, während sie in The Magicians’ Guild eine wichtige Rolle spielten. Bei Lorlen und Ceryni ist der Einfluss etwas höher, doch die treibende Kraft ist die Hintergrundgeschichte um Akkarin und der drohende Untergang der Gilde.

In einer klassischen Romanze würde sich die Handlung auf das Pairing konzentrieren und darauf, dass dieses zueinanderfindet. Andere Aspekte würden in den Hintergrund rücken, ein so dominierendes Storyelement wie der drohende Untergang der Gilde wäre allenfalls eine Nebensächlichkeit. Die beiden Charaktere, die als Pairing gedacht sind, wären die einzigen Erzählcharaktere.

Analysieren wir nun Akkarins und Soneas jeweilige Motivationen, um zusammenzuarbeiten.

Akkarins Motivation

Akkarin weiß, dass er seinen Kampf gegen Karikos Assassinen nicht ewig weiterführen kann. Die Gefahr, dass er bei einer Jagd stirbt und die Gilde nicht erfährt, in welcher Gefahr sie schwebt, ist groß. Deswegen muss er jemanden einweihen, der die magische Tragweite der Situation in all ihren Aspekten erfassen kann. Sein Diener Takan kennt die Wahrheit, doch er ist kein Magier. Hier wäre Akkarins Freund Lorlen naheliegend, doch dieser kommt aus Gründen, die Akkarin Sonea an der Quelle erläutert, nicht in Frage. Lorlen als Erzählcharakter gibt zudem weiteren Einblick in Akkarins Entscheidung gegen ihn als Mitwisser.

Denn: Akkarin kennt Lorlen und weiß, dass dieser auf eine Weise reagieren würde, welche die Gefahr für die Gilde vergrößern würde. Durch die Wahrheitslesung und den Blutring ist dies für Akkarin umso deutlicher geworden. Durch das Zerwürfnis der beiden haben sich die Fronten zwischen den beiden verhärtet. Es ist Spekulation, doch es wäre möglich, dass es Akkarin deswegen schwerfällt, sich seinem einstigen Freund zu öffnen. Es wäre eine völlig natürliche, menschliche Reaktion.

Insgesamt erweckt Akkarin den Eindruck, als habe er auf Grund seiner Erlebnisse in Sachaka, Schwierigkeiten sich anderen zu öffnen. Bei sehr tiefgreifenden und belastenden Themen kann dies umso schwieriger sein, je näher dem Betroffenen jemand steht, was seine Entscheidung gegen Lorlen zusätzlich beeinflussen könnte. Immerhin hatte er seit seiner Rückkehr aus Sachaka ausreichend Gelegenheit, sich seinem besten Freund anzuvertrauen. Sich einem Außenstehenden zu öffnen, ist weitaus leichter.

Sonea eignet sich hier in gleich mehrfacher Hinsicht:

  • Durch die Wahrheitslesung kennt Akkarin ihren Charakter und ihre Werte und kann daher darauf vertrauen, dass sie besonnen auf die Wahrheit reagiert.

  • Sie hat Akkarin immer gehasst und gefürchtet. Wenn er sich ihr öffnet, kann er in ihrer Gunst nicht noch tiefer sinken.

  • Sie ist eine Außenseiterin mit einer unkonventionellen Denkweise, was sie aufgeschlossener macht als die engstirnigen Gildenmagier.

Das Akkarin Sonea einweiht, weil er in sie verliebt ist, lässt sich nicht logisch mit seinem kühlen und berechnenden Charakter vereinbaren. Akkarin überlegt seine Handlungen sehr sorgfältig, wägt jedes Risiko sehr genau ab und gibt nur Informationen preis, wenn es ihm als notwendig erscheint. Trotz seiner späteren Beziehung mit Sonea enthält er ihr z.B. vor, dass Ceryni für ihn arbeitet. In The High Lord trifft er wiederholt Entscheidungen, ohne dabei Rücksicht auf Sonea zu nehmen und ändert diese nur durch ihr Insistieren. Tatsächlich zielen diese Entscheidungen eher auf Soneas Schutz ab, was dafür spricht, dass er Menschen, die er liebt, lieber aus seinem Privatkrieg mit Kariko raushalten will.

Zudem ist es unwahrscheinlich, dass Akkarin schon romantische Gefühle für Sonea hat, als er sie an der Quelle einweiht, da sie einander zu diesem Zeitpunkt kaum kennen. Dazu später mehr.

Soneas Motivation

Ähnlich wie Akkarin ist Sonea ein zutiefst rationaler Mensch. Zwar ist sie temperamentvoller und impulsiver, aber auch sie trifft Entscheidungen niemals unüberlegt. Und sie scheut sich nicht, unbequeme Entscheidungen zu treffen, wenn sie einem höheren Wohl dienen. So entscheidet sie sich z.B. der Gilde beizutreten, als sie am Ende von The Magicians’ Guild erfährt, dass Akkarin ein schwarzer Magier ist. Sie begreift, dass sie in der Gilde sicherer vor ihm ist als in den Hüttenvierteln, und sie will ihre Magie nutzen, um bei seinem Sturz zu helfen.

Ebenso entscheidet sie, schwarze Magie zu erlernen, um Akkarin in seinem Kampf gegen die Ichani zu helfen, nachdem sie die Wahrheit über ihn erfährt. Dieser Entscheidung gehen detaillierte Überlegungen voraus und sie nimmt die damit verbundenen Risiken zugunsten eines höheren Wohls in Kauf. Zu diesem Zeitpunkt kennt sie seine Geschichte seit gerade einmal einem Tag. In dieser Zeit hatte sie sehr viel zu verarbeiten. Es ist unwahrscheinlich, dass sie darüber plötzlich Gefühle für ihn entwickelt, wenn sie auch sonst kein Gefühlsmensch ist und er bis zum Vortag für sie noch das fleischgewordene Böse schien.

Bei ihrer und Akkarins Anhörung hat Sonea erste zaghafte Gefühle für Akkarin entwickelt (angedeutet durch die Szene mit dem Sackleinen, auch dazu gleich mehr), ist sich dieser jedoch nicht bewusst. Ihre Argumentation, warum sie ihm nach Sachaka folgen muss, ist jedoch losgelöst von diesen Gefühlen und strategisch stichhaltig: Ohne Quelle wird er in Sachaka sterben, zu zweit sind ihrer Überlebenschancen größer. Denn, wenn Akkarin in Sachaka stirbt, würde auch sie als Reserve in der Gilde nicht viel ausrichten können. Sonea hat gerade zweieinhalb von fünf Studienjahren hinter sich, sie hat noch keine Disziplin gewählt und ihr Interesse an Kriegskunst ist nicht sonderlich ausgeprägt. Damit ist sie weit davon entfernt, eine fertig ausgebildete Magierin zu sein. Sie mag Akkarin inzwischen genug, dass sie sich um sein Wohlergehen sorgt, so auch, als die Ichani ihn verwundet hatte. Bei jedem halbwegs empathischen Menschen sollte das eine Reaktion hervorrufen. Angesichts der Bedrohung durch die Ichani und die irrationale Reaktion der Gilde auf diese, ist es (zumindest für Kopfmenschen) normal, dass man die eigenen Gefühle zurückstellt.

Soneas Entscheidung Akkarin nach Sachaka zu folgen ist eine logische Folge aus ihrer Entscheidung schwarze Magie zu lernen und Kyralia zu verteidigen. Würde sie zurückbleiben, wäre dieses Ziel weitaus schwerer zu erreichen.

Eine Sonea, die verliebt ist und es nicht ertragen könnte, dass Akkarin stirbt, würde dieselbe Entscheidung treffen. Allerdings wäre eine solche Sonea out-of-character. Es braucht keine Gefühlskomponente, damit Sonea darauf besteht, Akkarin nach Sachaka zu begleiten. Ihre rationale und ihre moralische Seite erledigen das alleine. Für die Handlung ist es also irrelevant, ob Sonea auf Grund von Verliebtheit Akkarin nach Sachaka folgt oder auf Grund von Fakten und Wahrscheinlichkeiten. Ob ihre Entscheidung in-charakter ist, kommt jedoch auf die ihr zugrundeliegende Motivation an. Bisher hat Sonea jedoch sämtliche schweren Entscheidungen auf Grund von Fakten getroffen und es ist konsistent mit ihrem Charakter, dies weiterhin zu tun.

Die Entwicklung von Soneas Gefühlen für Akkarin

Die Ausgangslage: Akkarin ist der Erzfeind, der verbotene Magie praktiziert und den es zu besiegen gilt.

Nachdem Sonea Akkarins Geschichte erfährt, beginnt sie ihn zu respektieren und gewiss auch zu bewundern. Dadurch, dass sie schließlich zusammenarbeiten, verbringen sie mehr Zeit miteinander und lernen einander besser kennen, was die Voraussetzung ist, dass sich überhaupt positive Gefühle entwickeln können. Erstmals wird Sonea sich ihrer romantischen Gefühle auf dem Weg nach Sachaka bewusst. Fest steht, dass diese mindestens seit der Nacht ihrer Festnahme dagewesen sein müssen, wo sie und Akkarin einen „magischen Moment“ haben, als er ihr das Sackleinen aus dem Haar zieht.

In The High Lord finden sich jedoch einige Passagen, in denen sie mit Akkarin nahezu flirtet, nachdem sie seine Komplizin geworden ist. Diese Auslegung ist jedoch Interpretationssache und es könnte ebenso sein, dass sie einfach nur anfängt, sich gut mit ihm zu verstehen. Sonea hat zuvor auch Rothen hin und wieder aufgezogen, wenn er ihr zu ernst war. Man kann, davon ausgehen, dass sie dies bei Akkarin auch anfängt, als sie ihre Furcht vor ihm ablegt. Aus meiner Sicht haben ihre Dialoge mit Akkarin jedoch hier und da eine flirtende Komponente. Allerdings fällt es mir schwer, zwischen Flirten, freundschaftlichem Geplänkel und Nettsein zu unterscheiden, so dass ich hier keine eindeutige Aussage treffen kann.

Fest steht jedoch, dass Soneas Gefühle im Laufe des Buches eine Entwicklung von Furcht und Hass zu Liebe und Respekt durchlaufen und diese ist gut nachvollziehbar dargestellt. Sonea verliert darüber jedoch nicht ihre Rationalität. Zumindest nicht bis zu der Stelle, an der Akkarin von Karikos Messer getroffen wird.

Die Entwicklung von Akkarins Gefühlen für Sonea

Die Ausgangslage: Sonea ist ein lästiges Übel und (vermutlich) ein unerwünschter Mitbewohner, mit dem Akkarin sich irgendwie arrangieren muss.

Bis zu The High Lord ist die Beziehung von Akkarin und Sonea von wöchentlichen Abendessen geprägt, in denen sie über Soneas Studium sprechen. Weitere Berührungspunkte gibt es nicht. Akkarin überwacht Soneas Studium und ist ansonsten mit den Aufgaben eines Hohen Lords und der Jagd nach Sachakanern beschäftigt. Das bietet keine Grundlage, um romantische Gefühle zu entwickeln. Da sie seine Novizin und in seinen Augen sehr jung ist, kommt ihm das vermutlich nicht einmal in den Sinn. Zudem scheint Akkarin niemand, der eine Schwärmerei entwickelt.

Nachdem er Sonea seine Geschichte erzählt hat und diese sich ihm angeschlossen hat, haben beide mehr miteinander zu tun und es entsteht mehr Austausch. Darüber können sich Gefühle entwickeln, weil beide einander nun näher kennenlernen.

Als Akkarin und Sonea schließlich zusammenkommen, wird deutlich, dass er mindestens seit der Nacht ihrer Verhaftung in sie verliebt ist. Es ist also anzunehmen, dass es irgendwo zwischen dem Beginn ihrer Zusammenarbeit und jener Nacht passiert ist.

Hat das Akkarins Entscheidungen beeinflusst?

Dazu schauen wir uns an, welche Entscheidungen Akkarin in der Zwischenzeit getroffen hat:

Er hat Sonea in schwarzer Magie unterwiesen

Dies geschah auf Soneas und Takans Insistieren. Eigentlich widerspricht es Akkarins Prinzipien, jemand anderem dies aufzubürden, doch Soneas und Takans Argumente haben ihn überzeugt. Sollten Akkarins Gefühle hier intervenieren, würden diese eher dagegen sprechen, Sonea zu unterweisen. Doch auch ohne Gefühle würden seine Prinzipien hier greifen, dass er niemanden in seinen Krieg mehr als nötig hineinziehen will. Er tut es nur, weil Sonea und Takan ihm klarmachen, dass jemand anderes das Geheimnis schwarzer Magie kennen muss, um den Kampf fortzuführen, sollte Akkarin sterben.

Er lügt bei der Anhörung, um Sonea zu schützen

Auch hier überwiegen die rationalen Argumente: Akkarin fürchtet, dass die Ichani ihn töten, wenn sie ihn finden. Sollte Sonea bei ihm sein, würde sie mit ihm sterben und was Wissen, wie man schwarze Magie praktiziert, wäre für die Gilde verloren. Deswegen muss Sonea zurückbleiben. Nicht zuletzt hofft Akkarin, dass sein Tod Karikos Rache befriedigt und er die Gilde in Ruhe lässt. In diesem Fall wäre die Gilde in Sicherheit und Sonea bräuchte nicht zu offenbaren, dass sie gegen eine der wichtigsten Gildenregeln verstoßen hat. Eine Win-win Situation.

Trotz seiner Gefühle für Sonea wehrt Akkarin sich bis zuletzt gegen eine Beziehung

Und auch hier ändert er seine Meinung nur auf Soneas Insistieren, was zeigt, welcher Kopfmensch Akkarin selbst im verliebten Zustand ist. Er würde das höhere Wohl (in diesem Fall Kyralia und die Gilde) immer über persönliche Gefühle und Beziehungen stellen.

An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass sowohl Soneas als auch Akkarins Argumente in den obengenannten Punkten valide sind. Soneas Argumente sind jedoch ein wenig vernünftiger, was dazu führt, dass Akkarin ihr nachgibt. Dies liegt jedoch nicht daran, dass Akkarin auf Grund seiner Gefühle für Sonea so entscheidet, was, wie bereits festgestellt, seinem Charakter widersprechen würde. Akkarin ist es gewohnt, auf sich gestellt zu sein und andere Personen nicht in seine Entscheidungen mit einzubeziehen. Dass es seinen Entscheidungen hier und da ein wenig an Objektivität mangelt, hat einen anderen Grund, den man erahnen kann, wenn man The High Lord sorgfältig studiert:

Schuldgefühle. Akkarin fühlt sich schuldig, weil dadurch, dass er als junger Krieger völlig unbedarft nach Sachaka gereist ist, die Gilde nun einer existentiellen Bedrohung ausgesetzt ist. Er wollte nie andere Menschen mehr als nötig in seinen Krieg gegen die Ichani hineinziehen. Sonea steckt unfreiwilligerweise mit drin, weil sie ihn einmal bei einem schwarzmagischen Ritual beobachtet hat. Das ist ein Grund, sie zu beschützen. So wie Lorlen und Rothen, die unglücklicherweise auch mehr wissen, als sie sollten. Oder Takan, dem Akkarin ein Leben in Freiheit versprochen hat. Aus dieser Personengruppe sticht Sonea nicht hervor.

Natürlich könnte man Akkarins Entscheidungen auch im Hinblick auf romantische Gefühle interpretieren. Doch wie auch bei Sonea wäre dies out-of-character.

Der Einfluss des Pairings Sonea & Akkarin auf die Handlung

Im letzten Drittel von The High Lord gibt es mehrere Stellen, an denen Sonea und Akkarin in einen Konflikt zwischen ihrer Beziehung und ihrer Verpflichtung geraten. An einigen Stellen streiten sie deswegen, an anderen ist der Konflikt implizit.

Der Streit hinter dem Wasserfall

Akkarin versucht erneut, Sonea zu beschützen und sie auf einem Umweg nach Kyralia zu schicken, während er es mit Parika am Südpass aufnimmt. Ob er so entscheidet, weil er Sonea liebt, oder weil er überzeugt ist, dass sie auch zu zweit zu schwach wären, Sonea jedoch als Reserve übrigbleiben soll, spielt keine Rolle. Sonea erkennt, dass seine Entscheidung strategisch unklug ist, weil sie zu zweit eine bessere Chance gegen Parika haben und sie niemals rechtzeitig in Imardin eintreffen würde, und wehrt sich. Also selbst, wenn Akkarins Gefühle hier Einfluss auf sein Urteilsvermögen nehmen sollten, wird die Handlung davon nicht beeinflusst, weil Soneas rationales in-character Verhalten den Konflikt auflöst.

Akkarins Alleingang während der Schlacht von Imardin

Akkarin zieht aus, um Lorlen zu retten, während Sonea in die Hüttenviertel zurückkehrt, um dort gegen die Ichani zu kämpfen. Hier dominieren seine Gefühle für Lorlen und er handelt dennoch strategisch klug, wohl weil er sich im Kampfmodus befindet. Schließlich verfügen er und Sonea nun über sehr viel Magie und können es einzeln mit einem Ichani aufnehmen.

Sonea als Köder benutzen, um zwei weitere Ichani zu töten

Auch hier handeln beide strategisch klug und ihre Gefühle füreinander spielen keine Rolle und sie brauchen deswegen nicht einmal zu diskutieren. Sie agieren als Team und nicht als Paar. Sonea soll bei beiden Ichani ihren Trick versuchen, mit dem sie Parika am Südpass getötet hat. Außerdem wissen die Ichani noch nicht mit absoluter Sicherheit, dass auch Akkarin in der Stadt ist. Daher macht es Sinn, ihnen nur Sonea zu zeigen, um zu verhindern, dass sie sich zusammenrotten.

Akkarins Entscheidung, Sonea den Rest seiner Magie zu übertragen.

Ah, wie ich diese Stelle hasse! Auch diese Entscheidung ist strategisch einwandfrei. Es ist nicht sicher, ob Soneas Magie reicht, um die Ichani zu besiegen und Akkarin zu heilen. Außerdem, und das ist noch viel wichtiger, steckt Karikos Dolch in Akkarins Brust, sprich: die Lunge und das evtl. auch das Herz sind betroffen. Eine solche Verletzung ist tödlich oder führt zumindest rasch zum Tod, wenn nicht sofort gehandelt wird, was fatal für den Ausgang des Kampfes sein könnte. Wenn Akkarin stirbt, bevor seine Magie aufgebraucht ist, würde er Sonea ebenfalls in den Tod reißen. Zudem sorgt die Verletzung dafür, dass er kampfunfähig ist, und so muss er seine Magie Sonea übertragen, um sie schnell loszuwerden.

Bei diesem letzten Punkt geht es übrigens weniger darum, Sonea* zu retten, als darum die Gilde und Kyralia zu retten und die Ichani ein für alle Mal zu besiegen.

* und das Baby. Ich habe schon Diskussionen gelesen, in denen Fans glaubten, dass Akkarin davon weiß, obwohl seit dem Sex hinter dem Wasserfall gerade einmal eine Woche vergangen ist. Zu diesem Zeitpunkt hat sich die befruchtete Eizelle gerade ein paarmal geteilt und beginn, sich in der Gebärmutterschleimhaut einzunisten. Dass man einen solchen kleinen Zellhaufen als Magiequelle spüren kann, ist daher sehr unrealistisch. Ein erfahrener Heiler könnte dies vielleicht, doch als Krieger besitzt Akkarin nur ein rudimentäres Wissen in Heilkunst.

Wozu dient die Liebesgeschichte von Akkarin und Sonea, wenn die Handlung auch ohne sie in dieser Form existieren würde?

Um den Einsatz zu erhöhen. Damit es umso tragischer ist, wenn Akkarin stirbt. Damit die Fans etwas zum Fangirlen haben. Um Akkarins Charakter facettenreicher zu machen und zu zeigen, dass er nicht das Monster ist, für den man ihn im zweiten Buch hält.

Und natürlich, damit man am Ende ein Trostpflaster in Form eines Babys erhält. Allerdings ist dies ein Aspekt, den ich aus erzähltechnischer Sicht für unnötig halte und der das Ende noch schlechter macht. Zudem widerspricht die im Buch gelieferte hanebüchene Erklärung dem sonst so verantwortungsvollen Akkarin. Von den zahlreichen Gründen, warum es unwahrscheinlich ist, dass Sonea ausgerechnet da ihren Eisprung hatte, einmal ganz zu schweigen. Aber das ist ein anderes Thema.

Fazit

The High Lord würde auch ohne die Liebesbeziehung von Akkarin und Sonea funktionieren. Sonea könnte ebenso gut Akkarins loyale Schülerin sein und würde damit dieselbe Funktion erfüllen wie die Figur des treuen Freundes oder des treuen Dieners. Die sich im Laufe der Geschichte auf beiden Seiten entwickelnden Gefühle haben keine Auswirkungen auf ihre Handlungen. Die Handlung würde auch ohne romantische Gefühle diesen Verlauf nehmen. Auch da, wo ihre Gefühle ein zusätzlicher Faktor in der Entscheidungsfindung sind, dominieren die logischen und strategisch sinnvollen Argumente. Die Liebe von Akkarin und Sonea erfüllt jedoch eine essentielle Funktion: dass man beim Lesen umso mehr mitfiebert und mehr eigene Gefühle in die Geschichte investiert.

(4) Kommentare

  1. Nika sagt:

    Liebe Lady Sonea,

    Oh, mit diesem Artikel hast du wahrlich einen Nerv bei mir getroffen. Akkarin und Sonea sind für mich einfach DAS Paar schlechthin – und dennoch gebe ich dir vollkommen recht, dass die Trilogie (und insbesondere The High Lord) ohne eine Liebesbeziehung zwischen den beiden auskäme. Es ist sehr interessant, wie du hier argumentierst und analysierst. Vielen Dank dafür. Ich saß die ganze Zeit über nickend vor meinem Bildschirm und fand es sehr interessant, diesen Aspekt einmal so sachlich zu betrachten, wo ich doch sonst immer nur verzückt seufzen kann vor lauter fangirlen. <3

    Liebste Grüße
    Nika

    PS: Ich finde ja auch, dass die Beziehung der beiden im Buch so vage beschrieben ist, dass man sich manches Mal gar nicht sicher ist, ob sie nun ein Paar sind oder nicht. Von diesen unsäglichen Andeutungen bezüglich Sex hinterm Wasserfall oder in der Nacht vor der Schlacht mal ganz zu schweigen. (Was das Ende und das Baby betrifft: Ohne Worte! Ich hasse diesen Epilog so sehr!)

    1. sagt:

      Hallo liebe Nika,

      Ja, so geht es mir auch. Aber ich sehe keinen Widerspruch dazwischen, dass Akkarin und Sonea für mich das One True Pair sind, ihre Beziehung auf den Ausgang der Bücher jedoch keinen Einfluss hat. Jäger des verlorenen Schatzes würde auch ohne Indiana Jones auskommen und trotzdem schaut man den Film wegen Indiana Jones.
      Als ich diesen Artikel geschrieben habe, war ich von Aussagen wie „Akkarin hat Sonea eingeweiht, weil er in sie verliebt war“ und „Sonea ist ihm aus Liebe nach Sachaka gefolgt“ genervt, weil es einfach falsch ist. Auch wenn ich verstehe, woher diese Gedanken kommen.
      Freut mich, dass dir meine Analyse gefallen hat! 🙂

      Liebe Grüße,
      Lady Sonea

      PS: Das finde ich bei Dannyl und Tayend viel extremer. Außer der einen Stelle in The High Lord, wo Tayend als Dannyls Lover (deutsch: Liebhaber?) bezeichnet wird, muss man das wirklich erraten.
      Die Nacht vor der Schlacht … das habe ich schon öfter gehört, dass Akkarin und Sonea da Sex gehabt haben sollen. Ebenso wie die Nacht davor, wo Sonea glaubt, dass Rothen gestorben wäre. Wenn das stimmt und Frau Canavan das so andeuten wollte … ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Für mich hatten sie nur hinter dem Wasserfall Sex.

    2. Nika sagt:

      Hallo Lady Sonea,

      Ja, ich glaube das Thema, wann die beiden wohl Sex hatten, hatten wir schon einmal diskutiert (im Zusammenhang mit Der Zorn der schwarzen Sonnen?) und ich bin jedes Mal wieder entsetzt darüber, dass sie in der Nacht vor der Schlacht und als sie erfährt, dass Rothen angeblich gestorben ist, Sex haben sollten. Für mich absolut absurd.
      Was Tayend und Dannyl betrifft, so gibt es wirklich nur sehr, sehr versteckte Andeutungen einer Beziehung. Überhaupt wird ja nur sehr spärlich angedeutet, dass Dannyl homosexuell ist, hihi. Ich mag Tayend und Dannyl sehr gerne, aber auch diese Love Story hätte es nicht gebraucht.

      Liebe Grüße
      Nika

    3. sagt:

      Hallo liebe Nika,

      Ich erinnere mich. Und ich wundere mich noch immer, wie das im Lektorat durchgehen konnte. Aber das passiert ständig. Es ist ärgerlich, weil es unlogisch ist und nicht zu den Charakteren passt.
      Aus erzähltechnischen Gründen ist Dannyl ab dem zweiten Buch redundant. Aus seinen ganzen Recherchen bezüglich Akkarin und der Geschichte mit den Rebellen hätte man so viel mehr rausholen und mit der Hauptstory verknüpfen können. Was Tayend betrifft, so bin ich froh, dass dieser Aspekt nicht für die Handlung ausgereizt wurde, denn die Konsequenzen wären für die beiden weniger schön gewesen. Aber genau das macht ihre Beziehung eigentlich auch redundant, da muss ich dir leider zustimmen. Ich mag die beiden ja auch sehr gerne.

      Liebe Grüße,
      Lady Sonea

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