Der Camp-NaNoWriMo im April und ein Update zu „Das Erbe 2“

 

Seit Anfang März arbeite ich endlich wieder an Teil 2 der Fortsetzung der alternativen Fortsetzung aka „Das Erbe der schwarzen Magier“. Eigentlich wollte ich dazu schon viel eher einen Blogartikel schreiben, doch nach einer fünfzehnmonatigen Pause von dem Projekt hatte ich Schwierigkeiten mich wieder in der Welt der schwarzen Magier einzufinden und mich wieder daran zu gewöhnen, in der deutschen Sprache zu schreiben. Daher wollte ich mich mit großen Ankündigungen zunächst bedeckt halten.

Unglücklicherweise war der März für mich auch mit zwei Themen besetzt, die es mir erschwerten, mich komplett auf das Projekt einzulassen. Nach der ersten Woche, die von Eingewöhnungsschwierigkeiten und Überarbeitung der ersten Kapitel geprägt war, nahmen mich diese Themen nach und nach in ihren unerbittlichen Griff. Jetzt, anderthalb Monate später, sind sie noch immer sehr präsent. Die anfängliche Aufregung hat sich gelegt, aber ich verwende noch immer unglaublich viel Zeit auf Recherche, weil diese Themen zugleich auch eine unglaubliche Faszination auf mich ausüben. Für meine Fanfictions werde ich sie vermutlich nicht gebrauchen können, was jedoch nicht bedeutet, dass sie für meine Projekte vollkommen unnütz sind. Ich bin Autorin, ich kann alles verwerten. Irgendwie.

Im März habe ich es daher also nicht geschafft, wie geplant ein Kapitel pro Tag zu überarbeiten. Ich war zu unkonzentriert und meine Energie hat dafür nicht ausgereicht. Überarbeiten ging einigermaßen, das Schreiben neuer Szenen, die ich an vielen Stellen noch einfügen musste, war hingegen unglaublich zäh. Als der Monat zu Ende ging, war ich gerade einmal bei Kapitel 19. Da dieses Kapitel den ersten großen Wendepunkt in der Geschichte darstellt, war es dennoch eine gute Stelle, um den überarbeiteten Teil zu rekapitulieren und einen Plan für das Schreibcamp zu machen.

Das April-Camp war meine Rettung aus diesem Sumpf. Nicht, dass es mich komplett von diesen beiden Themen abgelenkt hätte, doch es half mich zu fokussieren und gezielter an der Geschichte zu arbeiten. Insbesondere an den Wochenenden. Allerdings kam Anfang April gleich das nächste Problem auf mich zu: Die Firma, in der ich arbeite, ist umgezogen und ich habe mich so schwer mit der Umstellung getan, dass ich eine Woche lang abends zu nichts zu gebrauchen war. Um überhaupt einen Fortschritt erhalten, habe ich von da an in Abhängigkeit von meiner Verfassung und meinem Konzentrationslevel entschieden, ob ich überarbeite oder schreibe, um irgendwie noch effektiv zu sein.

Umso glücklicher war ich, als endlich mein Osterurlaub anfing. Zehn Tage sich zuhause mit meinen Katzen einigeln und schreiben und nur zum Sport oder zum Einkaufen vor die Tür gehen und nur das Nötigste mit anderen Menschen sprechen (tatsächlich habe ich fast nur mit meinen Katzen gesprochen). Ich habe mich sogar online zurückgezogen, weil mir auch das zu viel war. Sogar aus meiner Cabin, was mich zu der Frage bringt, ob ich überhaupt noch Cabins für Schreibcamps gründen soll, weil es nicht das erste Mal ist, dass ich nach einer Weile von dort abtauche.

Anders als im Juli, als ich mit wildfremden Menschen in einer Cabin war, war es dieses Mal wieder eine kleine, feine Cabin bestehend aus zwei Amerikanern und einer deutschen Schreibfreundin, mit der ich schon viele Camps bestritten habe. Da mein deutscher Twitter-Account weitgehend stillliegt und ich dagegen in der englischen Schreibcommunity umso aktiver bin, lag es für mich nahe, mir meine Mitstreiter dort zu suchen. Im Nachhinein habe ich ein schlechtes Gewissen ob meiner permanenten Abwesenheit in der zweiten Monatshälfte. Zugleich bin ich jedoch auch froh, dass ich besser auf mich höre und mich zurückziehe, wenn mir etwas zu viel wird. Auch wenn mich das in den Augen anderer vermutlich noch mehr zum Einsiedler macht.

Nachdem mich die Wochen zuvor in so ziemlich jeder Hinsicht überfordert haben, hat dieser zehntägige, komplette Shutdown unglaublich gutgetan. Jeden Morgen bin ich früh aufgestanden, um die Wordsprints auf Twitter mitzumachen. Es gibt dort einen Account namens @NaNoWordSprints, der im November und während der beiden Camps im April und Juli Wordsprints anbietet. Leider scheint dieser während der Camps nur zu Zeiten besetzt, die für US-Amerikaner verträglich sind, weswegen ich sehr früh aufstehen musste. Damit konnte ich bis mittags einen guten Vorsprung hinlegen. Da ich von den Sprints abhänge, um mich zu fokussieren, war mein Fortschritt während der Nachmittage langsamer – teilweise habe ich in diese Zeit zu überarbeitende Szenen geschoben. Mit dem Fortschreiten des Urlaubs wurden diese jedoch immer weniger, weil ich mich der Stelle näherte, an der ich vor anderthalb Jahren Ende November aufgehört habe. Da ich zugleich auch immer besser in die Story reinkam (und die Ablenkfaktoren viel geringer waren), konnte ich zum Ende hin auch rein schreibend meine ca. 10k pro Tag halten.

Bei sehr langen und komplexen Geschichten weiß ich vorab immer weniger über die Handlung je später in der Geschichte diese stattfindet. Deswegen ist es mir ein chronologisches Vorgehen beim Überarbeiten sehr wichtig. Dabei fülle ich fehlende Szenen auf, die das Gesamtbild ergänzen und Ideen für die verschiedenen Erzählcharaktere liefern oder ein Thema vorbereiten, das ich später wieder aufgreife. Das trägt dazu bei, dass ich mir über spätere Kapitel genauer klarwerde. Im November 2017, als ich die erste Hälfte von „Das Erbe 2“ schrieb, habe ich deswegen nur wenige Szenen aus späteren Kapitel geschrieben, wo ich damals schon wusste, dass sie so oder zumindest ähnlich stattfinden werden.

Insgesamt habe ich im April 280k Wörter von „Das Erbe 2“ überarbeitet bzw. neu geschrieben, wobei das Überarbeiten mindestens 2/3 ausmacht, anders wäre dieser hohe Wordcount angesichts der vielen Dinge, die mich neben dem Schreiben beschäftigt haben, nicht möglich gewesen. Ich hätte gerne die 300k geschafft, aber dazu hätte ich zum Ende hin noch ein paar Szenen mehr zum Überarbeiten haben müssen oder mehr Wordsprints. Tatsächlich hätte ich noch ein paar solcher Szenen gehabt. Allerdings gehören diese zu den letzten beiden Kapiteln und ich klebe momentan zu sehr an dem chronologischen Vorgehen, um da eine Ausnahme zu machen.

Jetzt ist das Schreibcamp vorbei, der Alltag hat mich zurück und es geht dementsprechend wieder langsamer vorwärts. Meine Motivation ist jedoch weiterhin hoch. Ich bin ich keine zehn Kapitel mehr vom Ende von „Das Erbe 2“ entfernt. Einen Titel habe ich immer noch nicht, soll heißen: Ich habe einen Arbeitstitel, aber der ist auf Englisch und lässt sich nur hässlich übersetzen. Der Plan ist, diese fehlenden Kapitel in den nächsten Wochen zu schreiben und alles in die Wege zu leiten, damit ich im Juli mit Teil 3 loslegen kann. Mehr dazu und zu einem allgemeinen Ausblick auf meine Geschichten und meine weiteren Pläne, in einem anderen Artikel.

Leseproben kann ich euch momentan leider nicht bieten, da viele meiner Lieblingsstellen die „Königsmörderin“ spoilern würden. Für alle, denen das auf meiner Facebook-Seite entgangen ist, poste ich unter diesen Artikel jedoch noch einmal die Szene, die ich irgendwann vor Ostern dort geteilt habe. Diese Szene enthält nichts, was in „Yukai“ nicht zumindest angeteasert wurde und darüber hinaus einen Rothen, der auf seine alten Tage richtig bissig wird:


Der Gong zum Unterrichtsende hatte vor zwanzig Minuten geläutet. Die Treppen und Korridore waren verlassen, alle Novizen waren zum Abendessen, in die Bibliothek oder ins Novizenquartier gegangen. Am oberen Ende der Treppe hielt Rothen kurz inne und genoss den friedlichen Anblick.

„Noch einen angenehmen Abend, Lord Rothen.“

Die beiden Novizen, die ihm geholfen hatten, die Versuche abzubauen, die Chemikalien wegzuräumen und die Instrumente zu spülen, verneigten sich vor ihm. So kurz vor den Prüfungen vermutete Rothen, dass sie damit ihre Note aufbessern wollten. Für Rothen war die Arbeit damit schneller erledigt. Normalerweise bauten die Novizen die Experimente selbst auf und ab. Bei sehr aufwändigen Experimenten war beides in einer Stunde oft nicht möglich. Meist halfen einige eifrige Novizen Rothen vor der Stunde beim Aufbau oder nach dem Gong beim Abbau, sofern sie da keinen Unterricht hatten.

„Euch auch“, erwiderte er. „Und vergesst die Protokolle nicht.“

„Auf keinen Fall, Mylord.“

Die beiden Jungen eilten die Stufen hinab, Rothen folgte ihnen ein wenig langsamer, die Mappe mit seinen Unterlagen unter dem Arm.

Auf halbem Weg ins Erdgeschoss kam ihm eine vertraute, purpurgewandete Gestalt mit hastigen Schritten entgegen. Den Überraschten spielend, hielt Rothen inne.

„Nanu, was sehen meine müden, alten Augen da?“

„Rothen!“, keuchte Farand. „Es tut mir leid! Ich habe es nicht eher geschafft.“

„Der Unterricht ist seit fast einer halben Stunde zu Ende. Haben dich deine Novizen im Klassenzimmer eingeschlossen oder was willst du mir weismachen, warum du mich hast hängenlassen?“

Farand bedachte ihn mit dem seltsamsten Blick. Dann echote sein Lachen in der Eingangshalle. „Ich hätte dir das mit dem inneren Krieger nicht sagen dürfen. Du wirst auf deine alten Tage noch richtig bissig.“

„Und ich beiße, wenn du dich weiter darüber lustig machst.“

Farand lachte erneut. „Es war Lord Elben“, sagte er dann um ein ernstes Gesicht bemüht. „Er hat irgendwo aufgeschnappt, dass ab dem neuen Halbjahr die Gehälter gekürzt würden und er hat mir einen langen Vortrag darüber gehalten, warum das bei ihm nicht geht. Ich habe versucht, ihm zu entkommen. Mir war gar nicht bewusst, dass er so hartnäckig sein kann!“

„Wo wir schon beim Thema sind,“ Rothen senkte die Stimme, „seit gestern Abend haben wir einen neuen Verbündeten.“

„Wen?“, fragte Farand verschwörerisch.

Rothen druckste herum. „Unser Oberhaupt der Krieger.“

„Du hast dich mit dem Feind verbündet?“, rief Farand. Ein Novize, der an ihnen vorbeihastete, warf ihnen einen nervösen Blick zu. Rothen zwang sich zu einem Lächeln. „Also das hätte ich dir wirklich nicht zugetraut, Rothen.“

„Er ist ebenso dagegen wie wir. Wenn auch vielleicht aus nicht ganz denselben Motiven. Aber das spielt für das Ziel keine Rolle. Vielleicht solltest du Elben ebenfalls hinzuziehen. Auch wenn ich mir Besseres vorstellen kann, als mit ihm zu arbeiten.“

„Nun, du arbeitest mit Lord Regin.“

Ich hätte nie gedacht, dass es einmal soweit kommt, dachte Rothen. „Regin hat Einfluss. Elben ist nur ein Schwätzer. Aber vielleicht kann er uns nützlich werden. Er hat noch immer enge Bande zu Haus Maron. Wenn die begreifen, dass ihre Magier bei uns nicht mehr verwöhnt werden und nicht mehr zur geistigen Elite gehören, weil uns die Mittel fehlen, werden sie ihre Meinung noch ändern.“

„Und unsere ‘Verbündeten’ werden ihre Meinung vielleicht ebenfalls ändern, wenn sie merken, dass ihre Interessen dabei nicht gewahrt werden“, murmelte Farand.

„Dann wird es zu spät sein.“

Farands Augen verengten sich. „Dir macht das Spaß, nicht wahr?“

„Ich habe mich selten so amüsiert.“

„Brauchst du noch Hilfe im Klassenzimmer?“

„Das zu fragen fällt dir jetzt ein?“

„Ich dachte, du wärst mich suchen gekommen.“

„Wahrhaftig! Ich hatte zwei vorbildliche Novizen, die sehr daran interessiert waren, ihre Noten aufzubessern, als Unterstützung, während dein innerer Krieger anscheinend geschlafen hat.“

Farand kicherte. „Tut mir leid. Beim nächsten Mal, das er mich in ein Gespräch verwickelt, werde ich mich fragen ‘Was würde Rothen tun?’“

„Tu das.“ Rothen nickte zum Erdgeschoss. „Kommst du mit zum Magierquartier?“

„Bedaure. Ich muss noch etwas für morgen vorbereiten. Aber es wäre großartig, wenn du Luzille bescheid sagst, dass ich später komme.“

„Natürlich“, sagte Rothen. Er grinste. „Soll ich ihr auch sagen, dass sie anstatt dich lieber Elben schelten soll?“

„Ah, wenn du das tun könntest!“

„Natürlich.“

„Du bist ein echter Freund.“

Amüsiert setzte Rothen seinen Abstieg fort. Durch die geöffneten Türen flutete trübes Licht in die Empfangshalle. Der Tag hatte strahlend begonnen, doch im Laufe des Nachmittags hatten Wolkenschleier den Himmel eingetrübt. Lord Davin hatte für die nächsten Tage Regen prophezeit. Rothen würde es nicht wundern, wenn es bereits in der Nacht anfing.