Nachdem ich ziemlich lange über diese Frage gegrübelt und in meinem letzten Artikel zu diesem Thema schon einiges darüber geschrieben habe, warum mir das so nahe geht, ist gestern Abend die Entscheidung gefallen:
Meine Story über Akkarins Zeit in Sachaka (Unter tausend schwarzen Sonnen) pausiert bis auf Weiteres.
Einige haben es vermutlich schon gestern Nachmittag mitbekommen, als ich auf Twitter gefragt habe, ob grundsätzlich Interesse an einer solchen Story besteht, denn ich hatte mal wieder versucht, Ursachenforschung zu betreiben. Darauf kamen sogar ein paar Antworten, womit ich ehrlich gesagt nicht gerechnet habe. Von Menschen, die prinzipiell daran interessiert wären und von einigen, von denen ich gar nicht wusste, dass sie die Story überhaupt lesen. Im Laufe des Nachmittags konnte ich dennoch nicht aufhören, weiter über dieses Problem zu grübeln und habe erkannt, dass mir diese Gesamtsituation im Augenblick einfach nicht guttut. Ein neues Kapitel von Unter tausend schwarzen Sonnen hochzuladen, bedeutet für mich inzwischen immensen emotionalen Stress. Früher war Dienstag immer der Tag, an dem ich morgens aufstand und dachte: „Yay! Heute ist wieder Kapitel-Tag! Heute kann ich wieder einmal meine Leser quälen!“, seit einer Weile stehe ich an diesem Tag jedoch mit einem Grummeln im Magen auf, das im Laufe des Tages immer schlimmer wird. So sollte es nicht sein.
Es heißt, als Autor sollte man sich vor seinen Lesern keine Schwäche geben. Weil sie das den Respekt der Fans kosten kann. Aber ich bin kein übernatürliches Wesen mit Superkräften, das Geschichten ohne Ende produziert – ich bin auch nur ein Mensch mit Gefühlen und Bedürfnissen. Und mit Grenzen. Und ich merke, dass ich bei mir gerade an eine solche Grenze stoße und dringend die Notbremse ziehen muss, bevor ich daran kaputt gehe. Ich kann nicht mehr stark sein und so tun, als wäre mir egal, was die Leser von mir oder dieser Story denken. In einer Zeit, in der die Dinge von allen Seiten auf mich einstürmen und ich einen Weg finden muss, das alles zu verarbeiten, bröckelt die Fassade zuerst dort, wo ich mit meinem Herzen am meisten involviert bin.
Als ich gestern Abend nach Hause kam, habe ich meinen Herzensmenschen angerufen. Meine ersten Worte waren „Ich werde meine Akkarin-Story vorerst auf Eis legen“. Und dann kam mein ganzes Elend aus mir raus. Es war ein ziemlich hartes Gespräch, doch er hat mich darin bestärkt, das für mich Richtige zu tun. Denn sehr viel schlimmer kann es ohnehin nicht mehr kommen.
Diese Entscheidung ist mir wahrlich nicht leicht gefallen. Ich habe Angst, dass ich mir damit auch die letzten Leser vergraule. Große Angst. Aber wenn ich daran denke, wie es jetzt ist, dann kann ich dabei nicht mehr viel verlieren. Lange vor dem ersten Kapitel dieser Geschichte wurde mir von vielen Seiten großes Interesse bekundet. Ich hatte trotz meines Bedürfnisses, diese Geschichte mit anderen zu teilen, große Angst davor. Dieses Interesse hat mir ein Stück darüber hinweggeholfen. Aber leider hat das bei mir eine Erwartungshaltung ausgelöst, die nicht erfüllt wurde, was mich auch zu der Frage bringt, wie weit ich auf die Meinung anderer vertrauen darf. Von den damaligen Interessenten hat weniger als eine Handvoll die Story dann wirklich angefangen. Ob sie noch dabei sind, kann ich nicht sagen und ich traue mich auch nicht nachzufragen. Dafür kamen anderen Leser, hielten jedoch auch nur die ersten paar Kapitel durch. Und das bringt mich zu der Frage, was mit dieser verdammten Story nicht stimmt.
Ich weiß, dass es Leser gibt, die einfach nur still lesen und ich weiß, dass es Leser gibt, die sich nur alle paar Kapitel melden oder abwarten, bis mehrere Kapitel draußen sind, um diese dann am Stück zu lesen. Aber das ist ok. Darum geht es nicht. Es geht auch nicht um die Leser, die einfach keine Reviews schreiben können, weil sie nicht wissen, was sie sagen sollen. Und es geht auch nicht darum, dass eine Geschichte dieser Art wegen des speziellen Themas grundsätzlich weniger Leser anzieht (das war mir von Anfang an klar). Es geht um das, was bei mir ankommt, und das wird mit jedem Kapitel, das ich hochlade, mit dem ich tiefer in die Story einsteige und mit dem ich mehr von meinem Innersten offenbare, weniger.
Vor zwei Monaten hatte ich ein paar Fragen gestellt, was ich hinter dem zurückgehenden Interesse vermutet habe. Ein Teil von mir hatte gehofft, das würde etwas ändern oder mir Gewissheit bringen. Aber das hat es leider nicht. Nachdem mir ein paar Leser gesagt haben, dass sie die Story toll fänden, aber nicht wüssten, was sie außer dass Akkarin ihnen leidtut schreiben sollen, kamen die Rückmeldungen sogar noch spärlicher. Ich hatte geglaubt, wenn meine Testleserin die Geschichte liest, würde mir das helfen. Ich hatte gehofft, sie würde etwas finden, das verbesserungswürdig ist. Aber das hat sie nicht. Widersinnigerweise hätte mich das beruhigt, weil dann hätte ich eine Ursache für das zurückgehende Interesse gehabt, an der ich hätte arbeiten können.
Angesichts dessen, was ich in diese Geschichte investiert habe, was sie emotional und ideell für mich bedeutet, komme ich damit nicht klar. Ich dachte, ich könnte es. Ich habe es versucht und bin gescheitert. Das hätte ich nie gedacht, weil ich in dem letzten Blogartikel zu diesem Thema noch geschrieben habe, dass ich eine Geschichte nie wegen mangelnden Feebacks abbrechen würde. Ich finde das auch jetzt noch kindergarten, aber ich gehe diesen Schritt nicht aus Gründen von beleidigter Leberwurst und gekränktem Ego. Ich komme mit dem, was das persönlich für mich bedeutet, einfach nicht mehr klar. Diese Geschichte bedeutet mir tausendmal mehr als meine Fortsetzung. Was dort dazu führt, dass ich mit mir hadere, löst hier starken emotionalen Stress aus. Stress, mit dem ich im Augenblick nicht umgehen kann. Wo ich bei Die zwei Könige darauf vertrauen kann, dass trotz des sich aktuell ausbreitenden Unmuts über mangelnde Action etc. genug Menschen da sind, denen die Geschichte etwas bedeutet, ist der Stress bei Unter tausend schwarzen Sonnen so hoch, dass ich neue Kapitel nur noch unter Bauchschmerzen einstellen kann.
So sollte es nicht sein. Ich hatte das wie erwähnt schon beim „Spion“ und habe mich damals durchgebissen. Aber dazu fehlt mir im Augenblick die Kraft. Wo ich zu meiner Fortsetzung kaum emotionalen Abstand habe, weil sie das ist, was Canavan für mich hätte schreiben sollen, stecke ich bei Unter tausend schwarzen Sonnen so tief drin, dass ich mich auf diese Weise höchst verletzlich mache, indem ich diese Geschichte mit anderen teile. Ohne es verhindern zu können, erhalten die Leser dadurch eine unheimliche Macht über mich, der ich mich nicht entziehen kann.
Jedes Kapitel dieser Geschichte kommt aus den Tiefen meines Herzens. Liebevolle Details, Verbindungen zu den Büchern und zu meiner Fortsetzung, Anspielungen und Parallelen, Stilmittel und noch vieles mehr sind darin enthalten. Auf ihre Weise finde ich sie besser als all meine anderen Werke. Und ich habe einen viel persönlicheren Bezug dazu. Andere daran teilhaben zu lassen, war mir ein unheimlich großes Bedürfnis. Obwohl ich wusste, dass diese Story weniger Leser haben wird*, habe ich darauf gefreut sie zu veröffentlichen. Für mich ist das leider völlig nach hinten losgegangen. Das ist etwas, was ich nie erwartet hätte.
Wenn ich daran denke, wie viel von meiner Seele in dieser Geschichte steckt, fühle ich mich mit meinem Herzen bloßgestellt. Mit jedem Kapitel entblöße ich ein weiteres Stück der Tiefen meines Herzens, aus denen diese Geschichte kommt. Und das macht es für mich im Augenblick unmöglich, diese Flaute auszusitzen und darauf zu hoffen, dass sich dieser Zustand wieder bessert.
Das zweite Juni-Kapitel kommt planmäßig am 23. Juni, danach ist erst einmal Schluss. Im Juli ist wieder Camp-NaNoWriMo und dort wollte ich die Fortsetzung dieser Story schreiben (Arbeitstitel: Die Abenteuer des Hohen Lords). Momentan weiß ich nicht, ob ich nicht doch etwas anders schreiben werde, weil mir das ganze Thema zu nahe geht, was bei mir ein Gefühl von Sinnlosigkeit in Bezug auf dieses Projekt auslöst, aber ich habe noch knapp drei Wochen, das zu entscheiden. Um welche Geschichte auch immer entspannt schreiben zu können, kann ich den emotionalen Stress, den die Veröffentlichung Unter tausend schwarzen Sonnen mir seit einer Weile bereitet, jedoch nicht gebrauchen. Die zwei Könige wird wie gewohnt weiterlaufen. Obwohl es auch hier momentan frustrierend ist, kann ich darauf vertrauen, dass sich das in ein paar Kapiteln wieder legt, zumal ich mich mit dieser Geschichte und anhand so mancher Rückmeldung doch bestärkt fühle, dort nichts falsch gemacht zu haben.
Ob Unter tausend schwarzen Sonnen ab August weiterläuft, kann ich noch nicht endgültig sagen. Die Geschichte wird so lange pausieren, wie ich brauche, um mich von diesem emotionalen Stress zu befreien und eine Distanz zu finden, mit der ich es ertragen kann, diese Geschichte weiterhin mit anderen zu teilen und meine Erwartungshaltung abzustellen und mich selbst zum Weitermachen zu motivieren. Ich wurde schon gefragt, ob ich dann denjenigen, die weiterlesen wollen, die restlichen 46 Kapitel zuschicken werde. Das werde ich nicht. Weil es für mich nichts an dem Problem ändert.
Ich will nicht die Mühe der Leser, die sich in den letzten Monaten zu dieser Geschichte gemeldet und mich motiviert haben, schlecht reden. Ich will nicht die stillen Leser anschwärzen. Ich will nicht all jenen, die die Geschichte gut finden und es nur nicht sagen können, unrecht tun. Ich danke allen von Herzen, die mir auf irgendeine Weise für diese Geschichte ihr Feedback gegeben haben – egal, ob sie noch dabei sind oder ob ich sie inzwischen vergrault habe. Ohne euch hätte ich nicht bis hierhin durchgehalten. Es tut mir leid für alle, die diese Geschichte noch immer mit Freude und Spannung verfolgen. Und es tut mir leid für alle, die sich durch diesen Artikel in irgendeiner Form vor den Kopf gestoßen fühlen oder enttäuscht von mir sind.
Es geht nicht gegen euch. Es ist nicht euer Fehler. Ihr könnt nichts für das, was in mir vorgeht. Ihr seid so, wie ihr seid, und ich bin so, wie ich bin.
Ich kann diese Geschichte nur im Moment einfach nicht mehr weiterführen. Weil mir dazu die Kraft fehlt. Und weil mein Herz an dieser Story hängt.
* Zum Vergleich: Ein neues Kapitel von Die zwei Könige bekommt im Schnitt sagenhafte 5 Reviews pro Kapitel. Unter tausend schwarzen Sonnen hat halb so viele Leser, aber ich kann mich seit einer Weile glücklich schätzen, wenn überhaupt 1 Review pro Kapitel kommt. Ich weiß, dass es anderen Autoren, die über Nischenthemen schreiben, ähnlich wie mir ergeht. Für mich ist das mit einer großen Unsicherheit verbunden und damit komme ich gerade nicht klar.