Änderung an den noch verbleibenden Kapiteln von Yukai

Letzte Woche habe ich mich, schweren Herzens, von einem Handlungsstrang in Das Heiligtum von Yukai getrennt. Nicht komplett, aber in den kommenden Kapiteln wird Dorrien bis auf einen Auftritt am Ende nicht mehr auftauchen.

Die meisten von euch wird diese Neuigkeit vermutlich freuen. Für mich bedeutet dieser Schritt vor allem, dass ich bei diesem Charakter auf ganzer Linie versagt habe.

Für diese Entscheidung gab es keinen bestimmten Auslöser, es war vielmehr so, dass dieser Stein von einem steten Tropfen schließlich gehöhlt wurde. Seit etwa drei Jahren, seit Die zwei Könige, ist Dorrien neben Regin der unbeliebteste Charakter in meiner Fanfiction-Trilogie. Wo Regin als Ekelpaket und auf Grund seines vielseitigen Potentials für mich als Erzählcharakter seine Existenzberechtigung hat, verschwindet Dorrien in „Das Erbe der schwarzen Magier“ bis auf den einen oder anderen Gastauftritt in der Versenkung. Seine Geschichte ist für mich mit der ersten Trilogie zu Ende erzählt. Regin hingegen wird in der zweiten Trilogie noch eine tragende Rolle spielen.

Aus der Haupthandlung ist Dorrien bereits am Ende von „Die zwei Könige“ ausgeschieden. Meine Hauptintention hinter ihm war, dass er über Sonea hinwegkommt und sein Glück findet. Die Umstände, unter denen dieses Glück zustande kam, lieferten jedoch die Voraussetzung für einen weiteren Konflikt in „Das Heiligtum von Yukai“, bevor ich seine Storyline dort zu einem Abschluss bringe, der das Potential für eine Veränderung zu Positiven birgt.

Durch die Reaktionen auf Dorriens letzte Eskapade wurde mir klar, dass meine Ausarbeitung des Charakters, der sich in Black Magician vor allem durch Sturheit, Leidenschaft, einem übersteigerten Sinn für Gerechtigkeit und einer Neigung zu Obsessionen auszeichnet, nach hinten losgegangen ist. Dorrien war als der liebenswerte Idiot gedacht, der auf Grund der obengenannten Eigenschaften allenthalben Mist baut und die Nerven der Menschen in seiner Umgebung strapaziert. Er war als jemand gedacht, dessen Obsessionen auf für andere Charaktere ärgerliche, aber für die Leser amüsante Weise eskalieren. Leider ist dieses Konzept auf ganzer Linie gescheitert.

Im Nachhinein hätte ich mit Dorrien besser einen anderen Weg eingeschlagen. Vielleicht hätte ich ihn schon früher sterben lassen, zum Beispiel auf seiner Sachaka-Mission in „Die zwei Könige“. Aber einen Charakter, der von ganzem Herzen gut ist, kann und will ich nicht umbringen, nur weil er „nervt“.

Als Dorrien anfing, so viel Hass auf sich zu ziehen, lag meine Arbeit an „Das Heiligtum von Yukai“ in den letzten Zügen. Grundlegende Änderungen an seiner Storyline hätte ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr vorgenommen. Allerdings habe ich die Situation auch komplett unterschätzt. Ich ging davon aus, dass die Leser ihn wieder mehr mögen würden, wenn er über Sonea hinwegkommt und die Frau seines Lebens findet. Stattdessen lernte ich, dass sein „kleine Sonea/Trassia/Viana/ beliebiger Frauenname“ als herablassend aufgefasst wird. Bei Regin mit seinem „liebste [beliebiger Frauenname]“ kann ich das nachvollziehen. Regin ist schleimig und er sagt es vor allem dann, wenn er etwas will. Bei Dorrien ist das „kleine [beliebiger Frauenname]“ ein Ausdruck von Zuneigung, den ich aus den Büchern übernommen habe und der in einem entsprechenden Kontext auftaucht. Andere würden hier vielleicht einen Kosenamen einführen, ich bin dankbar, dass es so etwas bei Black Magician nicht gibt.

Hätte ich früher gesehen, wohin das führt, hätte ich mit Dorrien vielleicht einen anderen Weg eingeschlagen. Vielleicht hätte ich ihn für „Yukei“ erneut aus der Wohlfühlzone seines Bergdorfes gerissen und ihm eine Storyline gegeben, die eine schnellere und sichtbarere Charakterentwicklung ermöglicht, anstatt seinen Konflikt mit Regin auf die Spitze zu treiben. Von allen möglichen Szenarien hätte ihm das vielleicht noch am ehesten Sympathien eingebracht. Auf diese Weise hätte ich ihn stärker mit der Haupthandlung verknüpfen können. Allerdings hat sich die erste Trilogie rasch in eine Richtung entwickelt, in der das schwierig bis unmöglich war. Angesichts der vielen anderen spannenden Storylines, die sich insbesondere ab „Yukai“ entwickeln, musste ich Abstriche machen. (Aus diesem Grund kommt Cery in „Yukai“ gar nicht vor, und da auch er nicht allzu beliebt ist, stelle ich mich hier schon einmal auf das Schlimmste ein, wenn er in „Das Erbe der schwarzen Magier“ eine tragende Rolle spielt.)

Da Dorrien in Teil 3 somit nicht mehr für die Haupthandlung in Frage kam, gelangte er in eine Nebenstory, die als Ausgleich zu dem Thriller, der sich derweil in Yukai und Arvice abspielt, gedacht war. Zugleich war es meine Chance, ihm und Regin einen Denkzettel zu verpassen. Beide sind Charaktere mit einem nur schwer zu kontrollierenden Eigenleben, die sich natürlicher verhalten und die Story interessanter machen, wenn ich sie machen lasse. Was als amüsanter Kleinkrieg gedacht war, sollte zugleich bei beiden eine allmähliche Veränderung zum Positiven bewirken. Denn sie beide gehören zu der Sorte, der man erst einen gewaltigen Tiefschlag verpassen muss.

Ich bin es leid, Dorrien vor den Lesern andauernd in Schutz zu nehmen, während ich eigentlich damit meine Entscheidung verteidige, wie ich ihn aus den Büchern logisch weiterentwickelt habe. Es kostet mich nur Kraft und Nerven. Weil ich ihn geschaffen habe, fallen seine Eskapaden, seine Eigenheiten, und wie er von den Lesern wahrgenommen wird, auf mich zurück. Zu einer guten Geschichte gehören für mich auch Charaktere, über die man sich aufregen kann. Egal ob liebenswert-amüsant oder widerwärtig-arschig. Man kann ihnen die Pest auf den Hals wünschen und eigene negative Emotionen auf sie projizieren. Außerdem bieten sie tolles Konfliktpotential. Und genau das hat für mich die Dorrien-Storyline in „Yukai“ aufgewertet.

Vor einem Jahr konnte ich nicht verstehen, warum Brent Weeks auf Grund des Hasses, den seine Fans dem Charakter von Liv entgegengebracht haben, sie nach Blinding Knife weitgehend aus Lightbringer rausgestrichen hat. Seit ihrem Seitenwechsel in Black Prism hege ich keine großen Sympathien für Liv, aber sie ist ein interessanter Charakter mit viel Potential. Sie ist nicht böse, sie ist jedoch fehlgeleitet und hat eine falsche Entscheidung getroffen. Dafür kann ich sie nicht hassen. Dadurch, dass sie in den späteren Bänden kaum noch auftaucht, verkommt ihr Potential. Aber ich verstehe, warum Weeks so entschieden hat. Es ist nicht angenehm, wenn ein Charakter, den man erschaffen hat, so viel Hass auf sich zieht.

Diesen Hass, den Fans auf bestimmte Charaktere haben, ist mir fremd. Und vermutlich trifft es mich deswegen so sehr, weil Dorrien zwar seine Eigenheiten hat, aber von Herzen gut ist. Und trotzdem wird er gehasst. Ja, auch ich habe Charaktere, denen ich wünsche, dass sie verrecken, aber sie gehören für mich dazu und halten die Story lebendig. Ich habe eher Schwierigkeiten mit überflüssigen Charakteren. In meinen eigenen Geschichten bringe ich diese für gewöhnlich um. Nun kann man darüber streiten, ob Dorrien schon längst hätte sterben sollen, weil er keine tragende Rolle mehr spielt. Ich hätte ihn, wie weiter oben erwähnt, wieder in die Hauptstory involvieren können, was sich jedoch bei der Handlung von „Yukai“ nicht angeboten hat. Ihm eine Nebenstory zu geben, die einen Ausgleich zum Hauptkonflikt bietet, und diese zu nutzen, um seine Handlung abzuschließen, erschien mir der sinnvollere Weg.

Ich bedaure, dass es so gekommen ist. Für mich liegt die Tatsache, dass ein Charakter solch unverdienten Hass erfährt, vor allem in meinem Versagen als Autorin begründet. Mir fehlten Erfahrung und Weitsicht, um das Problem einzuschätzen, als ich es hätte angehen müssen. Es tut mir leid, dass dies auf Kosten eurer Zeit ging.

Der Story tut es keinen Abbruch, dass Dorriens Szenen aus allen weiteren Kapiteln von „Yukai“ gestrichen sind. Die Haupthandlung basiert in diesem Teil auf dem Krieg mit Sachaka und den verschiedenen Parteien, von denen die Gilde nur eine kleine ist. Nur seinen Auftritt im letzten Kapitel werde ich so belassen, weil er wichtig ist, um verschiedene Handlungsstränge zu beenden. Außerdem wird dort eine Erklärung für sein Verhalten geliefert, die ich aus storytechnischen Gründen nicht früher bringen konnte. Ich gehe jedoch nicht davon aus, dass diese etwas ändert.

Auf Anfrage werde ich die rausgenommenen Szenen in einem Bonuskapitel im Anschluss an den Epilog hochladen. Ich denke jedoch, dass es auf allen Seiten Nerven schont, wenn sie nicht mehr in der eigentlichen Geschichte enthalten sind.


Edit: Dass ich einen Charakter aus solchen Gründen aus der Geschichte entferne, ist und wird eine einmalige Sache bleiben.

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